Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Veranda und stellt die Tequilaflasche neben die Pizzareste. Er angelt ein Feuerzeug aus der Tasche und steckt sich einen Blunt an, spricht mit erstickter Stimme, als er den Rauch einsaugt. »Hier, Ex, zieh dir das mal rein. Durban Poison.«
Exley nimmt einen Zug und spürt es sofort, dieses leicht halluzinogene Gras, das auf den fernen Hügeln von Zululand geerntet wurde. Die Wirkung ist nicht unangenehm, aber er muss sich hinsetzen. Port kommt dazu, und sie lassen den Blunt hin und her wandern, leises Grunzen und Lippenschnalzen die einzigen Geräusche, bis der Joint nur noch ein kleiner Stummel Asche ist, den der Australier in die Nacht schnippt. Die Männer sehen ihn durch die Luft fliegen und wie ein Glühwürmchen verlöschen.
»Ex, ich hau morgen ab. Wahrscheinlich für immer«, sagt Porter und zündet den nächsten Stengel an.
»Tatsache? Wo soll’s denn hingehen?« Exleys Stimme klingt, als käme sie aus einem tiefen Fass.
»Sharjah, im Land der Kamelficker. Die haben da oben ein ziemlich beachtliches Kricketstadion und veranstalten nächste Woche ein Turnier. Die gute Nachricht ist, ich hab den Kommentatorjob gekriegt. Meine Schicht im Fegefeuer ist zu Ende, alter Junge.«
»Glückwunsch, Porter.« Exley registriert den Joint in seiner Hand und nimmt einen die Lunge versengenden Zug.
»Das Turnier ist klein, aber es ist ein Anfang. Und ich hab doch tatsächlich gedacht, Happy Ends gibt’s nur in Massagesalons, Kumpel.« Der Australier lacht, wird dann ernst, beugt sich dicht zu ihm. »Hör mal, Ex, ich hatte gerade Besuch von einem Bullen wie aus einem Horrorfilm.« Port steckt sich zwei Finger in die Nasenlöcher und drückt sie nach oben, ahmt den rüsselgesichtigen Cop ziemlich gut nach.
»Dino Erasmus«, sagt Exley, hustet Rauch aus.
»Ja, genau. Von dem hab ich gehört, was mit Caroline passiert ist. Jedenfalls, dieser Bulle hat mich alles Mögliche über dich gefragt. Fiese Sachen. Hat da so was über deine Frau und Vlad Stankovic angedeutet. Ich hab mich natürlich blöd gestellt.«
Exley hat Mühe mitzukommen. »Du hast von den beiden gewusst?«
»Alter, das ganze beschissene Llandudno hat’s gewusst.«
»Ich nicht.«
»Tja, du warst ja auch der Gatte. Jedenfalls, Ex, ich weiß, du hast deine bessere Hälfte nicht umgebracht, so ein Typ bist du einfach nicht. Und um ganz ehrlich zu sein, es wär mir auch egal, selbst wenn. Man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber mir ist sie immer vorgekommen wie eine verwöhnte Schlampe.« Er nimmt den Joint von Exley und saugt ihn aus, ehe er ihn wegwirft. »Aber dieser Scheißbulle ist ein schlimmer Finger, der reinste Ständer auf zwei Beinen, und er hat dich im Visier. Das Einzige, was den Wichser stoppen kann, ist ein Wunder. Sei vorsichtig, alter Junge.«
»Bin ich, Port. Danke.«
»Sorry«, sagt Porter und klaubt sich behutsam eine Grasfaser von der Zunge. »Ich hätte das über Caroline nicht sagen sollen. War taktlos.«
»Nein, du hast ja völlig recht«, sagt Exley und spürt den bekifften Drang, die Wahrheit loszuwerden. Porter alles zu beichten, ihm zu erzählen, wie er Caroline getötet hat, den Alptraum zu beschreiben, in dem Vernon Saul ihn gefangen hält. Aber er bleibt stumm.
»Tja, sieh’s mal von der positiven Seite«, sagt Porter. »Du bist jetzt ein freier Mann. Und ich rate dir, das nicht so schnell zu ändern. Ein kluger Mann hat mal gesagt, wenn ein Kerl in ein gewisses Alter kommt, gibt es zwei Dinge, die er lieber nur stundenweise mieten sollte: Boote und Frauen.«
Port lacht, schiebt eine Hand in seine Jeanstasche und holt ein kleines Glasröhrchen hervor, in dem ganz unten eine einzige blauweiße Kapsel liegt, wie ein Eisstückchen.
»Zeit für deine Medizin!« Er schüttelt das Röhrchen, und die Pille macht ein Geräusch wie eine Klapperschlange, als sie gegen die Glaswände rasselt. »Mein Abschiedsgeschenk für dich, Alter.«
»Was ist das?«
»Ich bin kein Chemiker, aber ich schätze, da ist ein bisschen Bromo-Dragonfly drin, für die Reise ins Glück, eine Prise PCP, damit du schön cool bleibst, und ein kleiner Schuss 4-FMC, der dich munter macht.« Er legt das Röhrchen vor Exley auf den Tisch. »Eines weiß ich jedenfalls: Dieses kleine Prachtstück bringt dich auf Augenhöhe mit dem alten Mann mit dem Rauschebart da oben.«
Exley starrt die Pille an und nickt. Das Gras hat die Ränder seines Gesichtsfeldes aufgeweicht, die Flamme von Ports Feuerzeug vervielfältigt sich, als er sie an den
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