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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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nichts gegen das Grinsen tun, das sich auf sein Gesicht stahl. Sie sah wirklich süß aus, wenn sie versuchte, kämpferisch und unbesiegbar zu wirken. Jakob zwang sich dazu, neutraler zu gucken. „Du bist nur manchmal sehr unnahbar. Ich hätte als Kind Angst vor dir gehabt!“
    „Nicht jeder ist so wie du, was im Übrigen auch der Grund sein könnte, warum ich zu dir nicht so nett bin wie zu ihnen!“ Damit drehte sie sich um und stolzierte über die Grünfläche vor dem Gemeindeze ntrum.
    „Was zum Teufel habe ich dir eigentlich getan?“ Jakob warf hilflos die Arme in die Luft.
    Julie hielt kurz inne, drehte sich um und sah ihn schweigend einige Sekunden an, bevor sie im Halbdunkeln des Gebäudes verschwand.
     
    Das Gespräch mit Julie ging Jakob nicht aus dem Kopf, als er seine Wäsche mit einem verbissenen Ausdruck auf dem Gesicht in die leere Trommel stopfte. Obwohl sie ihn vom ersten Moment abgelehnt hatte, fühlte er sich mit jeder Abfuhr, durch jedes zynische Wort mehr zu ihr hingezogen. Das war absolut idiotisch. Connors Stimme zuckte durch seinen Kopf.
    „Masochistisch veranlagt wie eh und je, unsere Prinzessin!“
    Jakob verzog das Gesicht und fuhr sich unbeholfen über das Gesicht, als könnte er damit die Erinnerungen an die Zeit mit Connor wegwischen, die gleichzeitig Alptraum und Glück einer tiefen Freundschaft gewesen waren. Er blinzelte die Tränen fort und füllte Waschpulver in die Maschine. Dann setzte er sich auf einen der unbequemen Plastikstühle neben die Maschinen und blätterte in einer veralteten Zeitschrift über die Vorzüge des Fliegenfischens. Seufzend schmiss er sie nur wenige Minuten später zurück auf den Stapel und fuhr sich durch die Haare. Die Maschine summte eintönig vor sich hin. Jakob legte den Kopf in den Nacken und starrte für wenige Augenblicke an die weiß getünchte Decke. Ihm wurde heiß, als die Erinnerung wie eine Welle durch seinen Körper schoss.
    „Kommst du, Jay?“ Connor stand an der Wand des Gemeinschaft sraums und wedelte mit einer Zeitschrift. „Wir wollen noch einkaufen. Die haben heute neue Ware bekommen und die Jungs wollten später noch ‘ne Runde Pokern!“ Er grinste über das ganze Gesicht und erinnerte Jakob an einen jungen Hund, der aufgeregt darauf wartet, dass man ihm den Stock wirft. Sie waren erst vor weniger als einer halben Stunde in ihre Unterkunft zurückgekehrt. Jakob hatte geduscht und sich dann erschöpft auf das Sofa geschmissen. Die Schlafstörungen machten ihm zu schaffen. Ständig fühlte er sich müde und gerädert.
    „Ich komme später nach!“
    „Später? Du kannst doch jetzt kommen. Du machst doch gerade nichts!“ Connors Stimme klang gleichzeitig bittend und drängend.
    „Woher willst denn du das wissen?“
    „Ich sehe dich. Du liegst auf dem Sofa wie ein Mehlsack und starrst an die Decke! Jetzt komm! Sei kein Spielverderber, Prinzessin!“
    „Nenn mich gefälligst nicht Prinzessin und hör auf, mir auf die Nerven zu fallen!“
    Connor schob beleidigt die Unterlippe vor. „… auf die Nerven fallen!“ Er wiederholte das Ende des Satzes mit einem sarkastischen Unterton und nickte missmutig. „Bist echt scheiße drauf im Moment. Kannst du mir mal verraten, was los ist?“ Betont fügte er hinzu: „Prinzessin?“
    „Kannst du mich nicht einfach fünf Minuten in Ruhe lassen?“ J akob schloss genervt die Augen. Er hörte, wie Connor gekränkt abzog und die Tür hinter ihm lautstark zufiel. Dann war er allein. Jakob öffnete die Augen und konzentrierte sich auf die Decke über sich. Es ist erstaunlich, wenn man nur diesen kleinen Teil Decke sieht und alles andere ausblendet, kann man sich ziemlich erfolgreich einreden, man wäre an jedem x-beliebigen Ort. Im Wesentlichen ähneln sich die meisten Decken. Einfach, langweilig, weiß, und genau da liegt ihre Stärke. Jakob hatte diese Konzentrationsübung tief verinnerlicht. Es half ihm, das bohrende Heimweh zu verdrängen und für einen kurzen Augenblick der mäßig amüsanten Realität zu entfliehen. Fast meinte er, den Geruch seines Elternhauses einzuatmen, als sich die Tür des Gemeinschaftsraums öffnete und eine kleine Gruppe Soldaten eintrat. Sie alberten lautstark miteinander herum und Jakob setzte sich mit einem ergebenen Stöhnen auf.
    „Ups, sorry, haben wir dich geweckt?“
    Jakob schüttelte den Kopf, räusperte sich und war froh, dass man ihm nicht anhörte, wie angeschlagen er sich fühlte. „Nein, ich habe nicht geschlafen. Ist schon okay, ich muss eh

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