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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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Dann nahm er ihre Hand und zog sie lachend hinter sich her.
    „Oh nein, Jay! Im Leben nicht!“ Julie protestierte lachend. „Wir werden uns den Hals brechen und keine Menschenseele wird uns jemals finden!“
    „Spätestens die Waldarbeiter im Sommer, dann wird hier rechts gerodet!“ Er deutete auf eine Schonung seitlich von ihnen und fing sich dafür einen gezielten Hieb von Julie.
    „Hast du mal geguckt, wie steil der Hang ist?“
    „Angst?“ Jakob musterte sie amüsiert und sah genau, als Julie sich einen Ruck gab und entschied, mitzumachen. Ihm war klar gewesen, dass sie so etwas nicht auf sich sitzen lassen würde.
    Seufzend setzte sie sich vor ihm auf dem Schlitten und prustete nervös.
    „Du wirst uns beide umbringen!“
    „Und du hast doch Angst!“ Ganz dicht an ihrem Ohr raunte er: „Aber ich bin hier, und ich passe auf dich auf!“
    Julie nickte, gab selbst etwas Schwung mit ihren Füßen und schon sauste der Schlitten den Abhang hinunter. Schneekristalle vernebelten die Sicht und trieben ihnen frostige Tränen in die Augen. Der eisige Fahrtwind erstickte ihre Schreie, und erst als sie am Fuß des Hanges in den Schnee kullerten, entlud sich das Adrenalin, das durch ihre Adern schoss, in abgehackten Lachsalven. Albern kugelten sie ihm Schnee herum und kicherten ausgelassen.
    „Kennst du das noch?“ Julie rückte ein Stück von ihm ab und b ewegte Arme und Beine wie ein Hampelmann auf und ab.
    „Klar, ein Schneeengel, wer kennt das nicht!“ Jakob ließ seinen Kopf zurücksinken und machte ähnliche Bewegungen, so dass zwei Engel entstanden. Ganz dicht beieinander. Es wirkte, als würden sie sich an den Händen halten. Als er sich aufrichtete, zeichnete Jakob aus einem Impuls heraus feine Linien mit seinem Zeigefinger in den fes tgedrückten Schnee seines Engels.
    Jamie!
    Dann blinzelte er vorsichtig in Julies Richtung. Tränen traten ihr in die Augen.
    „Julie, es tut mir leid! Das war dumm. Ich weiß selbst nicht, wieso …!“
    Sie unterbrach ihn tonlos, während er aufstand, seine Arme um sie schlang und sie eng an sich zog. „Ich habe mich nie von ihm verabschieden können.“
    Sie schluchzte leise auf und Jakob hatte das Bedürfnis, diesen Schmerz endlich von ihr zu nehmen.
    „Verabschiede dich jetzt.“ Er küsste sie sanft. „Stell dir vor, er wäre jetzt ein Engel an diesem wundervollen Ort, und behalte ihn so in Erinnerung!“ Etwas leiser und in die Wärme ihrer Haut fügte er hinzu: „Es ist so, wie ich versuche, Connor in Erinnerung zu behalten.“ Er lachte traurig und leise. „Wie er immer mit seiner Sonnenbrille und den zerzausten Haaren neben mir stand und schief gegrinst hat. Ich weiß noch nicht einmal, wo sie ihn begraben haben!“ Seine Stimme brach.
    Julie legte ihre Hand um seinen Hals, zog seine Brust an ihren R ücken und gab ihm schweigend einen Kuss auf die Lippen. Worte waren überflüssig und so standen sie eine kleine Ewigkeit vor den zwei Schneeengeln und hielten sich stumm aneinander fest.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    11. August 2007, Nähe des Stadtzentrums, Marble Hills
     
     
    Fünfzig Fuß trennten Jakob von dem Betrunkenen, Hauseingang rechts nach zwanzig Fuß, Seitenstraße nach dreißig. In Jakobs Kopf arbeitete es fieberhaft. Es war dunkel und leichter Nieselregen durchnässte seine Kleidung. Er ist allerhöchstens angetrunken, aber allein. Rechtshänder, mehr Fett als Muskeln. In seinem Kopf spielte er schon die effektivsten Möglichkeiten durch, um den Mann, der ihm leicht torkelnd entgegenkam, außer Gefecht zu setzen. Seine Augen suchten nach möglichen Fluchtwegen für den Ernstfall. Seine Muskeln verspannten sich, aber ehe er sich versah, war der Mann, ohne ihm oder den anderen eine erkennbare Reaktion zu schenken, an ihnen vorbeigetorkelt und versuchte laut fluchend, seinen Schlüssel ins Haustürschloss zu manövrieren.
    Jakob spürte, wie Schweiß seinen Rücken hinabfloss und schüttelte sich unwillkürlich. Was ist nur los mit mir? Er war zur Ruhe geko mmen. Sicher hatte er noch immer Schlafstörungen und unangenehme Träume, aber diese taktischen Aussetzer hatte es lange nicht mehr gegeben und Jakob fragte sich, ob es daran lag, dass er Jamie zusammen mit Julie in den Bergen verabschiedet hatte und dabei viele alte Erinnerungen hochgekommen waren oder daran, dass Cas ihn manchmal viel zu sehr an Connor erinnerte.
    „Hey, Alter, alles klar?“ Caspers Hand sauste auf seine vor A nspannung

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