Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
anspaziert kommt, eine Plastiktüte in der Hand,und die kaputte Tür des Schuppens aufdrückt und hineingeht. Keine Spur von der Frau und dem Kind, aber er ist zurück. Schon wieder raus.
    Yvonne schiebt sich vom Fenster weg, ringt nach Luft, hat panische Angst, dass er sie sieht und begreift, dass sie diejenige war, die die Cops angerufen hat. Sie geht langsam zurück ins Wohnzimmer, stützt sich an der Wand ab, schafft es kaum bis zum Sofa.
    Ihr Herz schlägt zu schnell, und ihr Kopf fühlt sich an, als säße er zu leicht auf den Schultern. Ihr Kleid ist unter den Armen nass vor Schweiß, und sie spürt das salzige Jucken zwischen den Oberschenkeln. Sie schließt die Augen, das Blut rauscht ihr so laut in den Ohren, dass es fast das dumpfe Grollen von Vernons Auto übertönt.
    Sie spricht ein kleines Dankgebet, horcht auf seine Schritte auf dem Weg zum Haus und seinen Schlüssel in der Tür. Bitte, Gott, mach, dass er das blaue Päckchen aus der Apotheke dabeihat. Aber als er die Tür mit dem Fuß aufstößt, bringt er kein Päckchen mit, sondern ein Kind. Ein weißes Kind mit blonden Haaren, das wie etwas Totes schlaff in seinen Armen hängt.
    Er tritt die Tür zu und lässt das Kind neben Yvonne aufs Sofa fallen, zieht ein flauschiges Stofftier aus der Tasche und wirft es neben das Mädchen. Yvonne steht auf und weicht zurück, spürt die Wand im Rücken.
    »Junge«, sagt sie, ihre Stimme ein Flüstern, aus ihrem tiefsten Inneren herausgerissen. »Was hast du getan?«
    Er starrt sie mit den irren Augen seines toten Vaters an. »Keine Panik. Es schläft bloß.«
    »Nein, Vernon. Das kannst du nicht machen. Nicht mit einem weißen Kind.«
    »Reg dich ab«, sagt er, wischt sich mit dem Handteller Schweiß von der Stirn. Sein Haar hängt ihm wie eine Schlinge über ein Auge. »Die ist genauso farbig wie wir. Du musst bloß ein oder zwei Stunden auf sie aufpassen, okay?«
    Yvonne schüttelt den Kopf. »Nein, Vernon. Bitte.«
    Ihr Sohn bewegt sich schnell, packt sie vorne am Kleid und rammt sie mit dem Rücken gegen die Wand, sodass sie mit dem Kopf gegen die Steine knallt. Er ohrfeigt sie, und sie rutscht nach unten auf den Boden, weint.
    »Steh auf«, sagt er, stupst sie mit einem Schuh an. Sie rührt sich nicht, also tritt er sie in die Rippen. »Steh auf, hab ich gesagt!«
    Sie gehorcht, zieht sich an der Rückenlehne des Sofas hoch. »Und jetzt tust du verflucht nochmal, was ich dir sage. Hast du verstanden?«
    »Ja.« Sie nickt.
    »Gut. Ich dusche und muss dann weg. Bin in spätestens zwei Stunden wieder da.«
    Er geht, und sie starrt hinunter auf das Kind, sieht, wie sich die kleine Brust beim Atmen auf und ab bewegt. Sie hört ihn in der Dusche und danach in seinem Zimmer herumpoltern, und dann ist er wieder da, in seiner Uniform, mit dieser dicken Pistole im Hüftholster.
    »Vernon«, sagt sie. »Mein Insulin.«
    »Nerv mich nicht. Ich bring’s mit, wenn ich zurückkomme.«
    Er verschwindet türenknallend, lässt sie mit diesem blassen kleinen Mädchen allein, und Yvonne wünscht, sie hätte vor dreiunddreißig Jahren einen Drahtbügel zur Hand genommen und sich diesen ganzen Kummer erspart.
    Dawn wirft die Sachen von Nicks totem Kind in schwarze Müllbeutel, ist erschüttert und traurig. Dieses einzige Kind reicher Eltern hat alles bekommen, was es wollte, aber jetzt ist es tot, der Schrank voller Kindersachen und Spielzeug bloß eine herzzerreißende Erinnerung daran, was es nicht mehr ist. Während die Säcke die Sachen des Kindes verschlingen – winzige rote Gummistiefel, eine Puppe mit nur einem Auge, Kleinmädchenschlüpfer –, verblasst es mehr und mehr zu nichts.
    Dawn bekommt Britts Gesicht nicht aus dem Kopf, spürt wiederden panischen Schrecken, als ihr Kind am Strand verschwunden war. Fragt sich, wieso Nick nicht verrückt geworden ist nach dem Verlust seiner Tochter. Sie blickt auf und sieht ihn im Türrahmen stehen, den kahlen Raum betrachten.
    Dawn steht auf. »Geht’s dir so einigermaßen?«
    »Ja. Danke, dass du das machst. Ich glaub nicht, dass ich die Kraft dazu gehabt hätte.«
    »Kein Problem, Nick.« Sie schleift einen der Säcke zur Tür. »Bist du fertig? Mit dem Zeug von deiner Frau?«
    Er nickt. »Es war seltsam, ihre Sachen durchzugehen.«
    »Du musst doch völlig fertig sein.«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Es waren bloß Sachen. Der Mensch, den ich geheiratet hab, war schon lange nicht mehr da.« Sie starrt ihn an, und er schüttelt den Kopf. »Ich hör

Weitere Kostenlose Bücher