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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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spürt das warme Blut. Er dreht das Messer und entreißt es ihrem Griff, wechselt es in seine Rechte.
    Er stößt Caroline von sich weg. Sie knallt mit den Schultern gegen den Kühlschrank, woraufhin eine von Sunnys Buntstiftzeichnungen zu Boden schwebt und das Bild der glücklichen Kleinfamilie (Exley und Caro und Sunny Händchen haltend unter einer grinsenden Sonne) an der Sohle von Carolines nacktem Fuß haften bleibt – einem Fuß, der klebrig ist von Blut.
    Caroline hält sich an der Arbeitsplatte fest. Sie keucht, ihr Atem riecht nach abgestandenem Tee und Zigaretten und Wein. Sie beschimpft ihn in einem unverständlichen Wortschwall, ihr Körper drahtig und angespannt. Dann reckt sie sich wieder nach dem Messerblock und zieht ein anderes Messer heraus, mit einer kleineren gezahnten Schneide.
    Exley weiß, er sollte den Rückzug antreten, sich in seinem Studio einschließen, den Panikschalter drücken und Hilfe anfordern. Aber er tut es nicht. Er tritt vor und schlägt ihr das kleine Messer aus der Hand. Sie sieht ihn an, ist jetzt still, nur das Ein und Aus ihres Atems,das Surren der Leuchtstoffröhren, das harte Ticken der Wanduhr und das Flüstern des Kühlschranks sind zu hören.
    »Ich bin froh, dass sie tot ist«, sagt Caroline plötzlich. Ihre Stimme ist tief und heiser. »Ihr beide wart immer so satt und zufrieden in eurer eigenen kleinen Welt. Jetzt weißt du, wie es ist, sich allein zu fühlen.«
    Das ist ihr voller Ernst, und Exley hasst sie dafür.
    Er hebt das Tranchiermesser hoch über den Kopf, sieht den Schatten seines Armes und der spitz zulaufenden Klinge schwarz auf Carolines Gesicht und Brust.
    »Dazu bist du zu feige«, sagt sie.
    Exley hat gelesen, dass Menschen, die getötet haben, eine Amnesie geltend machen und behaupten, es sei alles ganz verschwommen gewesen, aber für ihn ist alles hyperreal, seine Sicht so glasklar fokussiert, dass er die Poren auf Carolines Nase sehen kann – knapp unter ihrem linken Nasenloch deutet sich ein Pickel an –, die schaumigen Speichelflocken in den Mundwinkeln, die Pupillen, erweitert und blutunterlaufen unter den rötlichen Wimpern.
    Die Zeit verlangsamt sich, und er kann förmlich fühlen, wie die Botschaft von seinem Gehirn hinunter in die Schulter und den rechten Arm läuft, in die Hand, die den Messergriff fester packt. Sein Arm stößt herab. Als sich das Messer im Bogen Richtung Carolines Brust senkt, ist er sicher, dass seine Frau zu sehnig und knochig ist – zu gepanzert –, als dass der Stahl in sie eindringen könnte. Er wird an ihrer Brust zerspringen.
    Aber das tut er nicht.
    Es gibt einen Moment des Widerstands, als das Messer auf Haut stößt und Caroline ein Ächzen ausstößt, dann ist er ganz dicht an ihr dran, und sein Gewicht treibt die Klinge an ihrem Brustbein vorbei in die Thoraxhöhle, in die Aorta. Sie drückt gegen ihn, stößt ihn beinahe zurück, kämpft um ihr Leben, unwahrscheinlich stark – Venen und Sehnen heben sich wie eine Reliefkarte an ihrem Hals ab, während sie an seinem Arm zerrt und mit manischer Energie kämpft. IhrGeruch steigt unter dem Pullover zu ihm hoch, ihre dreschenden Arme schleudern Bänder aus Blut.
    Der Messergriff rutscht ihm aus der Hand, die Finger schlüpfrig von Blut, und er muss sich an Caroline festhalten, um nicht hinzufallen, zieht sie an sich, als wollte er sie umarmen, während warme Geysire aus ihrem Mund auf seine Brust sprudeln. Sie sieht zu ihm hoch, und ihre Augen, die ihn anstarren, werden trübe. Er weiß, er sieht ihr beim Sterben zu, und er empfindet lediglich Erleichterung. Er lässt sie los, und sie gleitet nach unten, bleibt in einer wachsenden Pfütze auf dem Fliesenboden liegen, Messer in der Brust, die Zeichnung ihrer Tochter noch immer an die Fußsohle gepappt.
    Dickflüssiges, dunkles Blut blubbert aus ihrem Mund, ihre Beine zucken, sie bepisst und bescheißt sich, und er schämt sich für sie. Dann blinzeln ihre Augen und erstarren. Irgendwas darin erlischt, und ihm wird das Ungeheure seiner Tat bewusst.
    Ströme von Rot folgen dem Fugenmuster der Fliesen, und Exley macht einen Schritt nach hinten, damit ja kein Blut an seine Reeboks kommt. Er weicht immer weiter zurück, bis er mit dem Hintern gegen die Küchentheke stößt, bleibt still stehen, wie lange, weiß er nicht, lauscht den Leuchtstoffröhren und dem Summen des Kühlschranks und dem gleichmäßigen Ticken der Uhr, bis ihm klar wird, dass er irgendwas tun muss.
    Also zieht er sein BlackBerry aus der

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