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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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zugehe, komm ich irgendwohin, wo es mir besser geht als je zuvor. Aber wissen Sie was, Nick?«
    »Was?«, fragt Exley und rutscht auf seinem Stuhl nach vorn.
    »Ich sag mir: Vernon, deine Zeit ist noch nicht gekommen, Bruder. Also dreh ich diesem Licht den Rücken zu und geh in die Dunkelheit, und am nächsten Tag wach ich im Krankenhaus auf, von Kugeln durchlöchert und kein Cop mehr.« Er zuckt die Achseln. »Das war’s.«
    Exley schüttelt den Kopf.
    »Glauben Sie mir nicht?«, fragt Vernon.
    »Doch, doch. Ich glaube Ihnen.«
    Vernon zuckt wieder die Achseln, setzt eine verlegene Miene auf. »Ja, diese Erfahrung hat mich verändert. Ich war früher ein ziemlich harter Brocken, wissen Sie? Aber jetzt, keine Ahnung, bin ich ein blöder Softie.« Lacht leise, als würde er sich schämen.
    Exley mustert ihn. »Vernon, ich bin Ihnen wirklich für alles dankbar, was Sie neulich Abend getan haben.«
    »Ich wünschte, ich hätte mehr tun können.«
    »Sie sind ein wahrer Freund. Das meine ich ernst.«
    Dem Weißen kommen die Tränen, ein verlegener Moment folgt, und dann steht er auf, sagt mit weinerlicher, dünner Stimme, dass er ihnen noch ein Bier holt, und verschwindet ins Haus.
    Vernon bleibt vollkommen entspannt sitzen, hochzufrieden mit seiner kleinen Einlage. Jetzt hat er Exley fest am Haken. Aber was er eigentlichmit ihm anfangen will, das weiß Vernon gar nicht so genau. Er trinkt und starrt hinaus auf den Ozean. Mal sehen, was passiert, Bruder. Mal sehen, was passiert.
    Als Exley ins Wohnzimmer kommt, sieht er, dass Gladys die Getränke weggeräumt hat, also geht er in die Küche. Die unförmige Frau steht mit dem Rücken zu ihm an der Spüle, die Arme im seifigen Wasser.
    »Mister Nick?«, sagt sie.
    »Ja?«, antwortet Exley, während er zwei grüne Flaschen aus dem Kühlschrank nimmt.
    »Das, was Sie da von Sunny gemacht haben …« Sie hält inne, stellt ein Glas auf das Abtropfgestell.
    Exley geht zu ihr rüber, starrt auf ihr Profil. Sie sieht ihn nicht an. »Was ist los, Gladys?«
    »Was Sie da gemacht haben, das bringt großes Unglück.« Sie verstummt erneut, scheuert einen Teller, und Exley spürt Ärger in sich aufsteigen.
    »Unglück? Inwiefern, Gladys?«
    »Das ist, als wollten Sie sie zurückholen.«
    Exley läuft rot an. »Ich bitte Sie, das ist doch verrückt.«
    Jetzt sieht sie ihn an, ringt die Hände, Seifenwasser tropft ihr von den Fingern. »Manche von meinen Leuten machen so was. Die nehmen Fotos oder Kleidung von den Toten, die gerade gestorben sind. Gehen damit zum Sangoma , dem Medizinmann, damit er Muti damit macht. Zauberei. Sehr schlecht, Mister Nick. Sehr schlecht. Das hält sie hier fest, Sunny, lässt sie nicht gehen.«
    Exley fehlen die Worte. Sie hat recht. Genau das hat er gemacht. Sich wie ein Primitiver benommen. Versucht, seine Tochter zurückzuholen.
    Er wendet sich von Gladys ab und flüchtet hinaus auf die Veranda, wo Vernon Saul sitzt und auf den Ozean blickt, das verkrüppelte Bein seitlich weggestreckt. Der große Mann sieht verstohlen auf seine Armbanduhr. Auf einmal will Exley nicht, dass er geht, will nicht in diesemHaus zurückbleiben, mit diesen beiden Frauen, die sein Tun missbilligen.
    Exley bringt ein Lächeln zustande. »He, Vernon, haben Sie das vorhin ernst gemeint, dass ich Sie animieren soll?«
    Der dunkle Kerl nickt. »Ja, Mann. Das fänd ich echt stark.«
    »Okay, dann kommen Sie mit.«
    »Wie? Jetzt sofort?«
    »Ja. Wir können den ersten Schritt machen. Die Bewegungsaufzeichnung. Nehmen Sie Ihr Bier mit.«
    Exley geht voraus in das kühle Studio und wirft die Workstation an.
    Vernon schaut sich um, bestaunt die Computerausrüstung und die Monitore und stößt einen leisen Pfiff aus. »Hier also, Nick«, sagt er. »Hier machen Sie Ihr Zauberding.«
    »Genau. Hier drin.«
    »Das Neueste vom Neuesten, was?«
    Exley zuckt die Achseln, öffnet den Stahlschrank, in dem ein paar MoCap-Anzüge hängen, und sucht den größten aus. Er hält ihn Vernon hin. »Hier! Ziehen Sie sich bis auf die Unterhose aus und steigen Sie da rein.«
    Exley setzt sich mit dem Rücken zu Vernon an den Computer, fährt die Motion-Capture-Software hoch, hört Reißverschlüsse und Ächzen, riecht überhitztes Fleisch.
    Schließlich sagt Vernon: »Fertig«, und als Exley sich umdreht, sieht er zum ersten Mal, wie massig der Mann wirklich ist. Das elastische Material spannt sich über der gewölbten Brust, die Schultern sind kantig und breit, das gesunde Bein dick und muskelbepackt.

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