Stiller Tod: Thriller (German Edition)
das struppig in den Granitspalten wächst. Er holt seinen Penis – vom Gewicht seiner Blase unangenehm steif – aus den Surfshorts. Exley pinkelt seinen Ständer weg, und als er fertig ist, fragt er sich, was er als Nächstes machen soll.
Von der Wucht seiner Trauer knicken ihm die Beine ein, und er sinkt auf den Sand und beginnt zu würgen, bringt aber nichts heraus,schmeckt bloß bittere Galle im Mund. Er setzt sich, lehnt den Rücken an das kleine hölzerne Ruderboot, das vor den Felsen liegt, die Ruder ordentlich eingeholt, und beobachtet das Gezänk der Möwen auf dem riesigen, flachen Felsen am Ausgang der Bucht, die Flanken reinste Pisten aus Vogeldreck.
An ruhigen Tagen wie diesen, ehe die Sonne zu hoch stand und es zu heiß wurde, hatte er Sunny an dem Vogelfelsen vorbei hinausgerudert und gelacht, wenn sie sich die Nase zuhielt, weil der Guano so heftig stank.
Die Erinnerung an sie, winzig klein in ihrer orangegelben Schwimmweste, die Locken glänzend im Sonnenlicht, brennt ihm auf der Netzhaut, sobald er die Augen schließt, und er merkt, dass er durch die Nase atmet, das Zwerchfell dehnt und zusammenzieht, wie er es vor Jahren in den Yogastunden im Aschram gelernt hat. Er wird ein wenig ruhiger, die Sonne auf seinem Gesicht tut gut, und wenn er einfach hier sitzenbleibt und sich nie mehr von der Stelle rührt, wird der Schmerz vielleicht einfach aus ihm rauslaufen, Tropfen für Tropfen.
Exley spürt die Kühle der Wellen an den Füßen, und dann stößt etwas Festes gegen seine Zehen. Als er die Augen öffnet, sieht er Sunnys Segelboot im seichten Wasser schaukeln. Es ist mit der Flut zurückgekehrt.
Er packt das Ding, steht auf, hebt es hoch über den Kopf und schmettert es auf die Felsen, hört erst wieder auf, als von dem Boot bloß noch Fetzen und Splitter übrig sind. Tränen verschleiern ihm die Augen, sein Gesicht ein Makramee aus Rotz.
Er lässt das zertrümmerte Spielzeug fallen, und als er aufblickt, sieht er auf der Veranda die dicke schwarze Putzfrau, Gladys, wie sie dasteht und ihn beobachtet. Sie arbeitet sonntags normalerweise nicht, aber letzte Woche hat Caroline sie gebeten, aus ihrer Baracke in Mandela Park herzukommen, um nach der Party beim Aufräumen zu helfen. Keiner hatte daran gedacht, sie anzurufen.
Als Gladys auf ihn zukommt, wobei sie mit den flachen Absätzenihrer glänzenden Schuhe im Sand versinkt, sieht Exley, dass sie weint. Caroline muss ihr erzählt haben, was passiert ist.
»Mister Nick«, sagt Gladys, »Sunny, ist sie …?«
Exley wischt sich mit dem Handrücken einen Tropfen Rotz vom Gesicht, nickt, und diese Frau, zu der er in den Monaten, seit sie bei ihnen putzt, höchstens zehn Worte gesagt hat, zieht ihn mit beiden Armen an ihren ausladenden Busen, und der Duft von billiger Seife und Talkumpuder steigt von ihrer warmen Haut auf. Es ist tröstlich, so gehalten zu werden, und er wünschte, es könnte ewig so bleiben.
Sie lässt ihn los und geht nah ans Wasser, starrt nach unten auf den Sand, der noch von den Füßen der Sanitäter zerwühlt ist, ein einzelner Latexhandschuh – schmutzig und obszön – liegt knapp außerhalb der anlaufenden Wellen. Gladys zeigt hinaus in die Bucht.
»Ist sie dort gestorben?«
Exley sieht Sunny hinuntersinken, auf den Tang zu, ihr Haar wie eine Schleppe, die letzten paar Bläschen, die aus ihrem Mund quellen, und auf einmal ist er sicher, dass sie unter Wasser gestorben ist und dieser Wachmann – trotz seiner heldenhaften Anstrengungen – lediglich ihre Lunge mit seinem Atem gefüllt hat.
»Ja«, sagt Exley. »Hat Caroline Ihnen erzählt, was passiert ist?«
Die dicke Frau schüttelt den Kopf. »Nein, ich hab Misses Caroline nicht gesehen. Sie hat bloß den Türsummer gedrückt. Sunny hat es mir gesagt, im Traum.« Gladys tritt auf Exley zu, der nichts sagt, sie bloß anstarrt. »Letzte Nacht hab ich von Wasser geträumt. Von Sunny. Heute Morgen, als ich im Minibus-Taxi saß, war mein Herz ganz kalt. Und als ich Sie gesehen hab, da wusste ich sofort Bescheid.«
»Sie haben Sunny im Traum gesehen? Letzte Nacht?«
»Ja, Mister Nick.«
Exley hat das Gefühl, als würde er sich selbst von weit oben betrachten. Ein Teil von ihm begreift, wie absurd dieses Gespräch ist, wie dumm er ist, sich an den Aberglauben dieser einfachen Frau zu klammern. Doch der andere Teil in ihm spricht, ehe er ihn daran hindern kann. »Was haben Sie geträumt?«
»Sie ist zu mir gekommen. Hat geweint. Und so wie sie geguckt hat, wusste
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