Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Hand, und sie gehen zurück in die Küche und essenihr Frühstück, Brittany plappert vor sich hin, und Nick scherzt mit ihr herum, als hätte es diesen dunklen Moment nie gegeben, und Dawn fragt sich, ob irgendwas je wieder so verdammt schön sein kann.
Nach dem Frühstück sitzen Exley und Dawn auf der Veranda, während Brittany und Mr. Brown unten am Strand spielen. Dawn trägt eine Shorts von Exley, von einem Gürtel gehalten, hat die nackten Füße auf dem Stuhl, die Arme um die Beine geschlungen, das Kinn auf den Knien. Sie sieht ruhiger aus, die aschfahle Schicht unter ihrer rotbraunen Haut ist verschwunden.
»Wie geht’s jetzt weiter?«, fragt Dawn und wendet den Kopf, um ihn anzusehen.
»Hast du einen Reisepass?«, fragt er.
»Ja, hab ich sogar. Der Besitzer vom Lips, Costa, hat uns vor ein paar Monaten mal in einem Club in Mosambik tanzen lassen. Ein totales Desaster. Aber wieso fragst du?«
Exley versucht, die Anspannung aus seiner Stimme zu halten. Weiß, dass er jetzt volles Risiko geht. »Ich bin online gewesen und hab einen Flug nach Bali gefunden, den ich für uns drei buchen könnte, für morgen Nacht.«
»Bali?«
»Ja.«
»Warum ausgerechnet Bali?«
»Weil wir dafür keine Visa brauchen und weil es auf der anderen Seite des Globus liegt.«
»Meinst du das ernst, Nick?«
»Ja. Ich will von dem hier weg.« Er macht eine ausladende Handbewegung vom Strand zum Haus. »Von allem, was passiert ist. Und ich will, dass du mich mit Brittany begleitest.«
»Und was kommt nach Bali?«, fragt Dawn, streckt die Beine, setzt sich gerade hin.
Er zuckt die Achseln. »Das sehen wir dann. Es gibt jede Menge Möglichkeiten.«
Sie schüttelt den Kopf. »Dann ist das nicht bloß irgend so ein Urlaub?«
»Nein.«
»Nick, sprich mit mir! Sag mir, was du denkst.«
Exley starrt auf den Ozean. »Ich glaube, ich würde gern mit dir und Brittany zusammenleben. In den Staaten vielleicht. Oder Australien.« Er findet den Mut, sie anzusehen. »Was hältst du davon?«
Sie starrt ihn an. »Wir können sie nicht ersetzen, Nick. Deine Frau und dein Kind.«
»Gott, meinst du, das wüsste ich nicht?« Seine Stimme klingt schroffer als er wollte, und sie zuckt zurück wie geohrfeigt. »Tut mir leid«, sagt er. Zu spät.
»Nein, mir tut’s leid«, sagt sie, steht auf und geht ans Geländer, wendet ihm den Rücken zu.
Nach einer Weile dreht sie sich zu ihm um und sagt: »Menschenskind, Nick, das ist echt eine Riesensache. Zu riesig.«
»Okay, das versteh ich«, meint er, steht auf, redet schnell, macht ein Angebot. »Aber wie wär’s, wenn wir Schritt für Schritt vorgehen? Zwei Wochen Bali? Wir relaxen ein bisschen, lassen es uns gutgehen. Und dann reden wir über die Zukunft?«
Sie geht ins Wohnzimmer. »Was ist mit deinen ganzen Sachen?«
Exley folgt ihr. »Das gehört alles zum Haus.« Er deutet auf die Möbel. »Für meinen Computerkram hab ich einen Käufer. Sunnys und Carolines Sachen will ich zusammenpacken und an wohltätige Einrichtungen verschenken oder so.«
»Und deine Frau? Ihre Beerdigung?«
Er schüttelt den Kopf. »Ihr Leichnam wird nach England überführt. Zu ihrer Schwester. Sie wird auf einem Friedhof neben ihren Eltern bestattet. Das war ihr Wunsch.« Ein jähes Schuldgefühl lässt ihn einen Moment wegschauen, ehe er weitersprechen kann. »Es gibt hier nichts mehr, was mich hält, Dawn.«
Sie nickt. »Britt hat keinen Pass.«
Er zögert. »Sie kann Sunnys nehmen. Das merkt kein Mensch.«
Sie blickt zur Seite, und er kann ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
»Es ist bloß ein Stück Papier, Dawn.«
Sie nickt. »Ich weiß.« Mustert ihn prüfend. »Du hast auf alles eine Antwort, was?«
»Nein«, sagt er. »Von wegen.«
»Okay, Mister Nick, wir machen das mit Bali. Ich glaub, so ein Sarong steht mir gut.« Lächelt ihn an. »Danach sehen wir weiter, okay?«
Und das genügt Exley. Vorläufig.
Dawn schwirrt der Kopf, und das liegt nicht nur an ihrem Meth-Kater. Sie hat das Gefühl, als säße sie in einem von diesen japanischen Hochgeschwindigkeitszügen, die sie mal im Fernsehen gesehen hat, und das Ding rast los, trägt sie immer weiter und weiter aus ihrem Leben heraus.
Um Ruhe zu finden, ihre Gedanken zu ordnen, geht sie hinaus auf die Veranda, starrt ins Leere, aber etwas springt ihr ins Auge, etwas im Wasser, wo die niedrigen Wellen an den Strand plätschern. Zuerst denkt sie, es ist bloß ein Stück Treibholz, dann sieht sie, dass es der kleine Bär ist, Mr. Brown, und er
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