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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ihren Worten vorzugreifen.
    »Wenn Sie so freundlich sein wollen, Mrs. Duff, ich muß allein mit Ihrem Sohn reden. Was zwischen einem Verteidiger und seinem Klienten gesprochen wird, muß streng vertraulich sein. Miss Latterly wird einzig in ihrer Eigenschaft als seine Krankenschwester bei diesem Gespräch zugegen sein, falls er sich über Gebühr erregt und ihre Hilfe braucht. Sie wird denselben unverrückbaren Regeln unterworfen sein wie ich.«
    Sylvestra schien ein wenig bestürzt.
    »Es ist unbedingt notwendig«, versicherte er ihr. »Ansonsten sind mir die Hände gebunden.«
    Widerstrebend trat sie zurück, ihre Mine drückte immer noch Zweifel aus, und ihr Blick wanderte zwischen Rathbone und Hester hin und her.
    »Ich werde dafür sorgen, daß er sich nicht mehr aufregt, als es unbedingt notwendig ist, um die Dinge zu erfahren, die wir wissen müssen«, versprach Hester.
    »Glauben Sie wirklich…« begann Sylvestra und verstummte dann. Ihre Angst, die Angst vor der Wahrheit, brannte in ihren Augen. Sie zögerte, drauf und dran, Rathbone davon abzuhalten, weiter nach dieser Wahrheit zu forschen. Schließlich drehte sie sich zu Hester um.
    Hester lächelte sie an, tat, als verstehe sie sie nicht, und ging zur Tür.
    Sie führte Rathbone die Treppe hinauf, klopfte an Rhys’ Tür und trat ein.
    »Rhys, das ist Sir Oliver Rathbone. Er wird Sie vor Gericht vertreten.«
    Rhys starrte erst Hester, dann Rathbone an. Er lag auf dem Rücken, auf einige Kissen gestützt, so wie Hester ihn zurückgelassen hatte, die geschienten Hände vor sich auf der Decke. Er sah verängstigt und angespannt aus.
    »Guten Tag«, sagte Rathbone mit einem Lächeln und einer angedeuteten Verbeugung, als hätte Rhys seinen Gruß ganz normal erwidert. »Darf ich mich setzen?«
    Rhys nickte und sah dann Hester an.
    »Wäre es Ihnen lieber, ich würde den Raum verlassen?« fragte sie. »Ich kann nach nebenan gehen, und wenn Sie mich brauchen, werfen Sie die Glocke vom Nachttisch.«
    Rhys schüttelte unverzüglich den Kopf, und sie spürte seine Angst, seine Einsamkeit, dieses Gefühl, beinahe vom Gewicht seiner eigenen Verwirrung erdrückt zu werden. Hester zog sich in eine Ecke zurück und setzte sich.
    »Sie müssen aufrichtig zu mir sein«, begann Rathbone leise.
    »Alles, was Sie mir erzählen, wird vertraulich behandelt werden, wenn Sie es wünschen. Ich bin gesetzlich dazu verpflichtet, nichts zu tun, was gegen Ihre Interessen verstoßen würde, solange ich selbst dabei aufrichtig bleibe. Ich darf nicht lügen, aber ich kann und werde jedes Geheimnis bewahren, wenn das Ihr Wunsch ist.«
    Rhys nickte.
    »Dasselbe gilt für Miss Latterly. Sie ist genauso an dieses Gesetz gebunden wie ich.«
    Rhys sah Rathbone mit starrem Blick an.
    »Wissen Sie, was in der Nacht, in der Ihr Vater getötet wurde, geschehen ist?«
    Rhys zuckte zusammen, aber er sah Rathbone weiterhin fest in die Augen, und er nickte langsam.
    »Gut. Ich weiß, daß Sie nur nicken oder den Kopf schütteln können. Ich werde Ihnen Fragen stellen, und wenn Sie auf diese Weise antworten können, dann tun Sie es. Wenn nicht, dann warten Sie einfach, und ich werde meine Frage neu formulieren.«
    Rathbone zögerte nur einen Moment lang. »Sind Sie mit Ihren Freunden, Arthur und Duke Kynaston nach St. Giles gegangen, und haben Sie dort die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen?«
    Rhys biß sich auf die Unterlippe, dann nickte er, und eine dumpfe Röte färbte seine Wangen. Er hielt den Blick fest auf Rathbones Gesicht gerichtet.
    »Haben Sie diese Frauen zu irgendeiner Zeit verletzt, mit ihnen gerungen, und sei es auch nur aus Versehen?«
    Rhys schüttelte heftig den Kopf.
    »Haben Arthur oder Duke Kynaston etwas Derartiges getan?« Rhys rührte sich nicht.
    »Kennen Sie die Antwort auf diese Frage?« Rhys schüttelte den Kopf.
    »Waren Sie mit den beiden auch in Seven Dials?« Rhys nickte, sehr langsam und unsicher.
    »Sie wollen etwas hinzufügen?« fragte Rathbone. »Waren Sie häufig dort?«
    Rhys schüttelte den Kopf.
    »Nur wenige Male?« Er nickte.
    »Haben Sie dort irgendwelche Frauen verletzt?«
    Wieder schüttelte Rhys den Kopf, und seine Verärgerung war deutlich zu erkennen.
    »Hat Ihr Vater Sie begleitet?«
    Rhys’ Augen weiteten sich vor Erstaunen.
    »Nein«, beantwortete Rathbone seine eigene Frage. »Aber er wußte, daß Sie dort hingingen, und er war nicht damit einverstanden?«
    Rhys nickte, und ein bitteres Lächeln verzerrte seinen Mund. Es lagen Zorn

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