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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Skype-Anruf an, und Exley, froh über die Unterbrechung, rollt an seinen Computer und liest den Namen»Alberto« in dem kleinen orangegelben Fenster. Normalerweise würde er nicht rangehen – Alberto Pereira ist ein Stümper, ein brasilianischer Playboy, der Life in a Box aus einer Laune heraus gekauft hat –, doch im Augenblick ist jede Stimme, die nichts mit diesem Wahnsinn zu tun hat, eine willkommene Abwechslung.
    Exley drückt die Taste, um den Anruf anzunehmen, und Pereiras sonnengebräuntes Gesicht erscheint auf dem Monitor, Zahnpastalächeln und dunkles Haar, wie ein südamerikanischer Rennfahrer.
    »Al«, sagt Exley, ohne seine Webcam einzuschalten, weil er nicht will, dass die Augen der Welt ihn sehen.
    »Nick, wo zum Teufel steckst du denn? Ich hab versucht, dich auf dem Handy zu erreichen und dir E-Mails geschickt, Mann.« Pereiras amerikanisch angehauchte, lässige Stimme dröhnt aus den Lautsprechern.
    »Ich war beschäftigt.«
    »Hör mal, Alter, du musst mir helfen. Ich mach da so ein Musikvideo, und dafür muss ich eine tanzende Frau capturen, aber dein System macht Zicken, Mann.«
    »Es liegt nicht am System«, sagt Exley, »es liegt an dir.«
    »Egal. Ich mail dir jetzt die Musik rüber, ist ’ne Art aufgepeppte Astrud Gilberto, sambamäßig. Du musst bloß irgend ’ne Frau da draußen in Kapstadt nett mit dem Arsch wackeln lassen und mir den Mo-Cap-Stream dann rüberschicken. Ich würde mich revanchieren.«
    »Geht nicht, Alberto. Sorry.«
    »Nick, du kannst mich jetzt nicht hängen lassen«, sagt der Brasilianer mit einem unwiderstehlichen Lächeln und schüttelt sein lockiges Haar. »Hör’s dir nur mal an, okay?«
    Alberto beendet den Anruf und verschwindet. Einen Moment später kündigt ein Pling an, dass eine E-Mail eingetroffen ist.
    »Ist das die Musik?«, fragt Vernon.
    »Ja.«
    »Dann spielen Sie sie doch mal.«
    »Nein. Jetzt nicht.«
    »Kommen Sie, Nick. Für mich, Kumpel. Ich bin Musikfan.«
    Dazu hat Exley nun wirklich gar keine Lust, aber er klickt die MP3 an, und blecherne Salsamusik erfüllt das Studio. Stakkatorhythmen und albernes brasilianisches Gesäusel. Vernon swingt in seinem Sessel ein bisschen mit, bewegt die massigen Schultern, schnippt mit den Fingern. Ein verstörender Anblick. Exley stellt die Musik ab.
    »Richtig mitreißend, Nick«, sagt Vernon und trommelt mit den Fingern auf den Knien. »Wo sitzt dieser Typ?«
    »Rio.«
    »Also, machen Sie das für ihn?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Warum nicht?«
    »Mein Gott, Vernon, doch nicht jetzt.«
    »Würde Ihnen gut tun, Sie ein bisschen von dem ganzen beschissenen Wahnsinn ablenken.«
    Exley schüttelt den Kopf. »Nein. Und überhaupt, wo soll ich denn eine Tänzerin hernehmen?«
    Vernon klopft sich auf die Brust. »Wie wär’s mit mir?«
    Exley starrt ihn kopfschüttelnd an. »Er will eine Frau, Vernon.«
    »Nein, Mann, seien Sie nicht blöd. Ich meine, wie wär’s, wenn ich Ihnen die perfekte Tänzerin besorge? Profi. Sieht sogar richtig brasilianisch aus.«
    Exley winkt ab, erstickt die Sache im Keim. »Auf gar keinen Fall. Vergessen Sie’s, Vernon. Haben Sie verstanden?«
    Vernon sagt: »Ja, ja«, hört aber nur das Handy, das in seiner Tasche zirpt. Er klappt es auf und sagt: »Vernon Saul.« Hievt sich aus dem Sessel, verzieht dabei das Gesicht und schüttelt Blut in sein verkümmertes Bein. »Okay, bin in einer Viertelstunde da.« Er beendet das Gespräch und steckt das Handy wieder ein. »Das war die Polizei unten in Hout Bay. Die wollen noch ein paar Sachen mit mir klären. Keine Bange, Nick, ist reine Routine, der übliche Scheiß.«
    »Okay«, sagt Exley, dem ganz unwohl wird bei dem Gedanken, dass sein Schicksal in den Händen dieses Irren liegt.
    Vernon ragt vor ihm auf. »Dann reden wir später weiter, Kumpel. Vielleicht schau ich noch auf ein Bier vorbei.« Er wankt zur Tür hinaus und den Gang hinunter, ruft den Männern in der Küche irgendwas auf Afrikaans zu und lässt Exley mit der Frage allein, welcher karmische Wind wohl Vernon Saul in seine einst so geordnete kleine Welt geweht hat.

KAPITEL 32
    Vernon marschiert in die Polizeiwache Hout Bay, als würde sie ihm gehören. Nach den Geschehnissen der letzten Nacht ist er noch immer aufgekratzt – der schwarze Captain hätte ihm am liebsten die Füße geküsst, so froh war er, den Fall abschließen zu können. Vernon klopft einmal kurz an die Bürotür des Captains und tritt unaufgefordert ein, geht fest davon aus, dass der Schwarze hinter seinem

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