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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Ohr flüsterte?
    »Der Schulz, der eine Schleimspur so lang wie von Villingen nach Schwenningen hinter sich herzieht, glaubt wohl, er kann sich alles erlauben, nur weil er im Gemeinderat sitzt und sich zur Lokalprominenz zählt«, schnaubte Hubertus. »Der ist ja noch schlimmer als Anwalt Bröse!«
    »Hör mal, Hubertus, hast du das mit diesem Benzing gerade mitgekriegt?«, meinte Klaus genervt. »Lösen wir nun diesen Fall, oder konzentrierst du künftig deine detektivischen Tätigkeiten auf das Liebesleben deiner Exfrau?«
    »Getrennt lebende Ehefrau«, empörte sich Hummel, »schließlich sind wir ja nicht geschieden. Im Gegenteil: Ich glaube sogar, dass …« Hummel geriet ins Stocken und ließ einen wilden Schrei ab, der wie das Röhren eines Schwarzwälder Rothirschs vor dem Kampf mit einem liebestollen Rivalen klang.
    Schulz hatte Elke auf die Wangen geküsst und Hubertus damit in unkontrollierbare Rage gebracht.
    Er spurtete los. Diesmal griff Klaus ins Leere.
    »He!«, rief Hummel und bremste dicht vor Schulz. Das heißt, er versuchte es, schätzte aber seinen Bremsweg auf dem schneebedeckten Kopfsteinpflaster falsch ein und prallte mit solcher Wucht auf den Stadtrat, dass dieser zu Boden ging.
    Elke schrie auf, beruhigte sich dann aber schnell wieder und sagte einen Satz, der Hubertus noch mehr auf die Palme brachte: »Entschuldigen Sie, Herr Schulz. Das ist mein Exmann – er hat ein ungeheuer schlechtes Karma.«
    Schulz versuchte, die Fassung zu bewahren, rieb sich den Schneematsch vom Mantel, verabschiedete sich mit Küsschen links, Küsschen rechts von Elke und lief kopfschüttelnd in Richtung Münsterplatz davon. Hubertus würdigte er keines Blickes. »Ich bin sehr betroffen, Hubertus«, meinte Elke. »Kann man denn nicht einmal einen Bekannten begrüßen?«
    »Du und dein Bussi-Bussi- und Karma-Getue. Sehr betroffen bist du also auch. Was soll dieser ganze Mist?«
    Elke sah ihn durchdringend an. »Hubertus, ich bin außerordentlich enttäuscht von dir.«
    Sie strich sich den Lederrock zurecht – und weg war sie.
    Hubertus stand da wie ein begossener Pudel. Was ihn fast genauso störte wie Elkes Abgang war das Grinsen von Riesle und Burgbacher.
    »Elke besucht doch immer Volkshochschulkurse. Das solltest du auch tun«, spottete Klaus Riesle. »Manche suchen da ihr seelisches Gleichgewicht, aber bei dir würde sich auch einer für das körperliche Gleichgewicht anbieten. Hast du dir denn eigentlich vorgenommen, jeden Tag jemanden über den Haufen zu rennen?«
    Hubertus blieb die Antwort schuldig. Der Tag war für ihn ohnehin gelaufen.

7. BÄRENFAMILIE
    Hubertus hasste den Montagmorgen. Es war sieben Uhr, und er trottete verschlafen in Richtung Badezimmer. Fast wäre er über einen großen Gegenstand im Flur gestolpert. Mit einem kräftigen Satz rettete sich Hummel gerade noch und hob den Stolperstein hoch: schon wieder das grellbunte Transparent, das Martina am Samstag ihrem Skisprungidol gewidmet hatte.
    »Herrgott noch mal! Muss in diesem Haushalt immer alles kreuz und quer herumliegen«, fluchte er mit heiserer Stimme. Die Kälte und der Glühwein vom Wochenende hatten ihm offenbar zugesetzt. Wutentbrannt zerriss er den Karton in mehrere Teile und schmetterte sie gegen die Tür vom Zimmer seiner Tochter, die offenbar noch schlief.
    »Es wird Zeit, dass dir eine Frau wieder Ordnung beibringt«, raunzte er in Richtung Kinderzimmer. »Und jetzt: Aufstehen, die Schule wartet.«
    Nachdem Hummel heiß geduscht und sich angezogen hatte, stieg er die knarzenden Holzstufen des Einfamilienhauses hinab. Martina streckte ihre sommersprossige Nase durch die Zimmertür.
    »Aha, das Fräulein Tochter, das vor aller Welt die Familie Hummel blamiert«, stichelte Hubertus. Als hätte er selbst gestern nicht für eine phänomenale Blamage gesorgt – und das auch noch mitten in der Fußgängerzone seiner Heimatstadt …
    Doch Martina war ohnehin noch viel zu müde, um die Bösartigkeiten ihres Vaters zu parieren. Sie erblickte nur die Reste ihres Pappkartons. »He, wie konntest du nur mein tolles Transparent zerrupfen! Das wollte ich mir doch als Erinnerung übers Bett hängen.« Nun war sie wach – und fast den Tränen nahe.
    Hummel schüttelte verständnislos den Kopf. Manchmal war er mit der Erziehung eines Teenagers schlichtweg überfordert.
    Er brauchte jetzt dringend eine starke Tasse Kaffee mit Milchschaum.
    Sogar Martina und Elke schwärmten von seinen morgendlichen Heißgetränken. Elke hoffentlich bald

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