Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
Vom Netzwerk:
Lass uns ein bisschen Spaß haben, okay?“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    30. August 2004, zehn Kilometer südöstlich von Tarin Kwot, Provinz Uruzgan, Afghanistan
     
     
     
    Jakob war abkommandiert worden. Andere Einheit, andere Gesichter. Normalität in der US-Armee und doch das erste Mal für Jakob, dass er in diesem Land von seinen Kameraden getrennt wurde. Verluste wurden durch die nächstbesten verfügbaren Einheiten aufgefüllt und es hatte diesmal ihn getroffen. Eine lästige Übergangslösung, die ihn mindestens drei Wochen von Connor und seinen übrigen Freunden trennen würde. Laut Einsatzbesprechung sollten sie einen Checkpoint nahe der Provinzhauptstadt Tarin Kwot sichern. Letzte Woche waren hier drei Soldaten schwer verletzt worden. Jakobs Magen war wie zugeschnürt. Das Gefühl, jemanden zu ersetzen, der fast getötet worden oder mittlerweile verstorben war, war unbeschreiblich. Die Humvees fuhren über die schlecht asphaltierte Straße, die sich durch die gebirgige Wüste zog und die einzige wirkliche Verbindung der südlichen Provinzen mit Kandahar darstellte. Sie achteten nicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Die dominante Präsenz der US-Streitkräfte sollte allgegenwärtig sein, selbst wenn es nur durch Dörfer rasende Geländewagen waren. Jakob wusste, dass dies ein wichtiger Teil strategischer Kriegsführung war – den Gegner einschüchtern. Nur glaubte er nicht daran, dass sich ein echter Kämpfer durch diese Gebaren einschüchtern lassen würde. Es brachte nur die wenigen freundlich Gesinnten auch noch gegen sie auf. Er grunzte unterdrückt, während ihm der heiße Fahrtwind den Staub in jede Ritze seiner Ausrüstung trieb. Neben ihm saßen zwei junge Soldaten, gerade aus den Staaten eingeflogen, ihm gegenüber ein Private Specialist und sein Brigadeführer, Staff Sergeant Corwell. Der Einsatz war klar definiert, bewachen, patrouillieren und alles Verdächtige protokollieren. Nicht eingreifen. Letzteres war ihnen allen vieren dermaßen penetrant eingeschärft worden, dass sie es schon im Schlaf wiederholen konnten: Melden, nicht eingreifen.
    Die Jeeps hielten in Sichtweite des Checkpoints auf einer Anhöhe. Jakob sprang aus dem Humvee und versank knöcheltief im Staub. Die Anhöhe war nicht mehr als eine Düne, die sich durch Wind und Er osion an einem Bergrücken gebildet hatte. Von hier aus konnte man die gesamte Straße einsehen, kilometerweit Richtung Südwest und bis in die Stadt Tarin Kwot hinein. Unten standen drei M1 Abrams Schützenpanzer in ihrer unverkennbaren Tarnfarbe. Dazwischen gab es einen hölzernen Schlagbaum und provisorische Panzerbarrieren, die mit Stacheldraht umwickelt waren. „Da haben die Jungs ja ganze Arbeit geleistet.“
    Jakob grinste den Jungen neben sich an, aber dem war offensich tlich nicht zum Lachen zumute. Sein linkes Augenlid zitterte und er blickte unentwegt über die Dünen. Auf seiner Brust stand D. O‘Leary, ein Private First Class. Wahrscheinlich gerade erst hier angekommen, ohne Erfahrung.
    Jakob drehte sich genervt weg und kramte ein Kaugummi hervor. Das konnte ja wirklich amüsant werden, wenn die Kameraden weite rhin so gesprächig waren. Er sah, wie Corwell unbeholfen durch den tiefen Sand auf sie zukam. Er war es anscheinend nicht gewohnt, sich hier draußen aufzuhalten. Jakob erinnerte sich an Connors Gesicht, als er ihm von seinem Einsatz hier berichtet hatte.
    „Das kann ja was werden. Corwell saß die letzten Monate nur hi nter seinem Schreibtisch und jetzt soll er mitten in die Wüste. Wird ihm nicht schmecken!“
    Jakob hatte die Schultern gezuckt und weiter seine Sachen gepackt.
    Corwell sah wirklich aus wie der typische Schreibtischhengst. Sein Bauch quoll über den Bund seiner Hose und er schwitzte stark. Seine Gesichtsfarbe hatte einen ungesunden Rotton angenommen und er fuchtelte ärgerlich ein paar Fliegen weg, während seine Stimme über sie hinwegdröhnte.
    „Ihr vier überwacht das Gelände von dieser Seite des Hanges! A lles, wirklich alles was ihr seht und was auch nur ansatzweise nach dem Feind aussieht, wird gemeldet! Verstanden?“
    „Ja, Sir!“ Die Bejahung war einstimmig und wirkte seltsam einst udiert an diesem Flecken Erde.
    O‘Learys Blicke wanderten noch immer hektisch über die schlecht einzusehenden Bergkuppen. Wahrscheinlich sah er überall die Gefahr. Jakob kannte das. Auch wenn er seine Angst nicht so offensichtlich zur Schau stellte, war sie da. Die

Weitere Kostenlose Bücher