Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
Scheiße. Sie hat nicht mal mehr ihren Job. Nach der Geschichte mit der Sozialarbeiterin letzte Nacht hat sie einfach ihr Kind genommen und ist abgehauen, obwohl ihre Schicht noch längst nicht zu Ende war. Costa hat ihr deswegen eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen und gesagt, er habe die Schnauze voll und sie solle sich nicht wieder bei ihm blicken lassen, und diesmal meine er es ernst.
    Als Dawn die Schranktür schließt, quietschen die Angeln, und Brittany wird wach, setzt sich auf und reibt sich die Augen. »Geh ich wieder mit dir arbeiten, Mommy? Heute Abend?«
    »Nein, Baby.« Sie setzt ein Lächeln auf, reißt sich zusammen, schließlich ist sie immer noch Mutter. »Na los, geh Pipi machen, du musst in den Kindergarten.«
    Das Kind rutscht in seinem gelben Schlafanzug aus dem Bett und taumelt wie besoffen Richtung Badezimmer, die Puppe noch immer im Arm. Dawn hört den Klodeckel klappern und das leise Rieseln, als ihre Tochter pinkelt.
    Sie stellt sich ihr Leben ohne ihre Kleine vor, und die Angst zwingt sie fast in die Knie. Plötzlich kriegt sie keine Luft mehr. Sie reißt die Balkontür auf, saugt die Lunge voll Autoabgase. Die Voortrekker Road liegt ungeschützt in der heißen Sonne: Imbissbuden und Gebrauchtwagenhändler und angeschlagene Häuser säumen die lange, schnurgerade Straße nach Kapstadt. Der abgeflachte Berg mit seinem Wolkentischtuch ein ferner Traum irgendwo im Smog.
    Dawn saugt den letzten Rest Leben aus der Kippe und schnippt sie nach unten auf den Bürgersteig, wo schwarze und braune Verkäufer Süßigkeiten und Obst und billige Klamotten anbieten.
    Sie weiß, sie wird da rausgehen und auch etwas verkaufen müssen. Ihren Arsch. Jetzt, da ihr sogar die Hinterzimmer im Lips verschlossen sind, bleibt ihr, um Geld aufzutreiben, keine andere Wahl als die Straße, wo sie den nigerianischen Luden ebenso ausweichen muss wie den Fäusten und Füßen und Zähnen der Nutten, die ihr Gebiet verteidigen wollen. Sie braucht Geld, um sich einen Anwalt zu nehmen und um ihre Tochter zu kämpfen.
    Als Dawn wieder reingeht, klingelt ihr Handy, das auf dem Fernseher liegt. Sie greift danach und sieht Vernons Namen im Display. »Scheiße, Vernon, ich hab die ganze Nacht versucht, dich zu erreichen!«
    »Ja, meine Mailbox ist vollgequatscht. Was ist denn los?«
    »Die wollen mir Brittany wegnehmen, die vom Jugendamt.« Sie erzählt ihm von letzter Nacht, mit überschnappender Stimme, atemlos, aus Angst, er könnte auflegen, ehe sie fertig ist.
    »Dawnie?«
    »Ja?«
    »Beruhig dich.«
    »Vernon, Scheiße, ich kann sie nicht verlieren.«
    »Jetzt entspann dich, okay? Ich kümmer mich drum.«
    »Ehrlich? Bitte, Vernon …«
    »Ich regel das alles. Versprochen.« Er legt auf.
    Dawn lässt das Handy sinken und steht da und starrt ihre Tochter an, die aus dem Badezimmer kommt und zu ihr hochlächelt, und sie fragt sich, wie eine so beschissene Welt etwas so Wunderbares hervorbringen konnte.

KAPITEL 30
    Yvonne Saul schiebt die Füße in ihre Hausschuhe und schlurft in die Küche. Vernon sitzt schon am Tisch, trägt Jeans und ein ordentlich gebügeltes Hemd, trinkt eine Cola. Hat gern Cola zum Frühstück. Als er die Dose an den Mund hebt, sieht sie, dass sein linker Arm dick verbunden ist.
    »Was ist mit deinem Arm?«, fragt sie, macht den Herd an, holt Eier und Schinken aus dem Kühlschrank. Ihr Blick fällt auf den schwindenden Insulinvorrat, und sie weiß, dass sie ihn wieder anbetteln muss.
    »Ein Schwarzer ist letzte Nacht mit dem Messer auf mich los«, sagt er und rülpst.
    Sie schlägt die Eier in eine Schüssel, schaut zu ihm rüber. »Schlimm?«
    Er zuckt die Achseln. »Hätte meine Gurgel sein können.« Er lächelt – ein kaltes Lächeln, etwas anderes hat er nicht für sie, seit er elf war –, kippelt dann mit dem Stuhl, balanciert ihn, die Hände hinter dem Kopf, strotzend vor Selbstbewusstsein. »Du siehst beschissen aus.«
    »Hab nicht geschlafen. Das Baby nebenan.«
    Schulterzucken. Er lässt den Stuhl nach vorn poltern, schüttet den Rest Cola in sich hinein, rülpst noch lauter. »Frühstück für mich kannst du dir sparen. Ich muss wohin.« Er steht auf und schiebt den Stuhl zurück.
    Yvonne schlägt schon die Eier in der Schüssel. Sie hört auf, Eigelb tropft vom Schneebesen. Die werden jetzt verderben.
    »Junge, ich brauch mein Insulin«, sagt sie. »Ich hab kaum noch was.«
    Sie macht sich darauf gefasst, dass er aus der Haut fährt, aber nein,er nickt bloß, während er sich das

Weitere Kostenlose Bücher