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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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beiden Männer miterlebt. Und er war dabeigewesen, als der letzte, flammende Streit das Band durchschnitten und Monk sich außerhalb der Polizeitruppe wiedergefunden hatte. Wie jeder andere Mann auf dem Revier war Evan sich der Gefühle der Beteiligten bewußt gewesen. Er war Monks Freund, und daher konnte Runcorn ihm niemals vollends vertrauen oder ihn rückhaltlos schützen.
    »Also, was haben Sie denn überhaupt?« fragte Runcorn abrupt. Evans Schweigen ärgerte ihn. Er wußte nicht, was der andere dachte.
    »Sehr wenig«, antwortete Evans mutlos. »Leighton Duff muß nach Aussage Dr. Rileys etwa gegen drei Uhr morgens gestorben sein. Möglicherweise war es etwas früher oder später. Er wurde durch Schläge und Tritte getötet, Waffen waren keine im Spiel, abgesehen von Fäusten und Stiefeln. Der junge Rhys Duff wurde beinahe genauso schwer verprügelt, aber er hat überlebt.«
    »Das weiß ich! Beweise, Mann!« sagte Runcorn ungeduldig und ballte eine Hand zur Faust. »Welche Beweise haben Sie? Fakten, Beweisstücke, Aussagen, Zeugen, denen zu glauben ist!«
    »Es gibt keine Zeugen für irgend etwas, außer für die Entdeckung der Leichen«, erwiderte Evan steif. Es gab Augenblicke, in denen er sich Monks geistesgegenwärtige Schlagfertigkeit wünschte, aber er wollte nicht, daß der einfache Mann, der seine Abteilung leitete, ihn fürchtete. Er wünschte sich nur dessen Respekt. »Niemand gibt zu, einen der beiden Männer in St. Giles gesehen zu haben, weder einzeln noch gemeinsam.«
    »Die Droschkenfahrer!« meinte Runcorn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Die beiden sind nicht zu Fuß dorthin gegangen.«
    »Wir haben es versucht. Bisher ist nichts dabei herausgekommen.«
    »Viel haben Sie tatsächlich nicht in der Hand!« In Runcorns Gesicht spiegelte sich unverhohlene Verachtung. »Sie versuchen es besser noch mal bei der Familie. Sehen Sie sich die Witwe an. Lassen Sie sich nicht von Eleganz blenden. Vielleicht kennt der Sohn den Charakter seiner Mutter, und das ist der Grund, warum sein Entsetzen so tief geht, daß er nicht mehr sprechen kann!«
    Even dachte an Rhys’ Gesichtsausdruck, als er Sylvestra angesehen hatte, dachte daran, wie Rhys vor seiner Mutter zurückgezuckt war, als sie ihn berühren wollte. Es war ein grauenhafter Gedanke.
    »Das werde ich tun«, sagte er widerstrebend. »Ich werde mir auch seine Freunde und Bekannten näher ansehen. Vielleicht hat er sich in diesem Bezirk mit einer Frau getroffen. Vielleicht war sie verheiratet, und ihre männlichen Verwandten haben Anstoß daran genommen, wie er sie behandelte.«
    Runcorn stieß einen Seufzer aus. »Möglich«, erwiderte er.
    »Was ist mit dem Vater? Warum wurde der angegriffen?«
    »Natürlich weil er Zeuge der Szene geworden war«, antwortete Evan mit einer Spur von Befriedigung.
    Runcorn sah ihn scharf an.
    »Da wäre noch etwas«, fuhr Evan fort, »Monk ist engagiert worden, einer Reihe sehr gewalttätiger Vergewaltigungen in Seven Dials nachzugehen.«
    Runcorns blaue Augen wurden schmal. »Dann ist er ein noch größerer Narr, als ich gedacht hätte! Wenn es jemals ein aussichtsloses Unterfangen gegeben hat, dann dürfte es das sein!«
    »Liegen uns irgendwelche Berichte vor, die da helfen könnten?«
    »Monk helfen?« fragte Runcorn ungläubig.
    »Bei der Aufklärung des Verbrechens helfen, Sir«, antwortete Evan mit einem Anflug von Sarkasmus.
    »Das Verbrechen kann ich im Handumdrehen für Sie lösen!«
    Runcorn stand auf. Er war mindestens drei Zoll größer als Evan und beträchtlich stämmiger. »Wie viele solcher Vorfälle hat es gegeben? Ein halbes Dutzend?« Er zählte an den Fingern ab, was er dazu zu sagen hatte. »Einer war ein betrunkener Ehemann. Einer war ein Zuhälter, der sich wegen einer kleinen Freiheit bei der Abrechnung gerächt hat. Mindestens zwei waren unzufriedene und wahrscheinlich zu betrunkene Kunden. In einem Falle hatten wir’s mit einer Frau zu tun, die die Sache nicht berufsmäßig betreibt und die, als es zu spät dafür war, plötzlich mehr Geld verlangte. Und eine war wahrscheinlich selber betrunken, so daß sie gestürzt ist und sich nicht mehr daran erinnern kann, was ihr zugestoßen ist.«
    »Da bin ich anderer Meinung, Sir«, bemerkte Evan kalt. »Ich glaube, Monk kennt den Unterschied zwischen einer Frau, die vergewaltigt und geschlagen wurde, und einer, die hingefallen ist, weil sie betrunken war.«
    Runcorn funkelte ihn wütend an. Er stand neben dem Regal, auf dem sich etliche in

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