Stiller Tod: Thriller (German Edition)
raus, in die Suppe aus Rauch und Alkoholschwaden und überhitzten Männerkörpern, findet diesen Ort in sich drin, der sie beschützt und auf Distanz hält.Vernon lehnt an der Bar und trinkt eine Cola. Er rührt keinen Alkohol an, wenn er im Dienst ist. Trinkt sowieso nicht viel, irgendwie kriegt er von dem Zeug schwache Nerven.
Es ist fast drei Uhr morgens. Die meisten Gäste sind gegangen, aber ein Trupp geiler weißer Männer drängelt sich noch um die Rampe, glotzt nach oben zwischen Dawns Beine, als läge da die Antwort auf all ihre Gebete. Der kleine Tik-Wichser, Boogie, läuft noch immer rum wie ein Straßenköter aus einem der Hüttenviertel. Einer, der dich in die Wade beißt, und wenn du nach ihm trittst, siehst du, dass er tollwütig ist und ihm Geifer wie Rasierschaum von den Lefzen hängt.
Boogie ist dunkel und mager, trägt die unvermeidliche Uniform der Straßengangs: übergroßes T-Shirt, die Cargohose so weit und tiefhängend, dass der Gummibund seiner Boxershorts zum Vorschein kommt, sobald er die Arme über den Kopf hebt und ein paar Tanzschritte macht. Sogar über die dröhnende Musik hinweg kann Vernon die grotesk großen Turnschuhe von dem Arschloch auf den Fliesen quietschen hören wie junge Mäuse, wenn er seine MTV-Nummer abzieht.
Boogie beendet seinen Tanz, als würde er Applaus erwarten, beugt sich dann vor, um mit einer von den Nutten zu reden, spuckt mit seiner schrillen Stimme Worte zwischen den schiefen Zähnen hervor, während er gegen die Musik anschreit.
Costa meint, da ein Laden wie das Lips ohnehin die Meth-Händler anlockt, sollte man wissen, wer der Lieferant ist, ihn beobachten, die Dinge unter Kontrolle halten. Also duldet Costa Boogie mit seiner Gangstersprache, den Gefängnistattoos auf den mageren Armen und dem dauerhaften Brandzeichen von heißen Tik-Pfeifen auf der Unterlippe. Vernon lässt ihn in Ruhe, solange er seinen Dreck nicht an Dawn verkauft. Aber das kleine Arschloch nimmt sich einiges an Freiheiten heraus.
Dawn bringt ihr Set zu Ende und verschwindet mit nacktem Hintern durch den Vorhang, ohne das Publikum auch nur eines Blickeszu würdigen. Jetzt, da die Bar schließt, müssen sie mit ihren Ständern raus auf die Voortrekker Road. Die Musik hört auf, und Vernon schaltet das Deckenlicht ein, Hochleistungsleuchtstoffröhren, das hart und kalt runterknallt, entlarvt, wie schäbig und seelenlos die Bar doch ist. Die Männer blinzeln, unvermittelt zurück in der Realität, schämen sich, einander anzusehen. Sie grapschen ihre Jacken und Autoschlüssel und schlurfen Richtung Tür wie zum Tode Verurteilte.
Ein besoffener Freier und ein Mädchen an der Bar sind noch immer dabei, sich zu verlieben, registrieren das Licht gar nicht. So wie sie auf Tik ist, würde sie vom Barhocker fallen, wenn der Typ sie nicht mit einer Hand unter ihrem Rock festhielte. Vernon packt ihn hinten am Hemdkragen und stößt ihn zur Tür. Der Mann stolpert, hält sich irgendwie aufrecht und geht einfach schnurstracks weiter hinaus auf die Voortrekker Road, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Das Mädchen folgt ihm, fällt aus ihren High Heels.
Costa steht neben der Tür, Schlüssel bereits gezückt, um abzuschließen. Vernon wartet, bis Dawn aus der Garderobe kommt, jetzt in Jogginghose und T-Shirt, das Haar zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden, eine Tasche über die Schulter gehängt, als wollte sie ins Fitnessstudio.
Boogie sieht noch immer hoffnungsvoll aus und versucht, ihren Blick aufzufangen, aber sie ignoriert ihn und geht nach draußen. Vernon folgt ihr, bleibt auf dem Bürgersteig unter der erloschenen Leuchtschrift stehen und sieht zu, wie sie die verlassene Straße überquert, sich im Gehen eine Zigarette ansteckt und im dunklen Eingangsflur ihres Mietshauses verschwindet.
Der Barmann, die Putzfrau – in Jeans und mit Baskenmütze fast nicht wiederzuerkennen – und der Rest der Mädchen verlieren sich in der Nacht. Boogie kommt als Letzter raus, und Costa schließt von innen ab. Der Tik-Wichser klappt seine Kapuze hoch und marschiert den Bürgersteig hinunter, dahin, wo sein hässlicher Ford Escort unter einer Straßenlampe vor sich hin rostet.
»Boogie«, ruft Vernon.
Der Gnom bleibt stehen und dreht sich um. »Ja?«
»Warte mal ’ne Sekunde, Bruder. Wir beide müssen uns unterhalten.«
Vernon sieht, wie Boogie sich anspannt, und weiß, dass er ihn zu Fuß niemals einholen würde. Setzt ein Lächeln auf und hebt eine Hand. »Nur die Ruhe, Mann. Ich will was
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