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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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mit mir reden willst, bringst du gefälligst was Schriftliches mit, verstanden?«
    Er knallt die Wagentür zu, fühlt sich ruhig und ganz bei sich, als er von dem Mann weggeht, der so gut wie tot ist.

KAPITEL 38
    Als Dawn das Video (oder was auch immer) von dem tanzenden toten Kind gesehen hat, hatte sie eine Eingebung: Wenn man nicht ganz genau hinsieht, könnte es Brittany sein. Das hat ihr Angst bereitet, also hat sie es verdrängt und diese Sambanummer getanzt, was ziemlich Spaß gemacht hat.
    Hinterher hat Nick ihre Bewegungen zu einem kleinen Skelett verbunden, und das hat dann richtig losgelegt, seine Knochen genau wie sie geschüttelt. Sie mussten beide lachen, und Dawn hat es sich wieder und wieder von ihm vorspielen lassen.
    Aber jetzt, hier oben in dem Kinderzimmer der Tochter, sieht sie eine Pinnwand, an der lauter Fotos der Kleinen hängen – am Strand, wie sie ihre Eltern umarmt, wie sie Weihnachtsgeschenke auspackt, auf einer grünen Wiese voll gelber Blumen spielt –, und die Ähnlichkeit ist einfach unübersehbar. Brittanys Haut ist ein bisschen dunkler, ihr Haar ein bisschen wilder, und Dawn hat sich in ihrem ganzen Leben noch nie so teure Klamotten für ihr Kind leisten können, aber sie kann diese Bilder nicht anschauen, ohne ihre Tochter zu sehen, und das lässt sie frösteln.
    Sie hört Stimmen von unten, Nick bezahlt den Mann vom Pizzadienst, der ihnen das Mittagessen gebracht hat, und sie zieht die Nadel aus einem Foto und schiebt es in ihre Jeanstasche. Dann schlüpft sie aus dem Kinderzimmer – ist hier hochgekommen, um aufs Klo zu gehen, nicht, um rumzuschnüffeln, aber ein bisschen Neugier hat doch noch keinem geschadet, oder? – und läuft die Treppe hinunter. Das Meer, umrahmt von den riesigen Fenstern, sieht aus wie Lametta, glitzert im Sonnenlicht, und sie wünschte, sie könnte sich ausziehen und hineinhechten.
    Ein anderes Mal, Dawn, wenn du die Sache geschickt anstellst.
    Nick ist in der Küche, verteilt die Pizzas auf Teller.
    »Kann ich was helfen?«, fragt Dawn.
    »Klar, holen Sie uns doch zwei Bier aus dem Kühlschrank. Oder möchten Sie lieber Cola?«
    »Nein, ein Bier wäre gut.«
    Er nimmt die Teller und geht damit auf die Veranda, lässt sie in der Küche allein. Sie öffnet den Kühlschrank, kramt nach den Bierflaschen, aber nicht die kalte Luft ist der Grund, warum sich die Härchen auf ihren Armen aufrichten. Sie hat plötzlich Vernons Stimme im Ohr, wie er auf der Fahrt hierher sagt: »Ein Schwarzer ist ins Haus eingebrochen und hat die Frau in der Küche erstochen. War eine unglaubliche Sauerei.«
    Nichts deutet darauf hin, dass hier irgendwas passiert ist (der Raum ist höchstens zu sauber, mit dem aseptischen Geruch scharfer Desinfektionsmittel in der Luft), aber ihre Fantasie geht mit ihr durch, und so schnappt sie sich zwei eiskalte grüne Flaschen, von denen ihr eine beinahe aus der Hand rutscht, als sie den Kühlschrank mit dem Ellbogen schließt, und macht, dass sie da rauskommt, zu Nick auf die Veranda.
    Sie essen. Dawn verputzt ihre Pizza mit allem Drum und Dran – Salami, Krabben, Hackfleisch –, Nick knabbert an einem Stück mit Oliven und Spargel.
    »Sind Sie Vegetarier?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Schon lange?«
    »Seit meiner Kindheit. Meine Mutter hat’s mit fernöstlicher Religion, deshalb ist Fleisch einfach irgendwie vom Speisezettel verschwunden.«
    »Ich ess gern Fleisch.«
    »Ich glaub, ich hab einfach den Geschmack daran verloren. Meine Frau und meine Tochter haben Fleisch gegessen, das hat mich nie gestört.« Irgendetwas gleitet über sein Gesicht, und er legt das Pizzastückhin, greift nach dem Bier und ist auf einmal ganz weit weg, starrt hinaus auf den Ozean, Falten wie eine Landkarte der Trauer in seinem Gesicht. Sie lässt ihn in Ruhe, bis er wieder zurückkommt. »Entschuldigung«, sagt er.
    »Kein Problem.«
    »Also, Dawn«, er lächelt bemüht, »wie lange sind Sie schon Tänzerin?«
    »Ich hab immer gern getanzt, schon als ich noch klein war. Hab es gern vorgeführt. Aber professionell mach ich es erst seit letztem Jahr.«
    »Wo treten Sie auf?«
    Dawn lacht, sie kann nicht anders.
    »Was ist denn?«
    »Nick, ich bin Stripperin in einem runtergekommenen Drecksladen auf der Voortrekker Road. Auftreten würde ich das nicht nennen, das ist eher so, als würde ich jede Nacht zum Gynäkologen gehen.« Dawn lacht wieder, doch sie hat ihn verlegen gemacht. »He, ich bin nicht stolz drauf, aber ich muss schließlich meine Miete bezahlen,

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