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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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extremer Lichtempfindlichkeit, einem Nebenprodukt ihrer Krankheit. Exley zieht sie auf, lässt die Sonne herein. Er hatte mal im Scherz gesagt, er müsste ihr einen Pflock durchs Herz stoßen, um sie loszuwerden.
    Ein Messer hat gereicht.
    Und plötzlich ist er wieder in der Küche, die Klinge gleitet in sie hinein, Blut quillt aus ihrem Mund. Exley wird schwindelig, er muss sich auf das zerwühlte Bettzeug setzen. Erbrochenes steigt ihm heiß und sauer in den Mund, und er springt wieder auf, rennt ins Bad. Irgendwas schneidet ihm in die Sohlen seiner bestrumpften Füße, aberer hat keine Zeit hinzusehen, schafft es noch gerade rechtzeitig zum Waschbecken.
    Sie dauert lange, diese Selbstreinigung, und Exley umklammert die elegante Chromarmatur, Schweiß tropft ihm von der Stirn, die Bauchmuskulatur schmerzt vom vielen Würgen. Endlich spuckt er ein letztes Mal, spült den Mund aus und klatscht sich Wasser ins Gesicht. Er lässt sich auf die Toilette sinken und bleibt mit geschlossenen Augen sitzen, bis er sich wieder stärker fühlt.
    Er geht zurück ins Schlafzimmer und nimmt den Teppich genauer in Augenschein. Überall liegen elektronische Einzelteile und geborstene Gehäusestücke herum, und ihm wird klar, dass es sich um den Kadaver von Carolines Mac handelt. Tiefe Dellen in der Wand erklären, wie der Laptop sein Ende fand.
    »Sie war immer selbst ihre strengste Kritikerin«, sagt er laut, als hielte er eine Trauerrede. Er muss unwillkürlich lachen, ein Lachen, das irgendwie gestört und manisch klingt.
    Er sammelt die Trümmer ein und wirft sie in einen geflochtenen Papierkorb neben dem Bett, wo sich die Computerteile zu einem Haufen Kleenex gesellen.
    Die erbärmliche Mann-in-Unterhose-Nummer wird allmählich langweilig, und er holt eine Dieseljeans aus dem Schrank und zieht sie an. Streift die Socken ab und schlüpft in ein Paar Havaianas. Dann bringt er den Abfall nach unten in die Küche.
    Die Tatortreiniger sind so gut wie fertig, packen blutige Lappen und Küchentücher in schwarze Plastiksäcke. Abgesehen von dem Karbolgeruch in der Luft erinnert nichts mehr daran, was gestern Nacht geschehen ist. Selbst der Teppich hat seine ursprüngliche Farbe wieder.
    Einer der Männer nimmt Exley den Papierkorb aus der Hand und leert ihn. »Bitte sehr, Sir«, sagt er, während er den Sack oben zubindet.
    »Danke«, sagt Exley. »Das haben Sie großartig hingekriegt.«
    »Unser Beruf, Sir«, sagt der Mann, hebt den prallen Müllsack auf und folgt seinem Kollegen zur Tür hinaus.
    »Was schulde ich Ihnen?«, fragt Exley.
    »Nichts. Sie sind ein Freund von Vernon.« Der Mann versucht zu lächeln, schafft es aber nicht ganz, und Exley fragt sich, was Vernon gegen diese Männer in der Hand hat.
    »Ich bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar«, sagt er.
    Sie sind weg, und er ist allein mit dem Rest seines Lebens, ohne einen blassen Schimmer, was er damit anfangen will.
    Der Summton der Klingel reißt ihn aus seinen Gedanken. Er geht zur Sprechanlage, sicher, dass Vernon Saul zurück ist, um ihn erneut einzuschüchtern, aber es ist Gladys, die Putzfrau, und Exley lässt sie herein. Trotz der sengenden Hitze trägt sie eine Baskenmütze, einen dunklen Rock, eine Bluse und Halbschuhe mit goldenen Schnallen.
    Sie bleibt in der Tür stehen und starrt ihn an, die Augen feucht vor Trauer. »Mister Nick, ich habe gehört, was passiert ist.«
    »Ja«, sagt er.
    »Dieser Mann, er kommt hier rein und tut das? Tötet Misses Caroline?«
    »Ja. Ich bin vom Flughafen zurückgekommen, und ich habe ihn überrascht.« Exley spricht bewusst ähnlich förmlich wie sie.
    »Oh, großer Gott, das ist zu schrecklich, das alles.«
    Sie tritt zu ihm und umarmt ihn, und wieder verliert er sich in der Wärme dieses üppigen Ozeans aus Fleisch. Sie lässt ihn los und geht leise mit der Zunge schnalzend durch die Küche. Ihre Absätze klacken auf den Fliesen.
    Gladys verharrt genau an der Stelle, an der Caroline hinfiel und starb. Sie steht da, die Arme schlaff, und blickt sich im Raum um. Sie schließt die Augen und rührt sich eine halbe Ewigkeit nicht. Als sie die Augen wieder öffnet und Exley ansieht, ist ihre Miene hart geworden. Sie bekreuzigt sich schnell und küsst ihre Fingerspitzen, den Blick unverwandt auf Exley gerichtet. Etwas anderes ist an die Stelle ihrer Trauer getreten. Etwas Anklagendes.
    »Mister Nick, Mister Nick, Mister Nick«, sagt sie kopfschüttelnd. »Nein, nein, nein.«
    »Was ist?«, fragt er, schrumpft förmlich unter ihrem

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