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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bin mir nicht sicher«, antwortete Monk tonlos. »Ich habe keine Ahnung, ob meine Ergebnisse die Sache besser oder nicht sogar noch schlimmer machen. Leighton Duff war einer der Vergewaltiger in Seven Dials und später auch in St. Giles.«
    Rathbone stand wie vom Donner gerührt. »Was?« fragte er mit ungläubiger Stimme. Es war ungeheuerlich, vollkommen absurd. Er mußte sich verhört haben. »Was haben Sie gesagt?«
    »Leighton Duff war einer der Vergewaltiger in den beiden Bezirken«, wiederholte Monk. »Ich habe mehrere Leute gefunden, die ihn identifizieren werden, insbesondere einen Droschkenkutscher, der ihn am Abend vor Weihnachten mit Blut im Gesicht und an den Händen in St. Giles gesehen hat, direkt nach einer der schlimmsten Vergewaltigungen. Und Rhys hat zur gleichen Zeit am Lowndes Square mit Mrs. Kynaston, Arthur Kynaston, Lady Sandon und ihrem Sohn einen ruhigen Abend verlebt.«
    Monks Worte trafen Rathbone mit solcher Wucht, daß der Raum um ihn herum zu schwanken schien.
    »Sind Sie sich sicher?« fragte er und wußte im selben Augenblick, in dem die Worte ihm über die Lippen kamen, wie unsinnig sie waren. Er brauchte Monk nur ins Gesicht zu sehen. Außerdem wäre Monk nicht mit derartigen Neuigkeiten zu ihm gekommen, wenn er auch nur den geringsten Zweifel daran gehabt hätte.
    Monk machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Er nahm ungebeten Platz dicht neben dem Feuer. Er zitterte immer noch, und er sah vollkommen erschöpft aus.
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet«, fuhr er fort und blickte an Rathbone vorbei zu dem leeren Stuhl ihm gegenüber, schien aber in Gedanken bei einem Bild zu sein, das nur er selbst sehen konnte. »Vielleicht hatte Rhys mit dieser Vergewaltigung nichts zu tun, war aber an einigen oder allen anderen Vergewaltigungen beteiligt«, sagte er. »Vielleicht auch nicht. Fest steht jedoch, daß Leighton Duff seinem Sohn nicht aus Entsetzen darüber gefolgt ist, was dieser getan hatte. Und gewiß hat er ihn auch nicht mit einem Gefühl gerechter Empörung deswegen zur Rede gestellt.« Er drehte sich zu Rathbone um, der immer noch an derselben Stelle stand. »Es tut mir leid*. Im Grunde bedeutet meine Entdeckung nicht mehr, als daß wir das Motiv mißverstanden haben. Sonst beweist diese Sache gar nichts. Ich habe keine Ahnung, was Sie daraus machen werden. Wie läuft denn die Verhandlung im Augenblick?«
    »Katastrophal«, erwiderte Rathbone, der nun endlich zu dem anderen Stuhl ging und sich steif darauf niederließ. »Ich habe nichts, womit ich kämpfen könnte. Wahrscheinlich wird Ihre Entdeckung mir zumindest die Munition in die Hand geben, mit der ich die Frage, was eigentlich vorgefallen ist, noch einmal aufrollen kann. Es wird Zweifel wecken. Es wird mit Sicherheit die Verhandlung in die Länge ziehen.« Er lächelte bitter. »Es wird Ebenezer Goode erschüttern!« Ein Gefühl des Grauens wallte in ihm auf. »Und es wird Mrs. Duffs Verderben sein.«
    »Ja, das weiß ich«, antwortete Monk sehr leise. »Aber es ist die Wahrheit, und wenn Sie zulassen, daß Rhys für etwas gehängt wird, an dem er keine Schuld trägt, dann wird keiner von uns das wieder ungeschehen machen oder ihn vom Galgen und aus dem Grab zurückholen können. Die Wahrheit birgt, ganz egal, wie sie aussieht, immer auch eine Art von Freiheit. Zumindest sind Ihre Entscheidungen dann in der Wirklichkeit verwurzelt. Sie können lernen, mit ihnen zu leben.« Rathbone sah Monk prüfend an. In seinem Gesicht spiegelten sich gleichzeitig Schmerz und das Heraufdämmern einer Art von Frieden, die Rathbone dort noch nicht erlebt hatte. In Monks Müdigkeit lag ein ernster Hoffnungsschimmer, irgendwann doch Ruhe zu finden.
    »Ja«, pflichtete er ihm bei. »Vielen Dank, Monk. Sie geben mir dann besser die Namen dieser Leute und alle Einzelheiten und natürlich Ihre Rechnung. Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht.« Aus gutem Grund verbannte er den Gedanken, Hester sagen zu müssen, was er jetzt wußte. Er hatte in der vor ihm liegenden Nacht schon genug zu tun, wenn er sich eine Strategie zu Rhys’ Verteidigung zurechtlegte.
    Rathbone arbeitete bis sechs Uhr morgens, und nach zwei Stunden Schlaf, einem heißen Bad und einem Frühstück fand er sich abermals im Gerichtssaal ein. Die Stimmung dort war ohne jede Erwartung. Auf der Zuschauergalerie gab es sogar einige leere Plätze. Die Verhandlung war von einem mitreißenden Drama zu einer schlichten Tragödie herabgesunken. Es gab nichts Interessantes mehr zu

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