Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Thema.«
Per Funkgerät gab Müller den anderen Polizeibeamten die Anweisung, den Raum zwischen Dachboden und Decke abzusuchen. Zumindest theoretisch konnte sich der Täter auch noch dort aufhalten.
Dann ging er forsch voran in den dunklen Raum.
»Becherer! Kollege Winterhalter! Worauf warten Sie? Vielleicht erwischen wir ihn ja noch.« Während die beiden noch zögerten, war Riesle dem Hauptkommissar bereits gefolgt.
»Ich kenne mich gut aus, Hauptkommissar Müller. Vielleicht kann ich Ihnen den Weg weisen«, bot er nicht ganz uneigennützig seine Hilfe an.
»Na gut, Riesle. Vielleicht können wir Sie ja ausnahmsweise mal gebrauchen«, antwortete Müller nach kurzem Nachdenken. »Und Sie wissen wirklich nicht, wo Hummel steckt?«
Riesle schüttelte den Kopf.
Leise schlichen sie durch die Gänge und Treppen des Schulhauses, durchsuchten nach und nach jeden Winkel.
Nichts.
Müller vermutete, dass sich der Täter ins Erdgeschoss geflüchtet hatte, um sich von dort aus Zugang ins Freie zu verschaffen. Als sie den Kiosk am Haupteingang der Schule erreichten, sahen sie, dass die Scheiben der Tür eingeschlagen waren.
Bäuerle leuchtete mit seiner Taschenlampe durch die freigeschlagene Öffnung nach draußen.
Der Lichtschein fiel auf ein bebrilltes Gesicht, das sich auf der anderen Seite der Eingangstür befand.
»Wer sind Sie?«, rief Müller dem Mann zu.
»Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«, gab dieser zurück. »Und was machen Sie hier um diese Zeit?«
»Herr Kaiser?«, vergewisserte sich Riesle.
»Ganz recht. Und wer sind Sie?«, kam es zurück.
»Klaus Riesle. Ein ehemaliger Schüler.«
»Oje.« Kaiser schien nicht gerade positive Erinnerungen an ihn zu haben.
»Das ist Kriminalhauptkommissar Müller«, erklärte Klaus. Und dann, zu Müller gewandt: »Herr Kaiser ist der Hausmeister der Schule.«
Müller zeigte ihm seinen Dienstausweis, woraufhin der Schulhausmeister die Tür aufschloss.
»Vor etwa zwanzig Minuten habe ich ein lautes Klirren gehört«, erzählte er. »Ich wohne um die Ecke und habe mich gleich aufgemacht, um nach dem Rechten zu sehen.«
»Sehr gut, Herr Kaiser«, lobte Müller. »Haben Sie sonst irgendwas Seltsames bemerkt?«
Kaiser überlegte. »Vor etwa einer Stunde haben zwei Männer eilig den Lehrerparkplatz verlassen.«
Müller witterte eine Spur. »Wie sahen die denn aus?«
»Ich habe sie nur von hinten gesehen, als ich aus dem Schulhaus kam. Ziemlich groß, würde ich sagen. Ich sehe leider nicht mehr so gut.«
»Und sonst? Gesicht, Haarfarbe?«, bohrte Müller nach. »Hautfarbe?«
Kaiser zuckte mit den Schultern.
»Die sind längscht über alle Berge«, vermutete Winterhalter.
Sie überquerten den Pausenhof in Richtung Benediktinerkirche. Riesle erinnerte sich, wie sie als Jugendliche mit einem Tennisball gegen die Schulwand gekickt hatten. Er dachte an die Stunden beim strengen Physiklehrer, der sie ständig mündlich abgefragt und dann mit einem riesigen Füllfederhalter und mit diebischer Freude Fünfer und Sechser in sein rotes Notenbüchlein eingetragen hatte.
Über den Innenhof des Münster-Gemeindezentrums betraten sie wieder die Kirche und stiegen die Empore hinauf, wo Winterhalter sich mit den Kollegen von der Spurensicherung austauschte.
Auf halbem Weg kam ihnen Hubertus entgegen.
Klaus war beruhigt. Seinem Freund war also nichts zugestoßen.
Dieser zog einen halb zerfetzten Zettel aus der Tasche. »Gut, dass ich Sie noch treffe, Herr Kommissar. Hier habe ich vielleicht einen wichtigen Hinweis für Ihre Ermittlungen«, verkündete er.
Müller nahm ihm das Schriftstück ab und warf einen Blick darauf. »Was ist das?«
»Offenbar handelt es sich um den Teil einer Spendenquittung für die Silbermann-Orgel. Das Papier lag auf der Empore neben dem Opfer. Es könnte sein, dass Dold es dem Mörder während des Kampfes entrissen hat«, mutmaßte Hummel. »Der, bei dem Sie die andere Hälfte finden, ist wahrscheinlich der Mörder.«
»Hummel!«, rief Müller wütend. »Sie und Ihr Zeitungsfritze sind die größten Dilettanten. Haben Sie schon mal etwas von Spurensicherung gehört?«
Er ließ die beiden Hobbydetektive und Mesner Bäuerle auf der Treppe zur Orgelempore stehen. »Sie haben jedenfalls den Spurenträger kontaminiert.«
»Von wegen Spurensicherung«, murmelte Hummel. »Müllers Pappenheimer hätten die Quittung womöglich nicht mal gefunden.«
Klaus pflichtete ihm bei: »Und das ist also der Dank dafür, dass wir ihm helfen wollten. Von dem
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