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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aufzuklauben, rannten zu dem in der Auffahrt geparkten Saturn, getrieben von dem immer mächtiger werdenden Gefühl, dass sie sich beeilen mussten, wenn sie dem sich bedrohlich ausbreitenden Schatten des über ihnen schwebenden Verhängnisses noch entrinnen wollten.

58. Kapitel
    In flachem Bogen spannte sich die Brücke vom Festland zu der im Hafen von Newport gelegenen Insel Balboa. Auf der von Restaurants und Läden gesäumten Marine Avenue herrschte kaum noch Verkehr. Eukalyptusblätter und vereinzelte, von Palmwedeln abgerissene Blattlanzen wurden in mannshohen Wirbeln über die Straße geweht, als würde jemand Marties Traum vom Mahagoniwald hier neu in Szene setzen.
    Dr. Closterman wohnte nicht in einer der weiter im Inselinnern gelegenen Straßen, sondern direkt am Wasser. Sie stellten den Wagen kurz vor dem Ende der Marine Avenue ab und liefen mit Valet zu Fuß über die asphaltierte Promenade, die sich um die gesamte Insel zog und zum Hafen hin von einer niedrigen Mauer begrenzt war.
    Noch bevor sie Clostermans Haus erreichten, erlitt Martie, auf die Minute genau eine Stunde nach dem letzten Anfall, eine neuerliche Panikattacke. Es war eine milde Attacke, nicht heftiger als die drei vorangegangenen, aber Martie fühlte sich dennoch nicht in der Lage, den Weg fortzusetzen oder sich auch nur auf den Füßen zu halten, solange sie andauerte.
    Sie setzten sich auf das Mäuerchen und warteten darauf, dass der Anfall vorüberging.
    Valet wartete geduldig mit ihnen. Er wirkte weder ängstlich, noch versuchte er schnüffelnd Freundschaft mit dem Dalmatiner zu schließen, der gerade mit seinem Herrchen vorbeilief.
    Die Flut war im Kommen. Ein kräftiger Wind blies über den Hafen und trieb kleine Wellen vor sich her, die klatschend gegen die Hafenmauer schlugen, und die Lichter der angrenzenden Häuser, die sich im Hafen spiegelten, hüpften auf der gekräuselten Wasserfläche.
    Segelyachten und Motorboote, die an den privaten Anlegestegen vertäut waren, schaukelten ächzend und knirschend im Wasser. Takelagen und Beschläge stießen klirrend gegen Metallmasten.
    Als der Anfall nach relativ kurzer Zeit vorüber war, sagte Martie: »Ich habe einen toten Priester gesehen, dessen Stirn von einem Schienennagel durchbohrt war. Gott sei Dank nur flüchtig, nicht wie heute Morgen, als ich solche scheußlichen Bilder nicht aus meinem Kopf verdrängen konnte. Aber woher kommt dieser Mist nur?«
    »Jemand hat ihn dir eingepflanzt.« Gegen den hartnäckigen Widerstand seiner inneren Stimme fuhr Dusty fort: » Ahriman hat ihn dir eingepflanzt.«
    »Aber wie?«
    Ihre Frage, die unbeantwortet blieb, wurde vom Wind aufs Wasser hinaus geweht, während sie weitergingen auf dem Weg zu Dr. Closterman.
    Auf der Insel gab es kein Haus, das höher als drei Stockwerke war. Hübsche kleine Bungalows schmiegten sich an protzige Vergnügungszentren. Closterman bewohnte ein heimelig wirkendes zweigeschossiges Häuschen mit Giebeln, geschnitzten Fensterläden und Blumenkästen, in denen bunte Primeln prangten.
    Der Arzt öffnete ihnen persönlich die Tür. Er war barfuß und trug Baumwollhosen und ein T-Shirt mit einem Werbeaufdruck für Hobie-Surfboards, das über dem Bauch spannte.
    Neben ihm stand ein schwarzer Labrador mit großen, wissbegierigen Augen.
    »Charlotte«, sagte Dr. Closterman, wie um den Hund förmlich vorzustellen.
    Normalerweise verhielt sich Valet anderen Hunden gegenüber reserviert, aber als er von der Leine los war, begann er augenblicklich, Charlotte mit wedelndem Schwanz zu beschnüffeln. Die beiden Hunde umkreisten sich einen Moment lang, dann jagte der Labrador quer durch die Diele davon und weiter die Treppe hinauf, und Valet hetzte in langen Sätzen hinterher.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Roy Closterman. »Hier im Haus gibt es nichts, was Charlotte nicht schon mal umgeworfen hätte.«
    Der Arzt wollte ihnen die Jacken abnehmen, aber sie zogen es vor, sie anzubehalten. Zudem trug Dusty ja den Colt in einer der Taschen.
    In der Küche verbreitete ein großer Topf, in dem Spaghettisoße mit Fleischbällchen und Würstchen vor sich hin brodelte, köstliche Düfte, die den Besuchern das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.
    Closterman bot Dusty einen Drink an, Martie eine Tasse Kaffee – »es sei denn, Sie haben kein Valium mehr genommen« –, und schenkte dann beiden auf ihre Bitte hin Kaffee ein.
    Sie setzten sich an den auf Hochglanz polierten Pinienholztisch, und während sie sich unterhielten, machte

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