Stiller Tod: Thriller (German Edition)
normal.« Sie zündet sich eine Zigarette an, inhaliert und sieht ihm direkt in die Augen. »Ich bin also beschädigte Ware, okay?« Atmet aus. »Aber Britt, die ist mein Schatz. Ich werde nicht zulassen, dass ihr dieser Scheiß passiert. Niemals. Und ja, ich hab letzte Nacht Mist gebaut, und ich bin dir dankbar, dass du mich gerettet hast. Uns gerettet hast. Bei Gott, das bin ich wirklich. Aber eins will ich dir klipp und klar sagen: Ich werde nie zulassen, dass irgendwer Brittany wehtut. Nicht nur so, wie die mir wehgetan haben, sondern überhaupt. Verstehst du, was ich sage?«
»Ja.«
»Zum Beispiel werde ich nicht zulassen, dass sie sich an Sachen gewöhnt und sie dann verliert. Ich weiß, dass du auf einem Wahnsinnstrauertrip bist und dass du mich und sie siehst und dir denkst, okay, das könnte klappen, und vielleicht meinst du’s sogar gut, aber was, wenn du nach einer Weile aufwachst und dir sagst: Moment mal, ich bin Nick Exley, was zum Teufel mach ich hier eigentlich mit dieser farbigen Nutte und ihrer Mischlingsgöre?« Er will widersprechen, aber sie schwingt die Zigarette wie eine Waffe, lässt ihn nicht zu Wort kommen. »Warte. Ich möchte, dass du dir klarmachst, was das für Brittany bedeuten würde. Und ich möchte, dass du jetzt gründlich nachdenkst. Ich hab dir gesagt, was ich bin. Ich hab dir gesagt, was ich nicht zulassen werde. Also, wenn dir jetzt Bedenken kommen, geh einfach da zur Tür raus, und wir vergessen das Ganze.«
»Ich geh nirgendwohin«, sagt er, beschämt, dass sie ihn so gut durchschaut.
»Okay.« Sie atmet Rauch aus, ein bisschen atemlos von ihrer Ansprache. »Aber Nick, falls du Britt je wehtust, bring ich dich um. Kein Witz. Ich bring dich um.«
»Ich weiß.«
»Gut.« Dawn geht zum Schrank, zieht die lose Tür auf und fängt an, Kleider und Wäsche aufs Bett zu werfen. Sie deutet auf einen billigen Koffer in einer Ecke. »Nun steh nicht so dumm rum, hilf mir beim Packen.«
Exley legt den Koffer aufs Bett und zieht den Reißverschluss auf und beginnt, einen Wust von Frauenkleidung, manche Teile groß, manche klein, hineinzustopfen. Fast so, als hätte er wieder eine Familie.
Vernon sitzt zusammengesunken hinterm Steuer seines Civic und bläst eine Serie von Rauchkringeln, einer perfekter als der andere. Er setzt sich auf, als er Dawn aus dem Haus kommen sieht, gefolgt von Exley, der einen Rollkoffer hinter sich herzieht. Der Weiße schiebt den Griff zusammen, verstaut das Gepäckstück im Kofferraum des Audis und hält dann für Dawn die Beifahrertür auf. Vernon muss fast losprusten, dass Exley diese Straßennutte wie eine Lady behandelt. Dann ist Exley hinterm Steuer, und der Audi schwingt seinen hübschen deutschen Hintern die Voortrekker Road hinunter, und weg ist er.
Ohne Kind. Großartig. Das ist oben bei der alten Portugiesin.
Vernon hat einen Adrenalinstoß, der seine Finger aufs Lenkrad trommeln lässt. Er muss sich zwingen, zehn Minuten zu warten, um ganz sicher zu sein, dass Exley und Dawn nicht gleich zurückkommen. Er schließt den Civic ab, läuft geduckt über die Straße und schleppt sich zwei Stockwerke hoch – das Bein schmerzhaft steif nach der Zeit im Auto. Er klopft laut gegen die Tür der Alten, weiß, dass sie taub ist oder vielleicht nur so tut, solange es ihr in den Kram passt. Klopft erneut und hört Schlurfen und Scharren, aber die Tür bleibt zu.
»Hä?« Eine gedämpfte Stimme von drinnen.
»Mrs. de Pontes, mein Name ist Vernon Saul. Ich bin ein Freund von Dawn.«
»Hä?«
»Bitte machen Sie auf, sie möchte, dass ich Brittany zu ihr bringe.«
»Ich nix kenne Sie. Ich nix aufmache.«
Vernon ist kurz davor, die Tür einzutreten, beherrscht sich aber, greift in sein Portemonnaie und zieht einen Fünfzig-Rand-Schein heraus. Er bewegt sein verkümmertes Bein zur Seite und kniet sich ächzend hin, schiebt den Schein halb unter der Tür durch. Blitzschnell ist das Geld verschwunden.
»Sie hat mir gesagt, ich soll Ihnen noch so einen geben, wenn ich das Kind habe«, sagt er, benutzt den Türknauf, um sich wieder hochzuhieven, keucht, als hätte er gerade einen Sprint hingelegt.
Ketten rasseln, und Riegel werden zurückgeschoben, und die Tür öffnet sich gerade soweit, dass er ein kleines Gesicht sehen kann, runzelig wie eine Schildkröte, das zu ihm hochstarrt. »Dawn hat geschickt?«
»Ja, hab ich doch gesagt. Sie und Nick haben ihre Pläne geändert. Sie wollen, dass ich Britt bei ihnen absetze.«
»Warum sie nicht
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