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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Wartestellung.
    Als Dusty zwei Parklücken weiter seinen Wagen anhielt, stieg Ned aus dem Camaro, und obwohl man es in keiner Hinsicht mit einem Kleinwagen hätte verwechseln können, wirkte das Fahrzeug neben Ned geradezu zierlich. Wie ein Gebirge ragte er neben dem tiefergelegten, getunten Wagen auf, als er die Fahrertür zuschlug. Es war kühl, und der Tag neigte sich schon dem Abend zu, aber Ned trug wie üblich nur weiße Baumwollhosen und ein weißes T-Shirt. Er sah aus, als könnte er den Camaro, sollte dieser je den Geist aufgeben, eigenhändig in die Werkstatt tragen.
    Die Bäume am Rand des Parkplatzes schwankten im Wind, der auch Staubwolken und Abfälle über den Platz wirbelte, aber Ned schien völlig unbeeindruckt von diesem Aufruhr – wahrscheinlich bemerkte er ihn nicht einmal.
    Nachdem Dusty das Fenster heruntergekurbelt hatte, blickte Ned an ihm vorbei ins Wageninnere und sagte mit einem Lächeln: »Hallo, Martie.«
    »Hallo, Ned.«
    »Ich habe gehört, dass es dir nicht so gut geht.«
    »Der Arzt meint, ich werde es überleben.«
    Dusty hatte Ned in dem Telefonat, das er von Ahrimans Wartezimmer aus mit ihm geführt hatte, erklärt, dass Martie sich nicht wohl genug fühle, um selbst in die Apotheke oder den Buchladen zu gehen, und dass er sie nicht gern allein im Wagen lassen wolle.
    »Es ist schlimm genug, für den Kerl hier zu arbeiten«, sagte Ned, immer noch an Martie gewandt, »ich kann mir also gut vorstellen, dass dich das Zusammenleben mit ihm auf die Dauer ganz krank macht. Nichts für ungut, Boss.«
    »Schon gut, ich kann’s verkraften.«
    Ned reichte eine kleine Tüte mit dem Aufdruck einer Apotheke durchs Fenster. Sie enthielt das Valium, das Dr. Closterman telefonisch für Martie bestellt hatte. Er hatte noch eine zweite, größere Tüte in der Hand, die aus einem Buchladen stammte.
    »Wenn du mich heute Morgen gefragt hättest, was Haiku ist, hätte ich auf eine asiatische Kampfsportart wie Taekwondo oder so getippt. Dabei sind es so getrimmte Gedichte.«
    »Getrimmt?«, sagte Dusty und warf einen flüchtigen Blick in die Tüte.
    »Wie mein Auto«, entgegnete Ned. »Stromlinienförmig getrimmt. Sind irgendwie cool. Habe mir selbst einen Band gekauft.«
    Dusty zählte sieben Bücher in der Tüte. »So viele?«
    »Die hatten da ein langes Regal, das voll mit dem Zeug ist«, erklärte Ned. »Hätte nicht gedacht, dass Haikus so ein großes Ding sind.«
    »Du kriegst morgen von mir einen Scheck über das, was du für mich ausgelegt hast.«
    »Keine Eile. Ich habe mit Kreditkarte bezahlt. Das dauert eine Weile, bis es abgebucht wird.«
    Dusty reichte Marties Hausschlüssel durchs Fenster nach draußen. »Bist du dir sicher, dass du Zeit hast, dich um Valet zu kümmern?«
    »Ich passe gern auf ihn auf, aber ich kenne mich nicht richtig mit Hunden aus.«
    »Da gibt es nicht viel, was man wissen muss.« Dusty erklärte Ned, wo das Trockenfutter aufbewahrt wurde. »Gib ihm zwei Tassen voll. Danach wird er erwarten, dass du mit ihm spazieren gehst, aber du kannst ihn einfach für zehn Minuten in den Garten rauslassen, dann weiß er schon, was er zu tun hat.«
    »Und ist es in Ordnung, wenn ich ihn dann allein im Haus lasse?«
    »Solange er einen Napf mit Wasser und die Fernbedienung für den Fernseher hat, ist er zufrieden.«
    »Meine Mutter ist eher eine Katzenfrau«, sagte Ned. »Also nicht wie Catwoman in Batman . Sie war eigentlich nie ohne Miezekätzchen.«
    Das Wort Miezekätzchen aus Neds Mund war ungefähr so, als würde ein Footballverteidiger in voller Montur in Ballerinenpose gehen und einen vollendeten Entrechat vollführen.
    »Einmal hat ein Nachbar eine rot getigerte Katze vergiftet, an der meine Mutter ziemlich hing. Jingles. So hieß die Katze, nicht der Nachbar. Mrs. Jingles.«
    »Was ist das für ein Mensch, der eine Katze vergiftet?«, fragte Dusty betrübt.
    »Er hatte sich in einer Wohnung im Nachbarhaus ein Labor eingerichtet, von dem aus er Speed unter die Leute gebracht hat«, sagte Ned. »Widerlicher Abschaum. Ich habe ihm beide Beine gebrochen, die Polizei gerufen, so getan, als wäre ich er, und gesagt, ich bin die Treppe runtergefallen und würde Hilfe brauchen. Sie haben einen Krankenwagen geschickt, das Speedlabor entdeckt und seinen Laden hochgehen lassen.«
    »Du hast einem Kerl aus der Drogenszene die Beine gebrochen?«, fragte Martie. »Ist das nicht gefährlich?«
    »Eigentlich nicht. Ein paar Tage später hat einer von seinen Kumpels auf mich geschossen,

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