Stille mein Sehnen
ablegte.
„Es tut mir leid, Maya hat mich die Zeit vergessen lassen.“ Sie hörte, wie Luca die angehaltene Luft geräuschvoll ausstieß.
„Ich dachte, dir ist was passiert.“
Er hauchte ihr einen Kuss in den Nacken, während sie begann, mit Gläsern zu hantieren. Dann riss sie die Kühlfächer unter der Theke auf und sah sich um.
„Du musst dir keine Sorgen machen. Ich laufe dir nicht weg. Du kennst Maya. Ich habe nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist.“
„Frauengespräche?“
„Hmmm.“ Faith öffnete jede Tür und sah in die Fächer.
„Was suchst du?“, fragte Luca hinter ihr.
Verwundert drehte sie sich um. „Nichts. Es ist alles da.“
„Was denkst du denn? Ich bin schließlich seit acht Uhr hier. Deine Theke ist vorbereitet, alles aufgefüllt, und Zitronen habe ich ebenfalls aufgeschnitten.“
Faith atmete tief durch und legte die Arme um seinen Hals. Ein dicker Schmatzer hallte durch den Raum. „Du bist ein Schatz!“
Luca grinste breit. „Ich weiß.“
Hinter ihnen erklang ein Räuspern, das Faith zusammenzucken ließ. Als sie sich umdrehte, sah sie in Bills lächelndes Gesicht. Dennoch wirkte er angespannt. Das Grinsen konnte sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihn etwas bedrückte. Sie kannte ihn zu gut.
„Ich wollte nur mal anmerken, dass ich auch noch da bin. Es ist faszinierend, wie die Welt um euch herum versinkt, aber für die anderen ist das nicht angenehm.“
„Was machst du so früh hier?“
„Dir gleichfalls einen guten Abend, Faith.“ Er hob sein Glas und schwenkte die goldene Flüssigkeit darin. „Ich sitze hier, trinke Scotch und warte auf dich. Ich muss dringend mit dir reden.“ Der letzte Satz galt eindeutig Luca, der daraufhin flüchtig ihre Wange küsste und verschwand.
„Was macht dir zu schaffen?“
„Ich muss dir was gestehen, und es wird dir nicht gefallen. Es war nicht meine Absicht, das musst du mir glauben. Du kennst Ben! Fängt er an, Fragen zu stellen, verstrickt man sich und sagt Sachen, die man nicht sagen will, und plötzlich hat man seine ganze Seele vor ihm ausgebreitet und weiß nicht, wie das passiert ist.“
„Langsam! Alles schön der Reihe nach. Du hast mit Prof. Cunningham gesprochen?“
„Nein … ja … Ach Scheiße! Ich habe nicht mit Prof. Dr. Cunningham gesprochen, sondern war mit Ben privat essen, harmlos und unverfänglich – dachte ich jedenfalls. Ich musste mit jemandem reden, der mir das alles erklären kann, und Ben und mich verbindet eine jahrelange Freundschaft. Dass du bei ihm warst, wusste ich nicht. Er fragte nach dir, und dann gab ein Wort das andere. Faith, es tut mir leid.“
„Was willst du mir sagen?“ Ihre Stimme klang weniger gelassen, wie sie sein sollte.
„Ich habe ihm von dir und Luca erzählt. Er tat, als wüsste er alles. Ja, ich hätte wissen müssen, dass du vieles verschweigst. Ich kenne dich schließlich lange genug, aber …“
„Aber was, Bill?“ Faith wurde wütend, und ihre Stimme klang schrill.
„Ich habe ihm erzählt, dass ich Luca für aggressiv halte und du dich besser von ihm fernhalten solltest. Es ist mir rausgerutscht.“
Wie ein Häufchen Elend saß er vor ihr, die Stimme kleinlaut, und ihrem Blick nicht standhaltend. Er hätte ihr leidtun können, wären nicht Wut und Angst in ihr aufgestiegen.
„Du hast was?“, schrie sie ihn an.
Die wenigen Gäste, die in der Zwischenzeit gekommen waren, sahen dem Schauspiel interessiert zu.
„Es tut mir leid.“
„Es tut dir leid? Das ist ein bisschen wenig. Wie konntest du?“
Bill schwieg und sah sie nicht an.
„Du weißt, wie sehr ich Ben vertraue und dass ich auf ihn höre. Wird er mir am Mittwoch sagen, ich soll mich von Luca trennen? Wird er das sagen?“
Noch während sie diese Frage stellte, wurde ihr bewusst, dass Ben Luca nach dem Essen mit Bill zu sich bestellt hatte. Ihre Hände begannen zu zittern. Mein Gott, was hatte Ben wirklich von ihm gewollt? Warum sprach Luca nicht mit ihr? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ben diese neue Konstellation auf sich beruhen ließ. Ihr graute vor Mittwoch.
„Wie gesagt, ich wollte das nicht. Seine Fragen sind zusammenhanglos, glaubt man zumindest. Es kommen einem Dinge über die Lippen, die man nicht sagen wollte und an die man gar nicht dachte.“
Abwehrend hob sie die Hand. Bens Vorgehensweise war ihr nicht unbekannt. Auch sie hatte nicht mehr gewusst, wo ihr der Kopf stand. Außerdem wurde es langsam voll. Für ernsthafte Gespräche, die
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