Stille mein Sehnen
niemanden etwas angingen, fehlte ihr die Zeit.
„Du solltest mit Luca reden. Heute Morgen hat Ben ihn zu sich bestellt. Ich weiß nicht, was er ihm gesagt hat. Es wird nicht angenehm gewesen sein. Luca ist der Leidtragende.“ Sie beugte sich über die Theke und funkelte Bill wütend an.
„Wenn er mich wegen deines losen Mundwerks verlässt, verzeihe ich dir das nie, Bill Pullman. Du musst mich nicht verstehen, aber meine Entscheidungen akzeptieren, wollen wir weiterhin befreundet sein.“
Kapitel 22
Als Faith verstohlen lächelte und sich ihre Wangen röteten, sah Bill sich überrascht um. Da stand er, Luca Jones, der Mann, den Faith über alles liebte, und den er verabscheute. Seltsamerweise blieben diesmal bei dessen Anblick die Wut und das Brennen in der Brust aus. Völlig emotionslos sah er Luca an. Bill wandte sich noch einmal an Faith, die sich einem neuen Gast widmete.
„Ich werde mit ihm reden.“
„Tu das!“, zischte sie.
Scheiße, sie war verdammt wütend auf ihn. Wie war das alles nur passiert?
Eigentlich hatte er mit Ben über Janette, die Session und sein eigenes Outing gesprochen. Natürlich erwähnte er den Club und dass Faith dort arbeitete. Seine Ängste um sie waren zur Sprache gekommen, die Session, der er beiwohnen durfte. Als Lucas Name fiel, erkundigte Ben sich nach ihm.
Bill holte tief Luft und ging auf ihn zu. „Können wir reden? Ich müsste da mal was klarstellen.“
Luca nickte und ging zu einer kleinen Sitzgruppe in der hintersten Ecke der Bar. Wortlos setzte er sich und wartete.
Mit stockenden Worten erzählte Bill, was er getan hatte. Im Nachhinein kam er sich dämlich vor, auf Ben reingefallen zu sein. Eigentlich kannte er ihn gut genug, um den Hinterhalt als solchen erkennen zu können. Rückblickend war man immer schlauer. „Da habe ich echt Mist gebaut, was?“
Luca sagte nichts, verzog keine Miene, trug ein Mastergesicht – unbewegt, unnachgiebig und gefühllos. Bills Unbehagen wuchs ins Unermessliche. Dieser Blick machte ihn hilflos und wütend zugleich. Wie war es möglich, dass Faith diesen Mann liebte?
„Was immer Ben gesagt hat, er will Faith helfen. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen, das weiß ich. Das wollte ich auch nicht. Das Gespräch mit Ben ist mir entglitten. Ich habe instinktiv auf die Fragen geantwortet, ohne nachzudenken.“ In einer hilflosen Geste hob er die Hände. „Ich will mich nicht rechtfertigen, wollte nur sagen, dass es mir leidtut, sollte Ben dir zu nahe getreten sein.“
„Ist er nicht“, war die einzige Antwort, die Luca knapp und scheinbar emotionslos gab. Bill wartete, dass er weitersprach und das Gespräch aufnahm, doch das tat er nicht.
Erst als er aufstehen wollte, sagte Luca: „Ich mag dich nicht sonderlich, Doktorchen, aber Faith liegt viel an der Freundschaft mit dir. In Zukunft werden wir einen Weg finden müssen, miteinander klarzukommen.“ Luca gab ihm keine Zeit zu antworten. Er ließ ihn sitzen und ging zu Maya, die in diesem Augenblick an der Theke Platz nahm.
Entgeistert beobachtete Bill, wie Luca Maya in den Arm nahm und Faith anlächelte. Diese machte eine Bemerkung und Luca nahm lachend den Arm von Mayas Taille. Faith sah glücklich aus, und der Blick, den sie Luca schenkte, war der, den er sich immer erträumt hatte.
Ob Faith mit der Vermutung, es steckte Absicht dahinter, richtig lag? Ihm wäre es lieber, Luca nicht in ihrer Nähe zu wissen. Doch ihr Glück lag ihm mehr am Herzen als seine Eifersucht. War das nicht auch Liebe?
Luca kam mit einem Glas auf ihn zu und stellte es auf dem kleinen Tisch vor ihm ab. „Prost, Doktorchen! Janette ist in einer halben Stunde da, und Faith sagt, sie kommt klar. Viel Spaß!“ Damit verschwand er durch die Hintertür.
Allein der Name ließ ihn innerlich zittern. War er wegen Faith gekommen oder hatte ihn die Sehnsucht nach der Mistress hierher getrieben? Lucas süffisantes Grinsen ärgerte ihn, die Erektion in seiner Hose ebenso. Verdammter Mist! Er war doch nicht sexbesessen! Würde sie überhaupt mit ihm spielen wollen?
Spielen … Im Grunde nicht das richtige Wort für das, was man bei einer Session erlebte. War das ein Spiel? War es für Janette ein Spiel? Für ihn war es viel mehr als das. Bill drehte das Glas in seinen Händen und starrte vor sich hin. Er sollte von hier verschwinden, alles hinter sich lassen und in sein ruhiges, normales Leben zurückfinden. Wie hatte er sich so gehen lassen können? Er war nicht der Typ für sexuelle
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