Stimmen der Angst
Untersuchungsbeamten in dem Kindergartengebäude kaum einen Stein auf dem anderen gelassen.
»Eines Tages«, fuhr Closterman fort, »hat mich jemand, der wusste, was ich von Ahriman hielt, angesprochen … und mir erzählt, dass die Schwester der Frau, die als Erste diese Beschuldigungen gegen die Ornwahls vorgebracht hatte, bei Ahriman in Behandlung war, bevor die Sache ins Rollen kam.«
»Hätte Ahriman die Untersuchungsbehörden nicht über diese Verbindung informieren müssen?«, sagte Dusty.
»Selbstverständlich. Ich habe mich dann an die Staatsanwaltschaft gewandt. Dabei stellte sich heraus, dass die Schwester dieser Frau tatsächlich seine Patientin war, aber er hat behauptet, er hätte nichts von der verwandtschaftlichen Beziehung geahnt.«
»Aber Sie haben ihm nicht geglaubt?«
»Ich nicht, aber die Staatsanwaltschaft schon … und er blieb als Gutachter an dem Fall beteiligt. Denn wenn sie zugegeben hätten, dass Ahriman voreingenommen war, hätten sie keine der Aussagen verwenden können, die die Kinder in den Gesprächen mit ihm gemacht hatten. In diesem Fall hätten sie alles, was ihm die Kinder erzählt hatten, als unter Beeinflussung zustande gekommene Erinnerungen werten müssen. Und die wären vor Gericht keinen Heller wert gewesen. Das gesamte Gebäude der Anklage stand und fiel also mit dem festen Glauben an Ahrimans lautere Absichten.«
»Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas davon in der Zeitung gelesen zu haben«, sagte Martie.
»Darauf komme ich gleich noch zu sprechen«, sagte Closterman.
Er schnitt das Gemüse jetzt nicht mehr bedächtig, sondern hackte wütend darauf herum, als hätte er etwas ganz anderes vor sich auf dem Schneidebrett als harmlose gelbe Paprikaschoten.
»Ich hatte erfahren, dass Ahrimans Patientin oft von ihrer Schwester zu den Therapiesitzungen gebracht wurde, von der Frau also, die die Ornwahls des Kindesmissbrauchs bezichtigt hatte.«
»So, wie ich Susan begleitet habe«, bemerkte Martie.
»Wenn das stimmte, war es unmöglich, dass er ihr nicht wenigstens einmal begegnet war. Aber ich hatte keine Beweise, nur das Wort meines Informanten. Wenn man keinen Prozess wegen übler Nachrede und Rufschädigung riskieren möchte, geht man nicht mit Verdächtigungen gegen einen Mann wie Ahriman an die Öffentlichkeit, solange man keine sicheren Beweise hat.«
Am Vormittag in seiner Praxis hatte sich Closterman noch vergeblich bemüht, sein pausbäckiges Gesicht in sorgenvolle Falten zu legen. Jetzt war der Zorn stärker als die natürliche Geometrie seiner Züge, und ein grimmiger Blick bewirkte, was ein Stirnrunzeln nicht geschafft hatte.
»Ich wusste nicht, wie ich an solche Beweise herankommen sollte. Ich bin kein Quincy. Aber ich dachte … na ja, ich dachte, vielleicht gibt es etwas in der Vergangenheit dieses Mistkerls. Mir kam es komisch vor, dass er zweimal mit seiner Praxis in eine völlig andere Gegend umgezogen ist. Von Santa Fe, wo er über zehn Jahre praktiziert hatte, nach Scottsdale in Arizona und sieben Jahre später hierher nach Newport. Im Allgemeinen verlegt ein Arzt nicht aus Lust und Laune eine gut eingeführte Praxis von einer Stadt in die andere.«
Als sämtliche Paprikaschoten in Streifen geschnitten waren, spülte Closterman das Messer, trocknete es ab und legte es an seinen Platz zurück.
»Ich habe mich unter Kollegen umgehört, ob jemand einen Arzt kennt, der in Santa Fe praktiziert. Ein befreundeter Kardiologe hatte einen Studienkollegen, der sich in Santa Fe niedergelassen hat, und er machte uns miteinander bekannt. Es stellte sich heraus, dass dieser Arzt Ahriman aus der Zeit kannte, als dieser seine Praxis noch in Santa Fe hatte … und dass er ihm keinen Deut sympathischer war als mir. Und jetzt kommt der Knaller … Es gab dort einen aufsehenerregenden Prozess um Kindesmissbrauch in einem Kindergarten, und Ahriman war der psychologische Gutachter, der die Befragung der Kinder durchführte, genau wie hier. Auch damals wurden Zweifel an seinen Befragungsmethoden laut.«
Dusty hatte ein flaues Gefühl im Magen, und obwohl er nicht glaubte, dass der Kaffee dafür verantwortlich war, schob er seine Tasse von sich.
»Eines der Kinder, ein fünfjähriges Mädchen, beging damals zu Prozessbeginn Selbstmord«, sagte Roy Closterman. »Eine Fünfjährige . Man hat ein Bild gefunden, das sie gemalt hatte: Ein kleines Mädchen … das vor einem nackten Mann kniete. Der Mann war anatomisch korrekt gezeichnet.«
»Du meine Güte«, sagte
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