Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Nacht

Stille Nacht

Titel: Stille Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
nichts. Gran, sag Mom, daß die Medaille
Brian genauso beschützt, wie sie Grandpa beschützt hat.«
»Bewaffnet und gefährlich«, wiederholte Catherine.
»Mrs. Dornan«, sagte Rhodes eindringlich. »Falls Siddons in
einem Auto sitzt, hört er vermutlich Radio. Er ist nicht dumm.
Jetzt, da Officer Bonardi nicht mehr in Lebensgefahr schwebt,
weiß Siddons, daß ihm nicht die Todesstrafe droht. Als er vor
drei Jahren den Polizeibeamten erschoß, da war die Todesstrafe
noch nicht wieder in Kraft getreten. Und er hat in der Tat zu
seiner Schwester gesagt, daß er Brian morgen früh wieder
freiläßt.«
Ihr Kopf war so klar. »Aber daran glauben Sie nicht, oder?«
Sie brauchte nicht erst seinen Gesichtsausdruck zu sehen, um
zu wissen, daß Detective Rhodes nicht daran glaubte, Jimmy
Siddons werde Brian freiwillig laufen lassen.
»Mrs. Dornan, falls wir recht haben und Siddons auf die
kanadische Grenze zusteuert, dann wird er sie allerfrühestens in
drei oder vier Stunden erreichen. Obwohl es in einigen
Gegenden aufgehört hat zu schneien, werden die Straßen noch
die ganze Nacht über ziemlich unangenehm zu befahren sein. Er
kann gar nicht schnell vorankommen, und er weiß nicht, daß wir
wissen, daß er Brian hat. Das wird aus den Medien rausgehalten.
In Siddons’ Augen ist Brian ein Pluspunkt - zumindest, bis er die
Grenze erreicht. Wir werden ihn schon vorher zu fassen
kriegen.«
Der Fernseher war noch angestellt, mit reduzierter Lautstärke.
Catherine wandte ihm den Rücken zu. Sie sah, wie sich
Detective Rhodes’ Gesichtsausdruck abrupt wandelte, hörte eine
Stimme sagen: »Wir unterbrechen diese Sendung für eine
aktuelle Meldung. Einem Bericht zufolge, der soeben von Radio
WYME gebracht wurde, ist der siebenjährige Brian Dornan, der
Junge, der seit heute nachmittag vermißt ist, in die Hände des
Mordverdächtigen Jimmy Siddons gefallen, der seine Schwester
wissen ließ, falls die Polizei ihm zu nahe komme, werde er dem
Kind eine Kugel in den Kopf jagen. Mehr davon später, sobald
neue Informationen eintreffen.«
17
    Nachdem Aika gegangen war, machte sich Cally eine Tasse Tee,
wickelte sich in eine Decke, stellte den Fernsehapparat an und
preßte die Taste, mit der man den Ton ausschaltete. Auf diese
Weise weiß ich, wenn es irgendwelche Nachrichten gibt, dachte
sie. Dann machte sie das Radio an und suchte einen Sender, der
gerade Weihnachtsmusik ausstrahlte, hielt jedoch die Lautstärke
niedrig.
    »Hark, the herald angels sing…« Wie war das noch, damals,
als Frank und ich zusammen dieses Lied beim Schmücken des
Christbaums gesungen haben? dachte sie. Fünf Jahre war es nun
her. Ihr einziges gemeinsames Weihnachtsfest. Sie hatten gerade
erfahren, daß sie schwanger war. Sie erinnerte sich an all die
Pläne, die sie geschmiedet hatten. »Nächstes Jahr haben wir
dann Hilfe beim Baumschmücken«, hatte Frank erklärt.
    »Aber sicher. Ein drei Monate altes Baby ist bestimmt eine
große Hilfe«, hatte sie lachend erwidert.
Sie dachte daran, wie Frank sie hochgehoben hatte, damit sie
den Stern oben auf dem Baum anbringen konnte.
Warum?
Warum nur hatte sich alles so zum Schlechten gewendet? Es
gab gar kein nächstes Jahr. Schon eine Woche später war Frank
bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht getötet worden. Er
war auf dem Nachhauseweg vom Lebensmittelladen gewesen,
wo er eine Tüte Milch besorgt hatte.
Wir hatten so wenig Zeit, dachte Cally mit einem
Kopfschütteln. Gelegentlich fragte sie sich, ob jene Monate bloß
ein Traum gewesen waren. Es schien jetzt so weit
zurückzuliegen.
»O come, all ye faithful, joyful and triumphant…«
    » Adeste Fideles.« War es erst gestern, daß mir das Leben so
viel Freude gemacht hat? überlegte Cally. Die
Verwaltungsdirektorin des Krankenhauses, wo sie arbeitete,
hatte gesagt: »Cally, ich habe lauter Lobeshymnen über Sie
gehört. Es heißt, daß Sie die geborene Krankenschwester sind.
Haben Sie je daran gedacht, eine entsprechende Ausbildung zu
machen?« Dann hatte sie über mögliche Stipendien gesprochen
und daß sie sich darüber kundig machen wolle.
    Dieser kleine Junge, dachte Cally. O Gott, laß nicht zu, daß
Jimmy ihm was tut. Ich hätte Detective Levy sofort anrufen
sollen. Ich weiß, daß ich das hätte tun sollen. Wieso hab ich’s
dann nicht gemacht? fragte sie sich und beantwortete umgehend
ihre eigene Frage: weil ich nicht nur um Brian Angst hatte. Ich
hatte auch um mich selbst Angst, und

Weitere Kostenlose Bücher