Stille mein Sehnen
diese befriedigten und erfüllten Geräusche.
Das ist aber schnell gegangen , schmunzelte Faith in sich hinein. Sie hatte noch nie zwei Männer zusammen gesehen und fand die Szene irgendwie niedlich, der große, muskulöse Tom und der kleinere, zarte Patrice, wie sie sich in tiefster Zufriedenheit aneinanderkuschelten. Es war ein schöner und berauschender Anblick, der ihr das Herz wärmte.
Sie griff nach Lucas Hand, doch der ballte diese zu einer Faust. Überrascht sah sie zu ihm auf. Unbewegt stand er neben ihr, starrte auf die zwei Schmusenden und sagte kein Wort. Etwas in seinem Blick beunruhigte Faith. War das Trauer?
Verwirrt zog sie an seinem T-Shirt. „Lass uns verschwinden“, flüsterte sie.
Luca wirkte überrascht, als er sie ansah. Hatte er sie etwa beim Anblick der beiden Männer vergessen? Er vermisst es, vermisst diesen Steven !
Unvermittelt bohrte sich ein Stich in ihr Herz. Würde sie einem Mann genügen, der bisexuell war?
Luca ließ sich von ihr aus dem Gang ziehen und weiter aus dem Club, aus der Bar und hinaus auf die Straße. Angst machte sich in ihrem Herzen breit, als sie die versteinerte Miene sah und er stoisch neben ihr herlief. Sie traute sich nicht, nach Steven zu fragen. Was empfand Luca? Was ging in ihm vor? Wo waren die Glückseligkeit und Ausgelassenheit, die sie vor wenigen Minuten noch empfunden hatten?
Faith zwängte ihre Hand zwischen seine zusammengekrallten Finger und schmiegte sich an seinen Arm. In der Wohnung angekommen, ging Luca zur Bar und goss sich einen Scotch ein. Er stand am Fenster und starrte über die Dächer der Stadt. Innerlich zitternd lehnte sie sich an seinen Rücken.
„Rede mit mir, Luca. Was ist mit dir?“
Sie hörte ein krampfhaftes Schlucken und spürte die Anspannung in seinen Muskeln. Er antwortete nicht.
„Ich geh unter die Dusche“, flüsterte sie, die Tränen mit aller Kraft zurückhaltend.
Im Badezimmer sank sie auf die Knie und schluchzte haltlos, barg das Gesicht in den Händen.
Tu mir das nicht an. Lass mich nicht im Stich, nicht jetzt, nicht nach dieser Nacht. Rede mit mir. Sag mir, was dir fehlt.
Unaufhörlich rannen ihr Tränen über die Wangen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie auf dem Boden hockte, bis starke Arme sie umschlangen. Ein klägliches Schluchzen brach aus ihr heraus, und sie klammerte sich an Luca fest.
„Bitte, geh nicht! Lass mich nicht allein.“
„Ich gehe nirgends hin, mein Schatz. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verunsichern. Es ist alles gut.“
Gut? Gar nichts war gut. Luca hielt sie zwar, strahlte die gewohnte Wärme und Geborgenheit aus, doch es fühlte sich an, als wäre er meilenweit weg. Seine Stimme klang emotionslos.
„Erzähle es mir, Luca. Was ist los mit dir?“
„Die beiden zu sehen, hat mich an jemanden erinnert, der mir sehr wichtig war.“
Gott, er klang unendlich traurig. War er mit Steven zusammen gewesen? Hatte er ihn geliebt? Faith war nicht in der Lage, diese Fragen zu stellen. Zu tief saß die Angst, Luca zu verlieren.
Mit zitternden Beinen stand sie auf, konnte ihm nicht in die Augen sehen. Fahrig zog sie sich aus, ließ die Korsage zu Boden gleiten und trat unter die Dusche, um die Tränen wegzuspülen. Das drückende Schweigen legte sich wie eine Zwangsjacke um sie, schloss sie ein und schottete sie von der Welt und den eigenen Empfindungen ab.
Als Faith aus der Dusche trat, war Luca nicht mehr im Badezimmer. Wie betäubt trocknete sie sich ab und ging ins Schlafzimmer. Die tiefe Erleichterung, dass Luca im Bett war, konnte die Leere in ihr nicht füllen. Sie legte sich neben ihn, sah ihn lange an und streichelte seine Wange.
„Denkst du an Steven?“
„Du weißt von ihm?“
„Maya und Patrice haben ihn erwähnt. Allerdings versäumten beide, mir zu sagen, dass du ihn geliebt hast.“
Luca riss die Augen auf. „Geliebt? Gott, Faith! Du irrst dich. Ich liebe Steven nicht. Neben Aidan war Steven mein bester Freund.“
„Und ihr habt miteinander geschlafen?“
„Ja.“
Er hatte nicht gesagt, dass sie miteinander gespielt oder eine Session gehabt hatten. Nein, Luca dementierte nicht, dass sie miteinander geschlafen hatten. Dieser Mann musste ihm unvergleichlich viel bedeuten.
„Was ist passiert?“
Sie lagen sich gegenüber, und Faith sah deutlich, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen. Er nahm sie in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Wir waren im Club, als mein Handy klingelte. Es war Grace, und sie wollte, dass ich heimkomme. Sie
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