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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Ärschen.«
    Marschiert mit Brittany an den gewichtigen Weißen vorbei und zerrt sie schließlich im Eilschritt durch die Mall zur Straße, wo die Minibus-Taxis sich zusammendrängen wie Kakerlaken, bereit, die Arbeiter zurück in die Flats zu bringen. Sie sitzen zusammengequetscht zwischen älteren Tanten in Kassiererinnenmontur und aufgetakeltenjungen Verkäuferinnen, sind auf dem ganzen Weg bis zur Voortrekker Road von sinnlosem Frauengeschwafel umgeben.
    Wieder zu Hause macht Dawn ihnen beiden Käsetoasts, dann wäscht sie Brittany die Haare und föhnt sie trocken, kämmt ihr die blonden Locken glatt, blickt zwischendurch immer mal wieder auf das gestohlene Foto von Nicks Kind, passt aber auf, dass Brittanys Röntgenblick sie nicht im Spiegel dabei ertappt. Als sie ihrer Tochter die neuen Sachen anzieht – eine kleine Kostümprobe für morgen –, ist sie echt erstaunt.
    »Na, Britt, was meinst du?«
    Brittany, die vor dem Spiegel eine Pirouette dreht, ist ganz verliebt in ihren Anblick und sagt: »Jetzt seh ich richtig aus wie ein weißes Mädchen, nicht, Mommy?«
    O ja, mein Schätzchen, o ja. Und nicht bloß wie irgendein weißes Mädchen.
    Im ewigen Dämmerlicht des Studios hat Exley jedes Zeitgefühl verloren. Vor lauter Panik, wieder runterzukommen, trinkt er unaufhörlich weiter und raucht immer mal wieder einen von den Blunts, die Shane Porter dagelassen hat. Als Bildschirmblindheit und Karpaltunnelsyndrom ihn schließlich aus dem Raum treiben, zanken sich die Möwen vor einem glühend orangeroten Himmel.
    Sein Handy liegt auf dem Sofa, klingelt und blinkt. In dem Moment, als er es aufhebt, verstummt das Klingeln, und er sieht, dass er fünfzehn Anrufe verpasst hat. Er hört seine Mailbox nicht ab, weiß, dass alle Nachrichten von Vernon Saul sind. Der ihn bedrängt. Wissen will, ob Exley unten in Hout Bay war, um eine anonyme Prepaid-SIM-Karte für sein Handy zu kaufen. Ob er die benutzt hat, um Dino Erasmus anzurufen. Ob alles nach Plan läuft.
    Das Telefon vibriert in seiner Hand, plärrt den Klingelton, und er lässt es beinahe fallen vor Schreck. Unbekannter Anrufer steht auf dem Display, aber er weiß, wer es ist. Nimmt den Anruf entgegen, will allem ein Ende bereiten.
    »Ja«, sagt er, seine Stimme ein ausgedörrtes Flüstern.
    Aber es ist nicht Vernon Saul. Es ist der rüsselnasige Bulle. »Mr. Exley?«
    »Ja.«
    »Detective Erasmus hier.«
    »Ja«, sagt Exley erneut. Vielleicht ist sein Wortschatz auf dieses einzige Wort beschränkt? Doch als der Bulle sich erkundigt, ob er bei ihm vorbeikommen kann, um ihm noch ein paar Fragen zu stellen, merkt Exley, dass sein Repertoire auch noch »Nein« umfasst. Er will diesen hässlichen Mann mit den durchdringenden Augen nicht mal in der Nähe seines Hauses haben.
    »Warum nicht?«, fragt Erasmus angefressen.
    »Die Eltern meiner Frau sind aus England da«, antwortet Exley, »zur Beisetzung, und sie sind schon traumatisiert genug.« Begreift augenblicklich, wie blöd diese Lüge ist.
    »Ist nicht mein Problem. Ich muss Sie sprechen.«
    »Okay, aber nicht hier.« Und mir nichts, dir nichts borgt sich Exley eine Textzeile aus Vernons Plan: »Wissen Sie, wo das alte Pfadfinderheim in Llandudno ist?«
    »Ja. Weiß ich.«
    »Dann treffen wir uns dort.«
    »Ich bin gerade im Auto, komme aus Hout Bay. Wir sehen uns in zehn Minuten.«
    Exley hat sich jetzt festgelegt und muss die Hufe schwingen. Er schlüpft auf der Veranda in seine Havaianas und überquert den Strand, klettert die buckeligen Felsen hoch – genau wie Vernon ihm gesagt hat –, um die Überwachungskameras zu meiden, die rund ums Haus montiert sind.
    Plötzlich wird ihm klar, dass es keine Rolle spielt, ob die ihn aufnehmen oder nicht. Es reicht ihm. Es ist vorbei. Er wird sich mit Erasmus treffen und ihm alles sagen. Die Sache beenden.
    Die untergehende Sonne wirft ein kitschiges Licht auf den schmalen Trampelpfad, der sich durch das dichte grüne Buschwerk windet,den steilen Hang hinauf Richtung Pfadfinderheim. Für Exleys monitorgeschädigte Augen ist die überhitzte Landschaft ein einziger Wirbel von beißenden Farben, pulsierend und schwankend, während er seinen ausgehungerten und erschöpften Körper den Pfad hinaufquält.
    Kein Mensch ist zu sehen. Die Spaziergänger sind alle mit ihren Hunden unten am Strand, schlürfen Sundowner. Exley kommt an der alten Bank vorbei, genau wie Vernon gesagt hat. Bloß ein verrostetes Metallgerippe, die Holzlatten liegen verfault und gesplittert neben dem

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