Stille meine Sehnsucht
aber sie sprach weiter. “Jetzt wird mir klar, dass ich nur Angst hatte und nach möglichen Erklärungen gesucht habe.” Sie blickte Jack an. “Es tut mir leid”, flüsterte sie. “Kannst du mir verzeihen, dass ich an dir gezweifelt habe?”
Sehr lange stand er vollkommen reglos da. Dann sagte er: “Ja, das kann ich.”
Er hatte noch nicht gesagt, dass er bleiben würde, dennoch fühlte Dani sich unendlich erleichtert. “Außerdem versichere ich dir, dass du dich wegen meines Vaters in keiner Weise mehr mir oder meinen Schwestern verpflichtet fühlen musst.” Nur bitte geh jetzt nicht, fügte sie in Gedanken hinzu.
Er nickte knapp und wirkte so unnachgiebig wie zuvor. “Das weiß ich zu schätzen.”
“Also?” Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, aber sie war bereit, ihn anzuflehen, weiterhin für sie zu arbeiten.
“Ist das alles?”, fragte er kühl.
“Ja.” Sag schon!, dachte sie. Sag schon, was ich tun muss, damit du bleibst.
“Denn ich muss diesen ganzen Kram wieder wegräumen, wenn Sie nichts mehr zu sagen haben, Lady Boss.” Damit drehte er sich um und ging zurück in die Baracke.
Er würde bleiben! Und er hatte nicht darauf bestanden, dass sie ihn anflehte. Am liebsten hätte sie sich ihm an den Hals geworfen, sich an seine breite Brust geschmiegt und …
“In dem Fall bleiben wir auch”, verkündete Dylan gut gelaunt.
“Was für ein Hickhack”, entgegnete Dobe mürrisch. “Viel Lärm um nichts, so heißt das wohl.”
Alle verschwanden im Schlafhaus, während Dani sich fragte, ob sie tatsächlich gerade eine Zeile von Shakespeare gehört hatte.
“In Ordnung, Grandpa”, sagte Jack am nächsten Tag. “Ich bin mit den Keenes im Reinen, und dass du ihnen die Ranch abkaufen wolltest, ist auch vom Tisch. Hintergeh mich niemals wieder auf so üble Weise. Wenn du Schicksal spielen willst, dann sei wenigstens in Zukunft so freundlich und teile es mir vorher mit.”
“Also schön”, erwiderte Austin, “dann betrachte dich als vorgewarnt.”
Jack runzelte die Stirn. “Wieso? Was hast du vor?”
“Ich muss Schicksal spielen, Junge. Muriel hat gekündigt.”
“Muriel?” Das hatte Jack gerade noch gefehlt, dass jetzt auch noch die Haushälterin ihren Job schmiss.
“Freitag ist ihr letzter Arbeitstag. Also morgen.”
“Ich weiß, wann Freitag ist”, entgegnete Jack gereizt. “Was hat das mit mir zu tun?”
“Eine Menge!” Austin sprang lebendig wie ein Teenager vom Stuhl. “Seit du für unsere Feinde arbeitest, muss ich hier auf der Ranch deine Arbeit erledigen, anstatt mich um Petey zu kümmern. Aber wenn Muriel weg ist, muss ich im Haus bleiben, verstehst du?”
“Such eine neue Haushaltshilfe”, schlug Jack vor.
“Das werde ich auch”, fuhr Austin ihn an. “Aber es wird nicht leicht sein, jemanden zu finden. Und bis Petey sich an sie gewöhnt hat, wird es auch einige Zeit dauern. Kannst du dich erinnern, wie lange er brauchte, um sich mit Muriel anzufreunden? Außerdem ist er lieber mit uns zusammen als mit irgendeiner Frau.”
“Also schön, Grandpa, worauf willst du hinaus?”
“Du musst zurückkommen und hier helfen”, stellte Austin nüchtern fest. “Es ist deine Pflicht als ein Burke. Petey braucht dich, und unsere Ranch braucht dich auch.” Missbilligend zog er die Mundwinkel nach unten. “Wer bedeutet dir mehr, Junge? Deine Familie oder ein paar Fremde?”
Dobe hatte Dani erzählt, dass der kleine Fluss, der sich durch das Gebiet der Bar-K-Ranch schlängelte, Handbasket Creek hieß. Es gab eine scharfe Biegung im Flusslauf, und dort musste man immer darauf achten, dass sich das Wasser nicht staute.
Dani band Sundance fest und fing an, abgebrochene Äste und andere Dinge aus dem flachen Wasser zu ziehen. Es war ein strahlend schöner Tag, und das Wasser glitzerte in der Sonne. Überall spross das Gras, und an Sträuchern und Bäumen zeigte sich das erste Grün.
Dani konnte der Versuchung nicht widerstehen. Sie zog sich die Stiefel aus und hielt die Füße in das Wasser. Es war noch eiskalt, und Dani rang nach Luft, bevor sie sich an die Temperatur gewöhnt hatte. Dann schloss sie genießerisch die Augen.
Obwohl sie erst seit kurzem hier lebten, fühlte sie sich auf der Ranch heimisch. Sie konnte sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu sein.
Plötzlich wandte sie den Kopf zur Seite. Hörte sie da ein Pferd, das sich näherte? Dani sah sich um und entdeckte Jack, der langsam auf seinem Pferd durchs Unterholz auf die Lichtung
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