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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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oder du landest in einer Zelle.«
    Also ließ sie das Meth erzählen, von den Jahren der Vergewaltigungen und Misshandlungen, davon, wie sie begonnen hatte anzuschaffen und wie ihr das Jugendamt ihr Kind weggenommen hatte.
    »Willst du sie zurück? Deine Kleine?«
    »Ja, klar.«
    »Wenn ich sie für dich zurückhole, hörst du dann mit dem Scheiß auf?«
    Sie sah ihn an, versuchte, durch den Meth-Nebel irgendwas zu verstehen. »Könntest du sie denn zurückholen?«
    »Ich kenne so einige Leute. Aber du hörst mit dem Tik auf! Und du hörst auf, deinen Arsch zu verkaufen! Klar?«
    »Was geht dich das an?«
    »Sagen wir einfach, heute ist deine Glücksnacht, und belassen es dabei.«
    »Und was soll ich machen, um Geld zu verdienen?«
    »Kannst du tanzen?«
    »Ja.«
    »Dann besorg ich dir einen Job.«
    »Im Ernst? Erzählst du mir auch keinen Scheiß?«
    »Ich geb dir mein Wort«, sagte er, ließ den Wagen an und fuhr zurück zur Voortrekker Road, bog in den Verkehr ein.
    Dawn meinte für einen Moment, es würde regnen, weil die Rücklichter durch die Windschutzscheibe so verschwommen aussahen, doch dann merkte sie, dass sie wahrhaftig weinte. Sie hatte nicht gewusst, dass sie das noch konnte, hatte gedacht, ihr wären schon vor Jahren die letzten Tränen versiegt.
    Vernon hielt Wort. Er besorgte ihr diesen Gig im Lips, und nachdem sie drei Monate clean war, brachte er ihr Brittany zurück.
    Die ganze Zeit rechnete Dawn damit, er würde als Gegenleistung sexuelle Gefälligkeiten verlangen. Aber dazu kam es nicht, und sie wusste, auch ohne es je von ihm gehört zu haben, dass er das Gleiche durchgemacht hatte wie sie. Ein Überlebender erkennt den anderen. Vernon tauchte von da an ständig bei ihnen auf, beobachtete sie permanent in der Bar, kam so selbstverständlich in ihre Wohnung, als wäre er ihr Vater oder so. Brachte Brittany Geschenke mit. Brittany mochte ihn nicht, konnte seinen Namen nicht aussprechen, nannte ihn »Vermin«, was ihn maßlos ärgerte.
    Dawn schlug das Wort in einem Buchladen in der Voortrekker Mall in einem Wörterbuch nach und hätte sich fast vor Lachen bepinkelt, als sie sah, dass es »Ungeziefer« bedeutete. Aber er war ihr unheimlich,tat, als wäre sie seine Marionette, und immer war da die Drohung, dass sie nie auch nur einen Schritt aus der Reihe tanzen durfte, sonst würde sie Brittany wieder verlieren.
    Als Dawn hörte, dass er angeschossen worden war, betete sie, er möge sterben, doch zwei Wochen später tauchte er wieder im Lips auf, hinkend und kein Bulle mehr. Er saß ihr noch immer im Nacken. Noch immer in ihrem Leben.
    Der Song endet, und sie holt sich in den Saal zurück. Boogie, dieser Gnom, fixiert sie von der Bar aus, tut so, als würde er einen Joint rauchen. Sie sieht schnell weg, genau in Vernons Augen, der an der Tür steht und sie anstarrt, ehe er den Blick rüber zu Boogie wandern lässt. Seinen kleinen Augen entgeht nichts. Sie hebt ihre Klamotten auf und lässt sich von dem Gegröle und dem Applaus von der Rampe treiben.

KAPITEL 6
    Caroline liegt auf dem Bett und fühlt sich winzig klein im Vergleich zu der arktischen Weite der Daunendecke. Sie haben das Haus möbliert gemietet, und das Schlafzimmer verkörpert alles, was ihr zuwider ist – verdeckte sanfte Beleuchtung sowie Beige-und Brauntöne, der cremefarbene Flauschteppich wie ein lebendiger Organismus unter ihren nackten Füßen. Ein Raum, der einen mit seiner perfiden Fadheit ersticken kann.
    Sie zieht die Beine an, schließt die Augen und lehnt sich gegen das Kopfende. Wie fühlt sie sich? Taub, vielleicht. Narkotisiert. Sie weiß, die Trauer wird später kommen, rittlings auf dem Rücken des schwarzen Hundes Schuld. Sie greift nach der Tablettendose neben dem Bett, schnippt den Deckel weg, schüttelt zwei rosa-grüne Bomben in ihre Handfläche, doch dann hält sie inne.
    Nein, scheiß drauf, sie hat keine Lust auf eine pillenerzeugte Klarheit und die Qualen, die damit unweigerlich einsetzen werden. Aber wenn sie ihren Wahnsinn mit all der dazugehörigen Wut zulässt, kann sie sich vor einem Teil des Schmerzes und der Schuld drücken. Feige, klar. Und es macht die emotionale Auseinandersetzung unmöglich. Egal. Das ist sowieso Küchenpsychologie.
    Sie lässt die Tabletten in die Dose zurückgleiten und drückt den Deckel wieder fest.
    Wie oft hat sie sich gewünscht, Sunny wäre tot? Oder genauer gesagt, wie oft hat sie sich gewünscht, Sunny hätte nie existiert? Wäre nie geboren worden? Tja, ihre Wünsche

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