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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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in der Nacht, als Boogie umgebracht wurde, überquert die Voortrekker Road, will gerade im Eingangsflur des Hauses verschwinden, als sie sich aus irgendeinem Grund noch einmal kurz umdreht und sieht, wie Vernon Boogie einholt, ihm einen schweren Arm um die Schultern legt. Mehr hat sie nicht gesehen.
    »Was?«, fragt der Cop plötzlich misstrauisch, und seine Nasenlöcher weiten sich dermaßen, dass sie meint, sein Gehirn sehen zu können.
    Einen Moment lang spielt sie mit dem Gedanken, es ihm zu erzählen, malt sich aus, wie verdammt gut ihr Leben ohne Vernon Saul sein könnte. Aber sie weiß, das Risiko ist zu groß, und sie schüttelt den Kopf.
    »Nichts. Ich hab Ihnen nichts zu erzählen.«
    »Was für ein Verhältnis hast du zu Vernon?«
    »Wir haben kein Verhältnis .«
    Er nickt. Schaut sich um, blickt sie dann wieder an. »Krieg ich hier ’nen Kaffee?«
    »Geht nicht. Muss meine Tochter zum Kindergarten bringen.«
    Der Bulle steht auf, ächzt, rückt seine Eier zurecht. Er zieht eine Visitenkarte aus seiner Jacke und wirft sie auf den Tisch, neben die schmutzigen Tassen und den überquellenden Aschenbecher.
    »Wenn dir noch was einfällt, irgendwas, rufst du mich an, verstanden?«
    »Klar.«
    »Also dann.« Er wirft einen letzten Blick auf ihren Hintern und geht zur Tür. »Bleib sauber.«
    »Sie auch.«
    Er lacht, und dann ist er weg, lässt eine Duftwolke von Achselschweiß und billigem Aftershave zurück.
    Yvonne Saul hat kaum geschlafen. Das jämmerliche Geheul des Kindes in dem Schuppen nebenan – so nah, dass sie den Arm aus dem Schlafzimmerfenster über den Zaun strecken und das abblätternde Holz des Schuppens berühren könnte – hat sie wieder mal fast die ganze Nacht wachgehalten. Sie kann es selbst hier in der Küche noch hören, wenn auch leiser, während sie Rühreier macht und der Schinken schon in der Pfanne brutzelt. Vernons Lieblingsfrühstück. Sie hört ihn in seinem Zimmer herumstapfen und fragt sich, in welcher Stimmung er wohl heute ist.
    Er kommt hereingehinkt, nur in Unterhose, die Haare stachelig abstehend. Er begrüßt sie nicht, setzt sich einfach an den Plastikküchentisch,das dünne vernarbte Bein seitlich weggestreckt. Es verkümmert allmählich, die Muskulatur erschlafft. Er sollte Übungen machen, um sie zu kräftigen, aber sie weiß, er hat keine Lust dazu, und sie traut sich nicht, ihn darauf anzusprechen.
    Yvonne kippt eine halbe Dose Baked Beans zu dem Rührei mit Schinken und stellt den Teller vor ihn hin. Er hält die Gabel in der rechten Hand, sitzt über den Tisch gebeugt, stopft sich das Essen in den Mund, ohne auch nur Danke zu sagen. Sie nimmt ihren Platz ihm gegenüber ein. Für sie kein Frühstück, eine Tasse schwarzer Tee ist alles, was sie morgens bei sich behalten kann.
    Das Weinen dauert an, sie kann jeden Schluchzer zählen, während das arme kleine Wesen um Luft ringt. »Hörst du das?«, fragt sie, ehe sie es sich verkneifen kann.
    »Das Balg braucht mal ’ne Tracht Prügel.«
    »Vernon, die Leute erzählen sich so einiges über die da drüben in dem Schuppen.«
    Er blickt nicht auf, schaufelt sich Rührei in den Mund. »Was denn so?«
    »Mrs. Flanagan …«
    »Diese verfickte Schlampe, die den Mund nicht halten kann?«
    »Sie sagt, der Mann missbraucht das Kind.«
    Er lacht einen gelben Sprühregen Ei aus. »Echt?«
    »Ja.«
    Jetzt starrt er sie an, seine Gabel klappert auf den Teller. »Und auf einmal macht’s dir was aus? Wenn es dem Kind von anderen Leuten passiert?«
    »Vernon, Gott allein weiß, wie leid es mir tut …«
    »Es tut dir leid? Das heißt einen Scheißdreck.«
    Seine dunklen kleinen Augen – genau wie die seines Vaters – brennen vor Hass, und sie hat Angst, dass er sie über den Tisch hinweg schlagen wird. Sie steht auf und hastet zur Spüle, wäscht eifrig den Topf und die Pfanne aus. Das Schinkenfett schwimmt als dünner Film auf dem trüben Wasser.
    Heimlich schielt sie zu Vernon hinüber. Er hat seinen Teller weggeschoben, noch halbvoll, und stützt die Ellbogen auf den Tisch. Die breiten Schultern hängen herab, das Haar fällt ihm ins Gesicht, und auf einmal empfindet sie unermessliches Mitleid mit ihm, diesem verwundeten Wesen, das ihr Sohn ist.
    Yvonne trocknet sich die Hände am Geschirrtuch ab und schiebt sich am Tisch vorbei, möchte nur raus aus dieser engen Küche. Sie wollte ihn um ihr Insulin bitten, aber sie bringt es nicht über sich, jetzt davon anzufangen. Vernon greift nach ihrem rosa Chenille-Nachthemd.
    »Der

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