Stille meine Sehnsucht, Geliebter!
verschwunden.
Wieder einmal auf der Flucht, dachte Cristiano grimmig.
Nur würde er diesmal, wenn nötig, bis ans Ende der Welt gehen, um sie zu finden.
Letzten Endes musste er nicht ganz so weit gehen – er fand sie nämlich in seinem Arbeitszimmer, wo sie es sich mit einem Buch auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Zu ihren Füßen lagen wie zwei treue Wächter Rambo und Terminator – und tatsächlich fingen sie an zu knurren, als er sich dem Sofa näherte.
„Sieht ganz so aus, als müsste ich mich an meinen eigenen Hunden vorbeikämpfen, um mit meiner Ehefrau zu reden“, stellte er mit einem spitzbübischen Grinsen fest und schnippte mit den Fingern. Rambo erhob sich widerwillig und trottete zu ihm, während Terminator mit seinem Kopf auf den Pfoten stoisch neben Laurel liegen blieb.
„Wenn du als Kind nie Bücher gehabt hast – woher kommt dann deine Leidenschaft für das Lesen?“
„Ich hatte eine wunderbare Grundschullehrerin. Miss Hayes. Sie hat mein Interesse für die Literatur geweckt.“ Laurel fuhr mit der Hand durch Terminators weiches Fell. „Schick sie nicht weg. Es ist so schön, sie nach all der Zeit wieder in meiner Nähe zu haben.“
Cristiano entschied, dass es besser war, einen Hund zwischen ihnen liegen zu haben, als Laurel zu verärgern, und so setzte er sich ans andere Ende des Sofas.
„Kann ich deine Lektüre kurz unterbrechen? Ich muss nämlich unbedingt mit dir reden.“
Laurel ließ langsam das Buch sinken, sagte aber nichts.
Auch Cristiano wusste plötzlich nicht so recht, wo er anfangen sollte. „Ich habe noch nie für eine Frau das empfunden, was ich für dich empfinde“, sagte er stockend. „Und ich dachte immer, dass ich dir mit meinem Eheversprechen den Beweis für die Aufrichtigkeit meiner Gefühle gegeben habe. Mir ist jetzt klar geworden, dass ich nicht genug Zeit mit dir verbracht habe, um dir auch im Alltag meine Liebe immer wieder aufs Neue zu beweisen. Aber ich war wirklich davon überzeugt, dass unsere Ehe auf einem festen Fundament steht – auch weil du mir nie gesagt hast, dass es für dich nicht so ist. Du hast dich immer für meine – wie ich jetzt besser weiß, unpersönlichen – Geschenke lächelnd bedankt. Du hast schweigend die nicht gerade diskreten Kommentare meiner Mutter hingenommen.“
„Sie ist deine Mutter, und ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen. Weil ich weiß, wie sehr du sie liebst.“
„Du bist meine Ehefrau, und ich liebe dich . Die wichtigste Person für mich warst du. Bist du. Und das wird auch immer so bleiben.“ Während er auf eine Reaktion von ihr wartete, kehrte abermals eine fast irreale Stille ein, in der sie sich lediglich gegenseitig ansahen. „Bitte sag etwas“, murmelte Cristiano schließlich.
„In dem Fall, dass wir es noch einmal miteinander probieren sollten …“, sagte sie vage, „… was ist mit der Familie, von der du immer geträumt hast?“
„ Du bist die Familie, von der ich immer geträumt habe. Und was alles andere betrifft …“, Cristiano nahm Laurel das Buch aus der Hand und zog sie auf die Füße, „… werden wir schon einen Weg finden. Und zwar gemeinsam. Ich möchte, dass du deine Gefühle und Gedanken mit mir teilst. Und glaub mir – diesmal werde ich dir mit beiden Ohren zuhören. Ti amo. Ich liebe dich.“ Er hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Stirn und schaute sie hoffnungsvoll an.
Laurel musterte ihn mit ihren mysteriösen grünen Augen. Jede Sekunde, die verging, war eine Folter. Er wusste nicht, wie er auf eine Zurückweisung reagieren würde.
„Verletz mich noch einmal, und es wird keine zweite Chance geben“, sagte sie schließlich.
„Wenn ich dich verletze, werde ich wahrscheinlich von meinen eigenen Hunden zerfleischt“, sagte er mit heiserer Stimme. Langsam öffnete er seine Hand. In ihr lag Laurels Ehering. „Diesen solltest du an deinem Finger tragen und nicht in deiner Tasche.“ Cristiano streifte ihr den Ring über. „Und nimm ihn nie wieder ab.“
9. KAPITEL
„Gehört das zu deinem Plan, mein Vertrauen zurückzuerobern? Willst du mich vielleicht kopfüber an ein Seil hängen und über dem Schlund des Vulkans hin und her pendeln lassen?“ Laurel klammerte sich an den Armlehnen des Hubschraubersitzes fest und ließ mit einer Mischung aus Angst und Faszination den Blick über die bizarren Lavafelder und den Hauptkrater schweifen. Selbst von hier oben konnte man die raue und zerstörerische Urgewalt des Vulkans förmlich spüren.
Cristiano
Weitere Kostenlose Bücher