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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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Geschichten, die sich in den Basen erzählt wurden, gingen an keinem von ihnen spurlos vorbei. Wer nicht seelisch ausgeglichen war und ein Fell so dick wie Elefantenhaut besaß, erinnerte sich zwangsläufig in so einer Situation an eine dieser Gruselgeschichten.
    „Private!“ herrschte Corwell den Jungen an. „Gerade Sie als Späher sollten ihre Glotzteller aufbehalten und sofort Meldung machen. Die Frequenz ist 33.12, und Ablöse ist alle zwölf Stunden, wie ihr euch untereinander ablöst, ist mir vollkommen gleich. Aber es sind immer zwei von euch zur Stelle, und wenn es brennt, was macht ihr?“
    „Nicht eingreifen, Sir. Wir melden!“
    „Und wo?“
    „Ranger, oder Airforce!“ Jakob antwortete als ranghöchster Anw esender neben Corwell.
    Corwell nickte halbwegs zufrieden, wischte sich den Schweiß vom Hals und saß dann auf.
    Jakob seufzte erleichtert, als der Humvee mit dem Staff Sergeant darin in einer Staubwolke verschwand.
    „Also Jungs, auf Position!“ Jakob zeigte auf ein Podest aus Paletten und das halb eingegrabene Zelt, in dem ein Satellitentelefon und ein Koffer mit Nachtsichtgeräten gelagert waren. Daneben standen zwei Kanister mit lauwarmem Trinkwasser und eine Signalwaffe. „Zweie rteams übernehmen zwölf Stunden. Wechsel nach sechs Stunden. Einer überwacht, der andere bleibt in Bereitschaft. Die anderen zwei ruhen sich aus! Ich übernehme die erste Wache mit O‘Leary.“ Er nickte dem Jungen zu und legte sich auf den Boden. Der Versuch, es sich bequem zu machen, scheiterte kläglich. Jakob stöhnte ergeben und versuchte, das harte Holz unter seinen Rippen zu ignorieren.
     
    Etwas über sechs Stunden starrte er jetzt schon ohne Unterbrechung auf den Checkpoint. Er sah die anderen Soldaten von einem Panzer zum anderen gehen, lachen und die Zeit totschlagen. Die meiste Zeit pokerten sie, von Zeit zu Zeit spielten einige von ihnen Baseball. Sobald sie aufsprangen und sich dienstlich verhielten, rollte spätestens zehn Minuten später ein ziviles Fahrzeug oder ein Militärkonvoi durch den Checkpoint.
    Malcolm, ein durchtrainierter Bursche mit Bauchansatz, tippte ihm auf die Schulter und zeigte dann auf seine Armbanduhr. „O‘Leary ist dran!“ Er nickte ihm zu und setzte sich dann wieder neben den Zel teingang.
    Mühsam rappelte Jakob sich auf und streckte sich ausgiebig. Seine Knochen fühlten sich an wie poröse Zuckerstangen und das Fleisch darum wie Pudding. Er wankte zu ihrem Humvee und trank den let zten Rest aus seiner Feldflasche. Das Wasser darin schmeckte ebenso warm und abgestanden wie das aus den Kanistern. Jakob schluckte angewidert den Großteil davon herunter, ließ den letzten Schluck in seinem Mund kreisen, um ihn dann auf den trockenen Sandboden zu spucken. Nur ein kleiner dunklerer Fleck entstand, der schon nach Sekunden nicht mehr auszumachen war. Jakobs Augen brannten von der Hitze und der einseitigen Belastung und er hatte das dringende Bedürfnis zu reden. Seitdem er die Wache übernommen hatte, hatte er keinen Ton von sich gegeben. Sieben Stunden angestrengtes Schweigen.
    Hoffnungsvoll wanderte sein Blick zu den neuen Kameraden, aber keiner schien das Bedürfnis zu haben, etwas zu sagen oder sich zu unterhalten. Es war, als hätte diese verfluchte Wüste ihre Stimmen geschluckt. O‘Leary lag mit dem Rücken zu ihm in einer unbequemen Haltung am Boden und Jakob fragte sich, wie lange er es in dieser Position wohl aushalten würde. Er hielt den Mund, anstatt ihm einen Tipp zu geben, und setzte sich neben den Zelteingang. Sekunden ve rgingen, Minuten und als eine Stunde später noch immer kein Wort gefallen war, stand Jakob abrupt auf. Er nahm das Funkgerät des Humvees und wählte die Frequenz der Basis. Die Chance, dass jemand rangehen würde, der ihn kannte war gering, aber er ließ es darauf ankommen. Es knackte in der Leitung, dann erklang eine vertraute Stimme:
    „Hi, Corporal Atwood!“ Ein Kichern folgte, dann ein kleiner Tumult und mehrstimmiges Lachen.
    „Clover?“
    „Ja, Atwood, ich bin es. Habe mich schon gefragt, wann es dir da zu langweilig wird und du dich meldest!“
    „Langweilig ist gar kein Ausdruck!“ Jakob spähte unter seinem Arm zu der kleinen Gruppe. O‘Leary kämpfte bereits mit den Ve rspannungen in seinen Schultern. Die anderen beiden hatten sich zum Schlafen hingelegt. „Hornochse!“
    „Was?“
    „Nicht du, Clover! Echte scheiße das hier! Ist Connor bei dir?“
    „Nein, er ist mit Tyrel und Clark draußen. Torres und

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