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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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„Die alte Conroy ist neugieriger, als gut für sie wäre!“
    „Was wollte sie denn?“ Jakob angelte sich einen Apfel aus der Ei nkaufstüte, machte dann Platz und biss herzhaft hinein. Dabei ignorierte er gekonnt Julies strafenden Blick.
    „Sie findet dich so toll und nett und super!“ Julie verzog angewidert das Gesicht. „Sie wollte wissen, ob wir heiraten und ob wir Dads Bar übernehmen! Kannst du dir das vorstellen?“ Ihre Hände flogen in die Luft und sie stieß prustend die Luft aus ihren Lungen. „Wahrschei nlich würde sie dich gerne heiraten!“
    „Eifersüchtig?“
    „Eifersüchtig? Pah! Es ist nur einfach, dass zu viel Neugier nicht gut ist für uns, oder?“
    Jakob ließ die Hand mit dem Apfel sinken. „Julie, du kannst nicht jedes Mal durchdrehen, wenn irgendjemand sich für uns interessiert. Sie ist ‘ne nette Dame, die sich freut, weil wir ihren Sohn vor den Perversen dieser Welt beschützen! Und sie ist neugierig, aber eben auch nicht mehr und nicht weniger!“
    Julies Augenbrauen hoben sich skeptisch, bevor sich ihre Gesichtszüge wieder entspannten.
    „Du bist doch eifersüchtig!“
    Der Schlag kam unerwartet und entlockte Jakob trotzdem nur ein tiefes, ehrliches Lachen. „Es läuft gut, Julie! Versuch dich zu entspannen!“
    „Gut?“ Zärtlich strich sie ihm über die tiefen Augenringe. „Du hast letzte Nacht wieder nicht geschlafen!“
    Unwillig machte Jakob sich los und ging zur Fahrertür. „Ich habe geschlafen!“
    „Ach ja, dann bin ich doch eifersüchtig und wüsste gerne, bei wem, denn zu mir ins Bett bist du nicht gekommen!“
    „Du hast schon geschlafen!“ Jakob vermied es, Julie direkt anzusehen. „Es geht mir wirklich gut!“ Unsicher fuhr er sich über die verräterische Augenpartie und grunzte zweideutig, bevor er die Wagentür öffnete. „Und jetzt komm, ich habe noch eine Überraschung für dich!“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    29. Mai 2007, Gletschergebiet, nördliches Manitoba, Kanada
     
     
    „Wo fahren wir hin?“ Julie blitzte ihn an und obwohl sie sich alle Mühe gab, böse zu gucken, sah Jakob, dass es ihr gefiel, überrascht zu werden.
    „Warte ab! So etwas Ungeduldiges, nicht zu glauben!“ Er schüttelte den Kopf und löste für einen Moment seine Hand vom Lenkrad, um ihr die dicke Wollmütze in die Stirn zu ziehen.
    Sie lachte, befreite sich aus seinem Griff und schob dann schmo llend die Unterlippe vor.
    „Wir sind da!“ Jakob hielt den Wagen auf einem unscheinbaren Parkplatz mit zwei Picknicktischen, die aufgrund der für die Gle tscherregion noch immer arktischen Temperaturen unbesetzt waren, und nickte zufrieden.
    „Wir sind da?“ Julie drehte sich auf dem Beifahrersitz und versuc hte, irgendetwas Interessantes zu entdecken. „Was zum Teufel hast du vor, Jakob? Ich seh nur jede Menge Schnee! Hast du noch nicht genug Winter für dieses Jahr gehabt?“
    „Hab Vertrauen.“ Jakob hüpfte in den feinen pulverigen Schnee, der in diesen Höhenlagen noch immer wie eine glitzernde Decke über allem lag. Vereinzelt hatten Spuren von Wildtieren die unberührte Schneedecke zerstört, ansonsten war weit und breit nichts zu sehen.
    Julie stieg ebenfalls aus und schlang ihre Arme um Jakobs Taille, als er den Wagen umrundet hatte und dicht vor ihr zum Stehen kam. „Hier ist nichts!“
    „Du weißt, dass ich das Nichts ziemlich schätze!“ Er lächelte breit und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. „Würdest du die Augen schließen, wenn ich dich darum bitte?“ Seine Stimme klang warm und dunkel und führte dazu, dass Julie zwar die Nase kräuselte, aber mit einem resignierten Seufzen die Augen schloss.
    Sie kämpften sich knappe fünf Minuten durch knöcheltiefen Schnee, in denen Julie mehrmals drauf und dran war, die Augen zu öffnen und nur Jakobs beständiges Murmeln an ihrem Ohr sie davon abhielt. Dann blieb er abrupt stehen, seufzte einmal tief und sagte: „Du kannst sie wieder aufmachen!“
    Sie atmete hörbar überrascht ein. „Jay, ich weiß nicht, was ich s agen soll!“
    „Dann sag nichts!“
    „Das ist so wunderschön!“
    Jakob lächelte und legte seinen Kopf von hinten auf Julies Schulter, so dass ihr Blickwinkel über die verschneiten Berge, Hügel und Eb enen in etwa der gleiche war. Die Sonne stand tief und zauberte funkelnde Farbspektren.
    „Woher wusstest du von diesem Ort?“
    Jakob schüttelte den Kopf und küsste sie wortlos.

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