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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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der mit den Tränen ringt, nimmt die Urne aus der Tüte und stellt sie auf den Tisch, ganz sanft, als könnte das Ding fühlen, was er macht.
    »Nick, ich weiß, Sie möchten jetzt allein sein«, sagt Vernon, und Exley nickt, den Blick auf die Urne gerichtet, »aber wir haben hier ein Problem, das nicht warten kann.«
    Exley blickt auf und sagt: »Erasmus?«
    »Ja.« Vernon nickt. »Der Wichser ist wie ein Pitbull. Ich hab bei meinen alten Kontakten ein bisschen die Fühler ausgestreckt, leider sieht es nicht gut aus. Er hat einen Oberstaatsanwalt auf seiner Seite, und anscheinend wollen die beiden die Sache durchziehen.« Völliger Blödsinn natürlich, doch es klingt glaubhaft, und er jagt diesem kleinen Schwächling einen Mordsschiss ein.
    »Er war verdammt aggressiv, als er gestern hier war. Brauch ich einen Anwalt?«, fragt Exley gestresst.
    »Nein, noch nicht. Das würde bloß ein falsches Signal senden. Wir müssen die Sache dennoch unter Kontrolle bringen.«
    »Wie denn?« Vernon zuckt die Achseln, und Exley sagt: »Erasmus erhebt jede Menge Anschuldigungen, aber was hat er in der Hand? Welche Beweise?«
    »Nick, wenn die Indizien überzeugend genug sind, kommt es zur Verurteilung. Vor allem, wenn die Staatsanwaltschaft den Richter in der Tasche hat. Vergessen Sie nicht, hier bei uns gibt es keine Geschworenen, bloß einen Richter. Und der und die Staatsanwaltschaft kommen aus demselben Schoß. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Was sollen wir tun?«
    »Eines sollten Sie nicht vergessen, Nick: Ich hab das alles nur gemacht, um Ihren Kopf zu retten.« Exley will widersprechen, aber Vernon hebt eine Hand. »Ganz ruhig, Kumpel. Es geht hier auch um meinen Arsch. Wenn die Sache zu brenzlig wird, muss ich mit Erasmus einen Deal machen. Und mit der Staatsanwaltschaft.«
    Exley starrt ihn an. »Mein Gott, Vernon.«
    »Ich war Bulle, Nick. Hab jede Menge hundsgemeine Arschlöcher in den Knast geschickt. Was meinen Sie wohl, was die mit mir anstellen, wenn ich zusammen mit denen in Pollsmoor sitze?« Er schüttelt den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Aber wenn ich auf einen Deal eingehe,schicken die mich in ein Gefängnis mit mittlerer Sicherheitsstufe, irgendwo in der Provinz. Ich krieg eine Einzelzelle. Muss wahrscheinlich höchstens sechs, sieben Jahre absitzen und bin mit vierzig wieder draußen.« Er steckt sich eine Zigarette an, zieht daran, ohne Exley aus den Augen zu lassen, atmet Rauch aus, während er spricht. »Das heißt, ich werde Sie aufgeben müssen, Nick. Und für Sie, mein Freund, wird es nicht so gut laufen. Vor einiger Zeit hat ein Ausländer, der einen Killer angeheuert hat, um seine Frau zu beseitigen, zweimal lebenslänglich gekriegt.«
    »Aber ich hab Sie nicht angeheuert.«
    »Wer sagt das?«
    »Okay, Vernon, was wollen Sie? Geld?«
    »Kommen Sie mir schon wieder mit diesem Scheiß, Nick? In so einer Situation?«
    »Was denn dann? Sagen Sie mir, was Sie von mir wollen.« Verzweifelt. Die Finger um die Lehnen gekrallt.
    Vernon beugt sich vor, rückt Exley dicht auf die Pelle. »Ich will, dass Sie diesem ganzen verdammten Alptraum ein Ende setzen.«
    »Wie?«
    »Ganz einfach, Nick.« Vernon bewegt den Mund wie ein Goldfisch, bläst einen tadellosen Rauchkringel und sieht ihm nach, wie er im Wind davontreibt und sich auflöst. Dann blickt er tief in Exleys panische Augen. »Sie werden Dino Erasmus töten.«

KAPITEL 39
    Vernon heizt die Küstenstraße entlang Richtung Stadt. Der Berg ragt über ihm auf, und er spürt den Sog der Erde, wenn er den Wagen durch die Kurven steuert. Er hasst diese Strecke mit ihren Windungen, die ihr dieser Riesenfelsbrocken aufzwingt. Vernon ist ein Geradeaustyp. Schlicht und einfach. Aufgewachsen in den Cape Flats, einem von Menschenhand geschaffenen Schachbrett, das auf dieses windgepeitschte Ödland geschleudert wurde. Ein Ort, an dem alles um Vorwärtsbewegung geht. Wenn sich dir irgendwas in den Weg stellt, walzt du es nieder. Basta. Schaust du nach hinten, bist du geliefert.
    Aber jetzt, während er mit dieser Straße kämpft, die ihrem eigenen Schwanz hinterherjagt, spürt er einen Hauch Selbstzweifel. Wagt er sich zu weit vor, indem er Exley zwingt, das zu machen? Wird dieser weiße Weichling zusammenbrechen und ihn mit in den Abgrund reißen?
    Vernon zündet sich eine Lucky an und atmet seine Zweifel und Ängste zusammen mit dem Rauch aus, weiß er doch, dass er Erasmus nicht selbst erledigen könnte, selbst wenn er wollte. Er wäre sofort der

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