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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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die Stirn.
    „Ich versuche, die verdammte Blutung zu stoppen.“ Jakob ve rschwendete einen sehnsüchtigen Gedanken an das Blutgerinnungsmittel, das sich im Wagen befand. „Ohne das Quikclot schaffe ich es nicht. Ich muss versuchen das Gefäß abzudrücken."
    Er zuckte verzweifelt mit den Schultern. „Du würdest mir helfen, wenn du stillhältst und dich darauf konzentrierst, durchzuhalten! Ich lasse dich nicht sterben! Nicht hier und nicht heute!“
    Connor lächelte schwach und stöhnte gequält auf, als Jakobs Finger tief in die Wunde eindrangen. Nach endlosen Sekunden fand er das stark blutende Gefäß und presste es mit seinen Fingern zusammen.
    „Du wirst dein Versprechen nicht halten, Jay! Ich gehe drauf. Wir können nichts tun!“ Connors Augen waren geschlossen, seine Stimme nur noch ein Flüstern, das durch flache Atemzüge unterbrochen wu rde, und trotzdem machte es das Flehen nicht weniger kraftvoll. „Ich will das nicht! Ich will nicht sterben! Noch nicht!“
    Jakob fluchte und blinzelte gegen die Tränen an.
    „Das wirst du auch nicht!“ Er klang trotzig. „Du wirst nicht sterben, hörst du!“ Vorsichtig zog er Connor in den Schutz der Treppe, so dass sie vom Eingang aus nicht mehr zu sehen waren, und fing stumm an zu beten.
     
    Connor sah schlecht aus. Seine Haut war blass und ab und zu krampften sich einzelne Muskelpartien zusammen. Er zitterte vor Kälte und seine Haut wirkte bläulich, obwohl Jakob ihm Teile seiner eigenen Uniform über den Körper gelegt hatte, um ihn zu wärmen, und deshalb jetzt selbst zitterte.
     
    Jakob hätte später nicht sagen können, wie lange sie in dem engen Hausflur saßen, nur dass Connors Überlebenschance mit jeder Sekunde kleiner wurde. Die Blutung der Wunde war schwächer geworden und so sehr Jakob dieser Umstand erleichterte, änderte es gar nichts an der Gesamtsituation und der Tatsache, dass er nicht sagen konnte, wie lange er selbst noch durchhalten würde. Die Haltung, in der er das Blutgefäß zusammen hielt, verlangte ihm seine letzten Kräfte ab. Jedes Mal, wenn er seine Position auch nur um wenige Millimeter veränderte, um seine schmerzenden Muskeln und Glieder zu entlasten, sickerte wieder mehr Blut aus dem Gefäß. Also bemühte Jakob sich, stillzuhalten und den gleißenden Schmerz in seinem eigenen Körper zu ignorieren. Die angeschossene Schulter pulsierte unangenehm und die Schusswunde im Bein sendete Schmerzwellen aus, die ihn ständig an den Rand einer Ohnmacht brachten. Er kniff die Augen zusammen und zwang sich, wach zu bleiben. Sobald er loslassen würde, wäre das Connors Ende. Er durfte nicht aufgeben. Am Anfang hatte Connor noch gejammert und geweint, dann war er ohnmächtig geworden.
    Zunächst hatte Jakob diesen Umstand begrüßt, denn das hieß, nicht länger sein Flehen ertragen zu müssen, aber die Stille, die ihn jetzt umgab, war schlimmer als alles andere – erbarmungslos, und sie trieb Jakob langsam, aber sicher in den Wah nsinn.
    Er atmete erleichtert auf, als Connors Augenlider flackerten und das Wimmern wieder einsetzte. Die Erleichterung hielt nicht an. Ein tiefes Seufzen ließ Connors Körper erzittern, als er nach einer kurzen Pause anfing, seine Lippen zu bewegen. „Jay, lass mich gehen!“
    „Wo willst du schon hingehen, du alter Spinner. Du bist im Arsch, du gehst nirgendwo hin!“ Jakob grinste kläglich und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    „Lass los!“
    „Du weißt ja nicht, was du redest! Du stehst unter Schock! Den Teufel werde ich tun!“
    „Bitte!“ Aus tief in den Höhlen liegenden Augen sah Connor Jakob ernst an. „Es ist mein Ernst! Ich kann nicht mehr. Es tut weh. Ich kann das nicht mehr ertragen und du solltest hier verschwinden, solange du noch kannst!“ Er holte mehrmals tief Luft und brachte die Sätze somit als unvollständige Brocken hervor.
    Jakob gab ein verächtliches Prusten von sich und wünschte sich das Flehen zurück. Es hatte Hoffnung bedeutet, jetzt hatte Connor aufgegeben. Er wollte sterben und das war mehr als Jakob ertragen konnte. Seine Stimme klang lahm und hohl.
    „Du schaffst das, Connor. Nur noch ein bisschen. Halt noch ein bisschen durch!“
    Connor schwieg. Dann schluckte er schwer und drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite. Eine Weile herrschte Stille und Jakob glaubte bereits, dass er aufgegeben hatte, als Connor erneut ansetzte.
    „Und wenn ich dich darum bitte!“ Tränen liefen ihm die Schläfen herab und verloren sich in seinen Haaren.
    „Das ist absurd!

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