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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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dass sie seinen Namen schon wieder vergessen hatte.
    Unwillig brummte er: „Jakob!“
    Sie klopfte ihm auf die Schulter, als wären sie alte Freunde. „Ihr alle, das ist Jakob. Er hilft uns heute Abend ein bisschen. Also, wenn ihr Durst habt, er gibt euch etwas.“ Mit einem kritisch-herausfordernden Blick, der deutlich zeigte, dass sie davon ausging, er würde das Pensum nicht bewältigen können, ging sie zurück zu ihrem Ende des Tresens.
     
    Jakob hätte niemals gedacht, dass auf einer einzigen Feier so dermaßen viel getrunken werden könnte und vor allem, dass einige der Gäste, die enorme Mengen Hochprozentiges in sich hineingossen, so lange durchhalten würden. Es war schon halb fünf am Morgen, als sie sich endlich daran machten, aufzuräumen und den Tresen zu säubern.
    Wenig später sicherte Julie den Verkaufsstand mit einem Vorhä ngeschloss und ging neben Jakob her zum Parkplatz. Umständlich zog sie sich ihre Jacke über und zog dann den Reißverschluss bis zum oberen Ende zu. „Du hättest dir ‘ne richtige Jacke anziehen sollen. Ist verdammt kalt nachts und wir haben geschwitzt!“
    Jakob war sich unschlüssig, ob Julie tatsächlich dabei war, ihren Widerstand aufzugeben, oder ob sie einfach zu müde war, um sich weiterzustreiten. Jakob hätte das verstanden. Er fühlte sich völlig zerschlagen, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen.
    Julie blieb kurz stehen und rang sich zu einem Lächeln durch. „Wir hatten ‘nen schlechten Start!“ Sie reichte ihm die Hand und schüttelte sie steif, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte. „Es ist nur, Dad stellt ständig solche komischen Käuze wie dich ein, weil er der Meinung ist, wir bräuchten Hilfe, und die meisten sind echte Nullnummern!“ Sie seufzte leise und verknotete ihre immer noch leicht verschwitzten Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz, bevor sie die Kapuze ihrer dicken Daunenjacke darüber zog.
    „Dein Dad hat recht, wenn er versucht, noch jemanden einzustellen. Ich meine, meine Güte, das kann ein Mensch alleine nicht schaffen! Zwischenzeitlich dachte ich, die nehmen uns den Stand auseinander!“ Ein vorsichtiges Lächeln huschte über Jakobs Gesicht.
    „Du hast gut gearbeitet. Ich gebe zu, ich habe es dir nicht zugetraut, aber es war ganz okay!“ Sie nickte leicht und lächelte ihn kurz an. Dann verengten sich ihre Augen erneut. „Nicht dass du glaubst, wir wären jetzt Freunde oder so. Ich werde Dad sagen, dass du gut gearbeitet hast, aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen!“
    Jakob lächelte zynisch. „Würde mir nicht im Traum einfallen.“
    „Du kommst nach Hause?“ Sie schielte kurz zu ihm herüber, bevor sie wieder angestrengt in die Dunkelheit starrte.
    Nach Hause. Welches Zuhause? Er spürte, wie die Traurigkeit bitter durch seinen erschöpften Körper strömte. Jakob war müde, immer noch hungrig und all das half nicht dabei, sich besser zu fühlen oder auch nur eine Spur hoffnungsvoll. Trotzdem erwiderte er fest: „S icher! Ich komme schon klar! Meine Sachen hole ich dann morgen früh. Wann macht ihr auf?“
    Ohne ihn anzusehen, ging sie weiter. „Um elf, zur Mittagszeit!“
    Sie waren bei Williams Wagen angekommen, den Jakob am äußersten Ende des Parkplatzes hatte abstellen müssen, weil es bei seiner Ankunft bereits brechend voll gewesen war.
    „Hier!“ Er reichte ihr die Schlüssel. „Hat Spaß gemacht, heute mit dir zu arbeiten. Und keine Angst, das sage ich nur, weil es so ist, und nicht, weil ich mir etwas davon erhoffe!“ Eilig drehte er sich um und suchte den Parkplatz nach Stanleys schwarzem Pickup ab. Er hoffte inständig, dass er noch da sein würde, denn das war seine einzige Möglichkeit auf einen Schlafplatz. Tatsächlich stand der Wagen etwa mittig auf dem großen Parkplatz. Jakob steuerte darauf zu, als Julie bereits mit ihrem Pickup in der Dunkelheit verschwand, und öffnete die Beifahrertür. „Stan? Stan, bist du wach?“
    Stans massiger Körper hob und senkte sich unter tiefen, regelmäßigen Atemzügen.
    Jakob seufzte. „Stan!“ Er rüttelte sanft an dem Riesen, so dass Stan schläfrig seine Augenlider ein Stück anhob und Jakob einen Blick in vor Trunkenheit glasige Augen erlaubte. „Was, wer? Was willst ‘n du?“ Stan nuschelte und rieb sich unbeholfen unter der Nase. „Will schlafen, lass mich in Ruhe!“ Widerwillig versuchte er, sich von J akob wegzudrehen, aber sein riesiger Körper verkeilte sich unter dem Armaturenbrett.
    Wieder rüttelte Jakob sanft an

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