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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Hauptverdächtige. Nein, er muss ein lupenreines Alibi haben, wenn Exley tut, was er tun muss. Und damit hat es sich.
    Vernon sieht zu Dawn rüber, die den Kopf gegen das Seitenfenster gelehnt hat und den Sonnenuntergang beobachtet. Erinnert sich an die Nacht, als er sie auf der Voortrekker Road zum ersten Mal bei sich im Auto hatte. Er hat ihr Leben verändert. Und dankt sie ihm das? Von wegen. Sie würde ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, fallen lassen.
    »Hat er dich bezahlt?«, fragt Vernon.
    »Hä?« Sie setzt sich gerade hin, blinzelt.
    »Nick. Hat er dich bezahlt?«
    »Ja.«
    »Wie viel?« Sie zögert. »Du musst mich nicht anlügen, Dawn, ich will nichts von deinem Geld. Ich bin nicht dein Scheißzuhälter.«
    »Zwei Riesen«, sagt sie.
    »Willst du nochmal hin?«
    »Ja. Übermorgen.«
    »Ich fahr dich.«
    »Ich find den Weg auch allein.« Blickt wieder aufs Meer.
    Er packt ihren Oberschenkel und drückt, bis es wehtut. »Jetzt bild dir bloß nichts ein, Dawnie.«
    Er legt Percy Sledge auf – »When a Man Loves a Woman«. Einer von ihren Lieblingssongs. Aber Dawn starrt bloß auf das Licht, das über dem Ozean erlischt, reagiert gar nicht auf die Musik, und Vernon weiß, dass er dabei ist, sie zu verlieren.
    An der Stelle, wo Exley auf den niedrigen Felsen sitzt – genau dort, wo das Wasser Sunny nach unten gezogen hat –, verdeckt der Wellengang den Strand, und das Haus sieht aus wie ein Feuerschiff, das auf dem Atlantik treibt. Exley erinnert sich nicht, wie er hierhergekommen ist, aber irgendwie muss Alkohol mit im Spiel gewesen sein, denn er hält ein leeres geschliffenes Kristallglas in der Hand. Er steht auf, verliert auf den vom Tang glitschigen Felsen fast das Gleichgewicht und muss das Glas der Tiefe opfern, weil er beide Hände braucht, um nicht ins Wasser zu stürzen.
    Exley schafft es zurück an den Strand, die Jeansbeine durchnässt, die nackten Füße von rasiermesserscharfen Seepocken zerschnitten, und er hinterlässt eine Spur aus Sand und ein wenig Blut, als er auf die Hausbar zusteuert, um nachzutanken. Der Pegelstand in der Ginflasche sagt alles. Er hat sich stetig und systematisch betäubt, seit Vernon und Dawn fort sind.
    Vernon Saul und seine Drohungen haben die Illusion von Normalitätzerstört, die sich im Laufe des gemeinsamen Tages mit Dawn eingestellt hatte. Exley hatte sich entspannt, auf seine schusselige Art sogar ein bisschen geflirtet, nur um von diesem hinkenden Muskelprotz, einer Kreatur wie aus einem Beckett-Stück, schnurstracks zurück in ein weiteres absurdes Drama geworfen zu werden. Exley war entsetzt gewesen von dem Licht der Gewissheit, das in den toten Augen dieses Psychopathen leuchtete, während er seinen Plan erläuterte. Einen dermaßen wahnsinnigen Plan, dass Exley nicht anders konnte, als ihn sich aus dem Kopf zu saufen.
    Auf dem Weg zu den Eiswürfeln in der Küche verharrt er vor der kleinen silbernen Urne, die auf der Arbeitsplatte steht, sieht sein verzerrtes Spiegelbild in der polierten Oberfläche, schämt sich für den Mann, der er geworden ist.
    Exley stellt das Glas mit dem Gin ab und legt die Fingerspitzen der rechten Hand auf das kalte Metall der Urne. »Gott, meine Süße, du fehlst mir«, sagt er, schließt die Augen und ist einen verrückten Moment lang überzeugt, dass er seine Tochter sehen wird, wenn er sie wieder öffnet.
    Aber natürlich ist die Küche leer, die weißen Fliesen schleudern ihm kaltes Licht entgegen. Er starrt in den Zerrspiegel der Urne, lauscht dem Surren der Leuchtstofflampen und dem Ticken der Uhr und dem Flüstern des Kühlschranks, bis der Summton von der Klingel am Tor ihn zusammenschrecken lässt.
    Exley geht zur Sprechanlage und macht sich darauf gefasst, die näselnde Stimme von Dino Erasmus zu hören, doch stattdessen bittet Shane Porter um die Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen. Als der Australier hereinschlendert, hält er eine Flasche Tequila hoch und schwenkt eine Handvoll akkurat gedrehter Blunts, die wie Seidenwürmer zwischen seinen Fingern hervorragen.
    »X-Man«, sagt er und umarmt Exley. »Ich hab gerade das mit Caroline erfahren. Großer Gott.«
    Port riecht nach Hochprozentigem, Marihuana und einem Aftershave, das verstopfte Rohrleitungen freibekommen könnte. Als derAustralier die Umarmung löst, torkelt Exley, weil ihm vom Alkohol die Knie wegknicken.
    Porter lacht. »Die bist hackevoll, was, mein Freund? Tja, kann ich gut verstehen, verdammt, kann ich gut verstehen.«
    Er geht raus auf die

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