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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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sieht irgendwie gruselig aus, weil er auf dem Rücken liegt, Arme und Beine von sich gestreckt. Er treibt im Wasser, wird an den Strand gespült und dann wieder zurückgezogen, genau wie eine Leiche. Dawn sieht Nicks kleine blonde Tochter vor sich, wie sie tot daliegt, an genau derselben Stelle. Das Bild macht ihr Angst, und sie schaut sich nach Brittany um.
    Nirgends zu sehen.
    »Britt?«, ruft sie und geht nach unten auf den Sand. Macht eine volle Drehung, eine Pirouette, sodass die Felsen und das Meer und der Himmel verschwimmen. »Brittany!«
    Exley, der sich jetzt, da er Dawn seinen Vorschlag unterbreitet und sie teilweise zugestimmt hat, deutlich entspannter fühlt, schlendertin die Küche, um eine Flasche Evian aus dem Kühlschrank zu holen. Spaziert mitten hinein in einen Caroline-Flashback, sieht ihre letzten krampfartigen Zuckungen auf dem Fliesenboden. Verbannt sie mit aller Willenskraft wieder aus dem Kopf.
    Gott, es wird höchste Zeit, dieses Haus zu verlassen.
    Während er aus der Flasche trinkt, geht er zum Fenster rüber und sieht Dawn am Strand ganz aufgeregt den Namen ihrer Tochter rufen. Dann ruft sie nach ihm, die Stimme belegt vor Angst. Exley lässt die Flasche fallen und rennt durch die Küche auf die Veranda.
    Dawn steht direkt am Wasser, eine Hand in ihre Haare gekrallt. »Ich kann sie nicht finden, Nick. Und sie ist nicht ins Haus gegangen.«
    Exley sieht den Bären im Wasser und er sieht Sunny, wie die letzten Luftblasen aus ihr herausquellen und zur Oberfläche steigen.
    Er sprintet über den Sand und rauf auf die Felsen, um einen besseren Überblick zu haben, um zu sehen, ob Brittany im Ozean ist, durch die Strömung vom Land weggezogen wird. Sein Atem ist lauter als die Brandung, und nur für einen ganz kurzen Moment – einer kaum wahrnehmbaren Volte des Unterbewusstseins – erblickt er Vernon Saul, der auf den Felsen hockt, und er fürchtet um Dawns Tochter.
    Exley blinzelt, und da ist nichts als das Spiel von Sonnenlicht und Schatten, und er sucht das leere Wasser und den Strand ab, bis seine Augen auf etwas Helles in dem hölzernen Ruderboot stoßen.
    Die Kleine lugt zu ihm hoch, ihr Haar lodernd in der Sonne, und sie lacht, als er von den Felsen springt, auf sie zustürzt und sie aus dem Boot hebt, und sie sagt: »Ich hab mich versteckt, Onkel Nick, ich hab mich versteckt.«
    Er muss Dawns wild rudernde Arme abwehren, als sie über den Sand angelaufen kommt und ihr Kind umarmen und schlagen will, schreit: »Mach das ja nie wieder!«
    Brittany fängt an zu schluchzen, und Exley gibt das heulende Kind seiner Mutter, die es an sich reißt und drückt und schnell die Treppe hinauf ins Haus trägt.
    Exley rettet den durchnässten Bären aus den Wellen, lässt das Wasser abtropfen und trägt ihn über den Strand und ins Wohnzimmer, wo Dawn Brittany an sich gedrückt hält, sie tröstet und sagt: »Ach, mein Schätzchen, mein Schätzchen, du hast mir solche Angst gemacht.«

KAPITEL 52
    Es ist stinkeinfach, sie zu verfolgen. Der Audi hat ordentlich was unter der Haube, aber Exley fährt langsam, Verdeck offen, Mr. Superreich, der seinen neuen Mädels was bietet. Vernon, der sich mit seinem Civic drei Autos hinter ihnen hält, sieht Dawns Haare im Wind wehen, und als der Audi auf der Meerseite der Küstenstraße eine weite Kurve fährt, sieht er sie lachen und sich nach dem Kind umdrehen, das auf der Rückbank angeschnallt ist.
    Als sie nach Camps Bay kommen, das einen auf französische Riviera macht, mit Strand und Straßencafés und blonden Tussis in Winzbikinis, muss Vernon schwer auf Draht sein. Hier ist der Audi bloß irgendein Auto in dem Strom von Ferraris und Porsches und SUVs mit chromblitzenden Kühlergrills.
    Doch als der Audi sich hoch Richtung Tafelberg schlängelt und dann runter in die Stadt, wo Luftverschmutzung wie Senfgas über den Bürotürmen hängt, weiß Vernon, wohin sie wollen, und sobald sie auf der Schnellstraße sind, gibt er Gas und hängt sie ab, nimmt die Ausfahrt Monte Vista, heizt runter zur Voortrekker Road und sucht sich einen Parkplatz gegenüber von Dawns Mietshaus.
    Vernon steckt sich eine Zigarette an und wartet, in seinem Kopf trällert Tony Orlando wieder und wieder »Tie a Yellow Ribbon«, bis er die Temptations-CD reindrückt – »Papa Was a Rollin’ Stone« –, um dem Wichser das Maul zu stopfen.
    Als Dawn die verkratzte und schartige Tür aufschließt und Exley in das beengte Apartment führt, kann er seinen Abscheu nur mit Mühe kaschieren.

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