Stiller Tod: Thriller (German Edition)
geht?«
Vernon schüttelt den Kopf. »Das macht sie nicht.«
»Warum nicht? Hält die sich für was Besseres, mit ihren Buschmannhaaren?«
Vernon zuckt die Achseln. »Sie macht’s einfach nicht.«
Dawn streift die Jeans ab, hakt die Daumen in das Gummiband ihres Slips und schiebt ihn soweit hinunter, dass etwas Pussypelz zum Vorschein kommt. Selbst über die ohrenbetäubende Musik hinweg kann Vernon Erasmus pfeifend atmen hören. Dann räuspert sich der Bulle, greift in seine Tasche und zückt ein blinkendes Handy, hält sich ein Ohr zu und brüllt irgendwas ins Telefon.
»Muss los«, sagt er, packt den uniformierten Polizisten am Hemdkragen und marschiert mit ihm zur Tür. Der pickelige Junge bricht sich fast den Hals, weil er nach hinten glotzt, als Dawn aus ihrem Slip steigt.
Vernon hinkt rüber zur Rampe und setzt sich in die erste Reihe, massiert sein kaputtes Bein, das höllisch wehtut. Er beobachtet Dawn, die mit geschlossenen Augen tanzt, ohne seine Anwesenheit zu bemerken, ihren splitternackten Körper im Rhythmus zu schwüler R&B-Musik bewegt. Sie sinkt auf die Knie und reckt sich nach hinten, streift mit ihren dicken Korkenzieherlocken die Rampe.
Ihre Möse ist auf einer Höhe mit Vernons Gesicht, und wenn er sich vorbeugen würde, könnte er in den Kitzler beißen, der wie eine kleine rosa Zunge aus den Ziehharmonikafalten ihrer Muschi lugt. Aber als Dawn den Kopf vom Boden hebt und ihre Augenlider sich flatternd öffnen und sie ihn direkt anblickt und er das Entsetzen in ihren Augen sieht, da erst wird er geil.
KAPITEL 15
Es ist sehr spät – weit nach Mitternacht, kurz vor Tagesanbruch –, und Exley hat, belebt von dem Adrenalinstoß, den sein Kampf mit Caroline in ihm ausgelöst hat, das Modell seiner Tochter fertiggestellt. Er nimmt Sunny aus ihrer Modeling-Umgebung und ist bereit, sie zu animieren, ihren Körper mit einem sechzig Sekunden langen Segment zu verbinden, das er aus dem Datenstrom ihres Tanzes extrahiert hat.
Nun kommt das, was Caroline seinen Viktor-Frankenstein-Moment nennt: wenn er seinen Ungeheuern Leben einhaucht. Zumindest hat sie das früher so genannt, vor Sunnys Geburt, als sie noch interessiert genug war, neben ihm am Computer zu stehen und ihm über die Schulter zu schauen, während ihr Zigarettenrauch ihm unangenehm in die Nase stieg.
Exley klickt auf den Render-Button und sieht zu, wie der Statusbalken am unteren Bildschirmrand von leer zu voll kriecht. Aber er zögert, bevor er die Leertaste drückt, um die Wiedergabe zu starten.
Er bringt es nicht fertig, sich das anzusehen, was er erschaffen hat. Noch nicht. Ihm graut davor, dass er ein Zerrbild von Sunny kreiert hat. Es wäre wie ihr zweiter Tod.
Er schiebt den Sessel weg vom Tisch und steht auf, braucht ein paar Sekunden, um hochzukommen. Er hat Schmerzen im Kreuz, die Schultern sind verspannt, und im rechten Daumengelenk meldet sich das Karpaltunnelsyndrom. Als er die Brille abnimmt und sich die Augen massiert, hat er das Gefühl, als würde er sich Glassplitter in die Hornhaut reiben.
Exley setzt die Brille wieder auf und tritt aus dem Studio, bleibt einen Moment im dunklen Wohnzimmer stehen. Das Haus ist still.Caroline schläft anscheinend. Er öffnet die Tür zur Veranda und geht zum Geländer hinüber, sieht den Mond an, der tief und schwer über dem Ozean hängt, spürt den dunstigen Schleier der Seeluft auf dem Gesicht, den widerlichen Geruch von faulendem Tang in der Nase. Das Wasser zischt und gluckst, kleine Wellen klatschen auf den Sand, auf dem Sunny tot gelegen hat. Er geht durch die dunkle Küche und öffnet den Kühlschrank. Es ist nur noch eine Flasche Evian da, und er nimmt sich vor, am Morgen den Getränkehandel anzurufen und Wasser und Bier und Wein liefern zu lassen. Für die Leute, die zur Trauerfeier kommen.
Exley hat einige Stunden zuvor eine Unmenge SMS losgeschickt, an alle seine Bekannten in der Stadt und die Eltern von Sunnys Spielkameraden. Die Antworten sind in dem Sperrfeuer untergegangen, das er mit seinem dämlichen Facebook-Post ausgelöst hat.
Er steht in der Küche und trinkt, gießt sich etwas Wasser in die hohle Hand und reibt es sich ins Haar. Tropfen landen auf seiner Brille wie Regen auf einer Windschutzscheibe. Er putzt die Brille mit einem Spüllappen, und dann weiß er, dass er es nicht länger hinauszögern kann. Also geht er zurück ins Studio, setzt sich, hebt eine Hand über die verschmierte Leertaste. Er schließt die Augen, murmelt irgendwas, das ein
Weitere Kostenlose Bücher