Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
Vom Netzwerk:
es dir leichter fallen. Solange übertreib es ei nfach nicht, dann kommst du zurecht!“ Er klopfte ihm auf die Schulter und sog dann tief die Luft ein. „Hmm! Das riecht lecker.“
    Julie erschien in der Tür zur Küche und manövrierte eine schwere Eisenpfanne in die Mitte des Tisches. Der betörende Geruch von Speck und Eiern hüllte Jakob ein. Am liebsten hätte er die Köstlic hkeit direkt aus der Pfanne in sich hineingeschaufelt, aber er hielt sich zurück, starrte stumm auf die Tischplatte und wartete darauf, dass William ihnen etwas auffüllte. Dann begann er hastig, die Mahlzeit in sich hineinzuschlingen. Er spürte, wie das warme Essen wohltuend seinen leeren Magen erreichte, und stöhnte behaglich auf.
    William grinste ihn an. „Dir scheint es ja zu schmecken!“
    Jakob nickte, lächelte kurz und aß eilig weiter. Er war sich absolut sicher, noch nie etwas so Leckeres gegessen zu haben, auch wenn er sich sehr wohl bewusst war, dass er selbst Katzenfutter zurzeit als Delikatesse betrachtet hätte. Mit halbvollem Mund und während er kaute, deutete er mit der Gabel auf seinen Teller und murmelte: „Das ist echt gut. Danke!“
    Er spürte Julies Blicke auf sich und hob kurz den Kopf. Ein ang ewiderter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht und ihre Lippen kräuselten sich theatralisch. Jakob musste zugeben, dass seine Tischmanieren zu wünschen übrig ließen, aber für so profane Dinge hatte er keine Muße mehr. Innerhalb weniger Minuten hatte er seinen Teller leer gegessen und wäre er sich nicht sicher gewesen, damit Aufsehen zu erregen, hätte er ihn auch noch abgeleckt. So streckte er sich nur, klopfte sich auf den vollen Bauch und lächelte zufrieden zu William herüber. Den Blick zu Julie sparte er sich. Für den Moment fühlte er sich überaus wohl und dieses Gefühl war zu wertvoll, um es sich durch ihre offen zur Schau gestellte Ablehnung kaputtzumachen.
    „Ich denke, ich werde dann mal! Bin verdammt müde!“ Mit einem entschuldigenden Blick nahm er wahr, dass William und Julie noch nicht mit Essen fertig waren. „Tut mir leid!“ Er biss sich auf die Unterlippe.
    „Macht nichts. Du willst sicher schlafen. Waren anstrengende Nächte für dich. Zisch ruhig ab!“ William nahm einen tiefen Schluck Cola und spülte damit einen Mund voll Rührei hinunter.
    Jakob nickte dankbar. „Tschüss, Julie. Bis morgen, ihr zwei!“ Dann verließ er die Bar.
     
    Leichter Nebel lag auf den Straßen. Es war dunkel und die Temp eraturen waren weiter gefallen. Jakob wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Zunächst musste er seine Taschen aus Stans Geräteschuppen holen. Und dann? Jakob zuckte mühsam mit den Schultern. Seine eben noch gute Laune war innerhalb von Minuten verflogen. Er joggte den Weg bis zu Stans Grundstück, um sich aufzuwärmen, und schlich dann an der Seite des Hauses entlang zum Schuppen. Die Tür öffnete sich genauso leicht wie am Tag, obwohl Jakob das leise Knarzen ohrenbetäubend laut vorkam. Er schloss für einen Moment die Augen und horchte in die Dunkelheit. In Gedanken zählte er bis fünf, ohne dass sich im Haus etwas regte. Das Geräusch war ihm wohl doch lauter vorgekommen, als es tatsächlich gewesen war. Mit einem Schmunzeln dachte er an den vorigen Abend. Vielleicht bekam Stan, wenn er schlief, auch nur nichts mit!
    Es dauerte einen kleinen Moment, bis sich Jakobs Augen der U mgebung angepasst hatten. Es wäre keine Lüge gewesen, den Inhalt des Schuppens ausnahmslos als Sperrmüll zu bezeichnen. Er stieg vorsichtig über einen Stapel Kartons hinweg und stellte mehrere Bretter zur Seite. Da waren sie – seine Taschen. Jakob seufzte erleichtert auf. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering gewesen war, dass jemand die gut verborgenen Taschen finden würde, hatte er sich den ganzen Abend lang Sorgen gemacht. Leise schulterte er die Taschen und wollte gerade gehen, als sein Blick auf eine riesige Plane fiel, die irgendeine Monstrosität verbarg. Langsam ging er hinüber und hob die Plane ein Stück an. Der Rumpf eines kleinen Segelbootes kam zum Vorschein und gleichzeitig mit dem Bug erschien ein breites Lächeln auf Jakobs Gesicht.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    5. Oktober 2005, Marble Hills
     
     
    Jakob schlief bis weit in den nächsten Tag hinein. Die Koje des kleinen Seglers war zwar nicht gerade ausladend, aber sie reichte, es war trocken und einigermaßen warm. Als er

Weitere Kostenlose Bücher