Stille Seele (German Edition)
Tür im Lagerraum lagen, und verließ die Bar.
„Dad hat dich also angestellt?“ Julie stand hinter der Theke und spülte ein großes Tablett mit schmutzigen Gläsern.
„Stört es dich?“ Jakob konnte nichts gegen den leicht aggressiven Unterton in seiner Stimme tun. Er war müde, hungrig und gereizt. Die Brötchen und die Flasche Wasser vom Vormittag, die ihn fast seine kompletten Ersparnisse gekostet hatten, hatten nicht lange vorgehalten. Von den unangenehmen Schwindelanfällen und der Angst, jemand könnte seine Taschen klauen, die er in Stans Geräteschuppen versteckt hatte, einmal ganz abgesehen.
„Würde es einen Unterschied machen, wenn?“
Jakob zuckte die Achseln. „Du bist die Tochter des Chefs. Ich vermute, ein Wort zu Daddy würde genügen?“
„Du bist ein Arsch!“ Ihr Gesicht verzog sic0h angewidert. „Ich weiß nicht, was Dad an dir findet. Er muss ziemlich verzweifelt nach Hilfe suchen, wenn er ausgerechnet dich nimmt.“
„Wirklich reizend! Was habe ich dir eigentlich getan? Du hast selbst gesagt, dass ich gestern gut gearbeitet habe!“
Jetzt war es an ihr, die Schultern zu zucken. „Einen Abend lang gut zu arbeiten sagt noch gar nichts. Viel wichtiger ist, wie lange bleibst du dabei? Wann wird es dir zu blöd? Wann fängst du an zu schlampen oder haust einfach ab?“ Sie sah ihn fragend an, konzentrierte sich aber bereits wieder auf ihre Arbeit, bevor Jakob in der Lage gewesen wäre zu antworten.
Er brummte ein paar unverständliche Flüche in sich hinein und schnappte sich den Eimer mit Spülwasser, um die Tische abzuwischen, bevor das Abendgeschäft losgehen würde.
Jakob spürte ihre Blicke in seinem Rücken und verstand nicht, was er falsch gemacht hatte, aber bevor er sie zur Rede stellen konnte, betraten die ersten Gäste die Bar. Wenig später war es bereits genauso voll wie am Vorabend der Verkaufsstand auf dem Fest, und ein bet örender Duft nach Speisen strömte aus der Küche hinter dem Tresen. Jakob transportierte Getränke, Essen und Nachschub für die Bar durch den Raum und dankte Gott im Stillen dafür, dass ihm nichts herunterfiel. Um zwölf schloss die Küche und damit verblasste zumindest der störende Essensgeruch und lenkte Jakob nicht mehr vom Wesentlichen ab. Pablo, der Koch, verabschiedete sich lauthals von den Gästen und den Blekers sowie von Jakob und verließ die Bar. Jakob nickte ihm nur kurz zu, während er ein Tablett voll schmutziger Gläser durch den überfüllten Raum zur Bar balancierte.
„Wie lange bleibt es noch so voll?“ Er warf einen kurzen Seite nblick zu Julie hinüber, während er ihr unaufgefordert in Scheiben geschnittene Limetten reichte und dann anfing, die Gläser zu spülen.
Für einen Augenblick zog ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie nahm ihm die Limettenscheiben ab und zerstampfte sie und weißen Rohrz ucker mit einem Holzmörser. Der Zucker knirschte, bevor er sich in dem Limettensaft auflöste und Julie die Mischung mit Rum aufgoss. Das Lächeln war wieder dem bereits bekannten, ablehnenden Ausdruck gewichen. „Machst du etwa schon schlapp?“ Sie sah ihn überheblich an. „Ist gerade einmal Halbzeit! Aber wenn du nicht mehr kannst …“ Ihre Augen wanderten demonstrativ zur Tür.
Jakob nickte stumm, stellte das Glas aus der Hand und stapelte zwei leere Getränkekisten übereinander. Dann nahm er sie hoch und brac hte sie in den Lagerraum, um sie gegen volle auszutauschen. Für den Moment musste er aus Julies Nähe. Sie brachte ihn ernsthaft dazu, darüber nachzudenken, ein Mädchen zu schlagen. Im Halbdunkeln des Lagers setzte er sich auf eine leere Kiste. Erschöpft stützte er seinen Kopf auf den Händen auf und hätte am liebsten angefangen zu heulen. Er spürte jeden Knochen in seinem Körper, alles, was er seit dem Morgen zu sich genommen hatte, war flüssiger Natur [iii] gewesen. Gepaart mit der bleiernen Müdigkeit hinterließ das ein Gefühl völliger Leere in ihm.
Die Tür zum Lagerraum öffnete sich und mit dem Licht aus dem Barraum drang der aufdringliche Karaokeversuch eines Gastes zu Jakob ins Halbdunkel.
„Was machst du da?“ Julie stand in der Tür zum Lagerraum und funkelte ihn verärgert an. „Das wird Dad bestimmt interessieren. Ich meine, ich arbeite und du machst hier schön Pause. Du tickst doch nicht mehr ganz richtig.“ Sie schob kämpferisch ihre Unterlippe vor, als Jakob aufsah.
„Es tut mir leid. Vielleicht hattest du ja Recht und ich bin zu schwach, aber ich brauchte eine kurze
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