Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
Vom Netzwerk:
nicht gehen, du kannst nicht fliegen, aber ein Lastwagen fährt sich fast wie ein Auto. Er ist nur etwas größer und schwerer, das ist alles.«
    James dachte einen Augenblick nach. Wieder spürte er die große Hitze in seinem Körper. Sein Kopf fühlte sich leicht und schwebend an.
    »Okay«, sagte er und stand mit wild entschlossener Miene auf. »Dann los!«
    »Oh verdammt«, seufzte Kelly. »Und ich hatte insgeheim gehofft, du würdest es mir ausreden.«

 

So sicher, wie die Sonne aufgeht
    M it Ausnahme der einsamen Figur, die am Tor vor sich hin döste, lag das Gelände verlassen da; alle anderen Männer schliefen tief und fest in den Baracken auf ihren Pritschen.
    Ein schwacher Lichtschein zog am Himmel herauf. Die meisten Flutlichter waren inzwischen ausgeschaltet. James und Kelly betraten so leise wie möglich den ersten der beiden Schuppen, in denen die Fahrzeuge abgestellt waren. Kelly hatte einen Arm auf James’ Schulter gelegt, um sich abzustützen. Beide Jungen waren völlig erschöpft. Red sank auf einen Stapel Säcke, um wieder zu Atem zu kommen. Seine Kleidung war schweißdurchtränkt und er hatte offensichtlich Schmerzen.
    »Was nun?«, fragte James.
    »Hast du dein Messer noch?«
    »In meinem Absatz verborgen.«
    »Hier steht ein Lastwagen und da sind seine Reifen. Worauf wartest du noch?«
    James grinste. Er nahm sein Messer heraus und setzte es an. Das Geräusch, als die Luft aus den zerschnittenen Reifen zischte, war Musik in seinen Ohren. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, dabei zuzusehen, wie sich der Lastwagen zur Seite legte und tiefer sank, während die Luft entwich. Für Kelly war es ebenfalls ein Vergnügen, Kabel zu durchschneiden, Zündkerzen zu entfernen und Benzinleitungen zu kappen.
    Es waren anstrengende, aber befriedigende Minuten. James fürchtete zwar, jeden Augenblick entdeckt zu werden, doch es gelang ihnen, alle Fahrzeuge im Schuppen zu sabotieren, ohne dass jemand es bemerkte. Es roch sehr stark nach Benzin und ausgeschüttetem Öl, und James hoffte, dass der schlafende Posten davon nicht aufwachte.
    »Warum zünden wir den Schuppen nicht einfach an?«, schlug Kelly mit einem boshaften Blitzen in den Augen vor. »Das wäre ein nettes Andenken an uns.«
    »Nein«, sagte James. »Viel zu gefährlich. Das Feuer könnte außer Kontrolle geraten, bevor wir uns aus dem Staub gemacht haben. Komm weiter!«
    Sie vergewisserten sich, dass die Luft rein war, und gingen zum zweiten Schuppen, wo sie ihr Werk fortsetzten und Reifen zerstachen, Kabel herausrissen, Auspuffrohre mit Öllappen verstopften und möglichst viel von Hellebores Fuhrpark unbrauchbar machten. Es war natürlich denkbar, dass sich irgendwo auf dem Schlossgelände weitere Fahrzeuge befanden, aber alle, die ihnen zugänglich waren, setzten sie mit viel Geschick außer Betrieb. Alle bis auf einen Albion, einen großen Lastwagen mit hoher Kühlerhaube. Daran war das bekannte Logo angebracht mit dem Sonnenaufgang und dem Werbeslogan »So sicher, wie die Sonne aufgeht«.
    »Na hoffentlich«, flüsterte Kelly, während James in das Führerhaus kletterte und die Anzeigen überprüfte. Alles war größer als bei einem Auto, aber im Grunde sah es ziemlich ähnlich aus. Er hoffte nur, dass er überhaupt kräftig genug war, um die Kiste zu fahren. Wieder musste er an das Märchen von Jack denken, der an einer Bohnenstange in das Schloss des Riesen kletterte. Nun, dann war dies hier eben das Auto des Riesen.
    Er zog Kelly hoch zu sich ins Führerhaus.
    »Fertig?«, fragte er. »Sobald ich den Motor anlasse, werden sie auf uns aufmerksam.«
    »Und wennschon«, sagte Kelly. James startete den Motor und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Es dröhnte und ratterte und die beiden Jungen wurden auf ihren Sitzen durchgeschüttelt. James blickte hinüber zu seinem Freund.
    Kelly zeigte mit dem Daumen nach oben. »Fahr los«, sagte er und James löste die Bremse.
    Einen Moment lang passierte gar nichts. James geriet beinahe in Panik, bis ihm klar wurde, dass der Albion viel schwerfälliger war als Max’ Auto und er mit aller Kraft und seinem ganzen Gewicht auf die Pedale treten musste. Ruckelnd setzte sich der Lastwagen in Bewegung, holperte aus dem Schuppen und über den gepflasterten Hof auf die Tore zu.
    James trat das Gaspedal durch. Der Krach scheuchte den schlafenden Wachposten auf. Er rannte auf sie zu, fuchtelte wild mit den Armen, doch James fuhr unbeeindruckt davon weiter, bis der Mann im letzten Augenblick mit einem

Weitere Kostenlose Bücher