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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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jedoch, als jemand ins Dienstbotenquartier weiterging. »Ist es vorstellbar, daß sie etwas getan hat, für das Rhys bereit ist, sogar dieses Martyrium über sich ergehen zu lassen, um sie zu schützen?«
    Hester zögerte. Zuerst wollte sie schon den bloßen Gedanken weit von sich weisen. Zu lebhaft konnte sie sich an Rhys’ Wut auf Sylvestra erinnern, an die Genugtuung, die es ihm bereitet hatte, ihr weh zu tun. Es war unmöglich, daß er sie schützen wollte! Dann wurde ihr bewußt, daß weder Liebe noch Schuldgefühle immer offensichtlich waren. Vielleicht liebte und haßte er sie gleichzeitig, vielleicht wußte er etwas, das er nie verraten würde, obwohl er sie dennoch dafür verachtete.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie laut. »Je länger ich darüber nachdenke, um so unsicherer bin ich. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was hinter dieser Sache steckt.«
    Rathbone sah sie eingehend an. »Wirklich nicht?«
    »Nein! Natürlich nicht. Wenn ich es wüßte, würde ich es Ihnen sagen!«
    Er nickte. »Wenn wir Rhys helfen wollen, müssen wir mehr erfahren. Da er es uns nicht erzählen kann, und ich vermute, daß Mrs. Duff es ebenfalls entweder nicht kann oder nicht will, werden wir es auf anderem Wege versuchen müssen.« Ein Hauch von Belustigung ließ seine Lippen zucken. »Ich wüßte keinen besseren Mann als Monk, wenn er den Fall zu übernehmen bereit ist und Mrs. Duff sich damit einverstanden erklärt.«
    »Sie könnte sich doch wohl kaum weigern?« meinte Hester und fürchtete dabei doch das Gegenteil. »Ich meine, es sei denn … Wenn sie es täte, würde sie damit doch den Verdacht nahelegen, daß sie etwas noch Schlimmeres zu verbergen hat?«
    »Ich werde meine Bitte so formulieren, daß es ihr schwerfallen wird, sich dagegen zu wehren«, versprach er. »Ich würde außerdem gern mit Arthur und Duke Kynaston sprechen. Was können Sie mir über die beiden erzählen?«
    »Es fällt mir schwer zu glauben, daß Arthur ein Hauptübeltäter in der Geschichte ist«, erklärte sie aufrichtig. »Er wirkt ehrlich und ist von einer Offenheit, die mich unwillkürlich für ihn eingenommen hat. Bei seinem älteren Bruder Marmaduke liegen die Dinge anders.« Hester biß sich auf die Unterlippe. »Ich könnte mir bei weitem leichter vorstellen, daß er auf Herausforderung oder Kritik gewalttätig reagiert, erst recht, wenn er irgendeine Gefahr für sich selbst sehen würde. Mit Worten ist er jedenfalls schnell bei der Hand, wenn es gilt, einen anderen zu verletzen.« Ihre Ehrlichkeit zwang sie, weiterzusprechen. »Aber er hat Rhys hier besucht, und er war gewiß nicht in einen Kampf verwickelt, der auch nur annähernd so gewalttätig wie der Überfall auf Leighton und Rhys Duff gewesen ist. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes sagen!«
    Rathbone lächelte. »Das sehe ich Ihnen an, meine Liebe, und ich höre es auch aus Ihrer Stimme. Dennoch, ich werde die beiden besuchen. Irgendwo muß ich schließlich anfangen, abgesehen davon, daß ich Monk engagieren werde. Vielleicht sollten wir jetzt besser nach unten gehen und Mrs. Duff mitteilen, daß wir endlich etwas tun werden und uns mit aller Kraft in den Kampf stürzen.«
    Rathbone erbat Sylvestras Erlaubnis, jemanden einzustellen, um mehr über die Ereignisse in Erfahrung zu bringen. Es ging ihm dabei nicht einfach darum, handfeste Beweise zu suchen, wie die Polizei es getan hatte, sondern er wollte Rhys helfen. Er formulierte seine Bitte so, daß Sylvestra kaum ablehnen konnte, ohne den Anschein zu erwecken, Rhys im Stich zu lassen oder selbst etwas verbergen zu wollen. Er fragte sie auch nach der Adresse der Familie Kynaston, und sie erklärte ihm, daß Joel Kynaston Rhys seit seiner Kindheit kannte. Sie sei davon überzeugt, er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um zu helfen.
    Als Rathbone gegangen war, wandte sie sich mit blassem, angespanntem Gesicht an Hester.
    »Gibt es wirklich etwas, das er tun kann, Miss Latterly? Oder kämpfen wir einen von vornherein zum Scheitern verurteilten Kampf, weil alles andere Feigheit wäre und gegen jedes Ehrgefühl verstieße? Bitte, antworten Sie mir ehrlich. Ich würde die Wahrheit lieber jetzt hören. Die Zeit für beschwichtigende Lügen, wie gut gemeint sie auch gewesen sein mochten, ist vorbei. Ich muß die Wahrheit wissen, um die notwendigen Entscheidungen zu treffen.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Hester aufrichtig. »Keiner von uns kann irgend etwas Bestimmtes wissen, solange der Fall nicht verhandelt und

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