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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sich der Arzt daran, im Stehen dicke gelbe Paprikaschoten zu entkernen und in Streifen zu schneiden.
    »Eigentlich wollte ich Ihnen erst ein bisschen auf den Zahn fühlen«, begann Closterman, »bevor ich entscheide, wie offen ich Ihnen gegenüber sein kann. Aber dann habe ich mir gedacht, was soll’s, bloß keine falsche Zurückhaltung. Ich habe Ihren Vater sehr bewundert, Martie, und ich weiß, dass ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen kann, wenn Sie ihm auch nur annähernd ähnlich sind, wovon ich aber überzeugt bin.«
    »Vielen Dank.«
    »Ahriman«, fuhr Closterman fort, »ist ein narzisstisches Arschloch. Das ist nicht nur meine persönliche Meinung. Es ist eine Tatsache, für die es so sichere Beweise gibt, dass die Verlage eigentlich per Gesetz dazu gezwungen werden müssten, es im Klappentext seiner Bücher zu erwähnen.«
    Er blickte von seiner Arbeit auf, um zu sehen, ob er sie mit seinen Worten schockiert hatte – und lächelte, als er an ihren Mienen feststellte, dass dies nicht der Fall war. Mit seinem weißen Haar, seinem Doppelkinn und seinem pausbäckigen Lächeln sah er aus wie ein Weihnachtsmann ohne Bart.
    »Haben Sie denn schon einmal etwas von ihm gelesen?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Dusty. »Wir haben nur einen flüchtigen Blick in das Buch geworfen, das Sie uns geschickt haben.«
    »Schlimmer als der übliche Psycho-Mist für jedermann. Lerne dich selbst lieben. Mark Ahriman musste nie lernen, Mark Ahriman zu lieben. Er ist seit seiner Geburt in sich selbst vernarrt. Lesen Sie das Buch, dann werden Sie schon sehen.«
    »Glauben Sie, dass er fähig ist, bei seinen Patienten psychische Störungen auch zu erzeugen ?«, fragte Martie.
    »Fähig? Mich würde es nicht wundern, wenn er die Hälfte aller Krankheiten, die er heilt, überhaupt erst erzeugt hätte.«
    Beim Gedanke daran, was diese Antwort in letzter Konsequenz bedeutete, verschlug es Dusty den Atem. »Wir glauben, dass Marties Freundin, die Frau, von der wir heute Vormittag gesprochen haben …«
    »Diejenige, die unter Agoraphobie leidet.«
    »Sie hieß Susan Jagger«, sagte Martie. »Wir kannten uns seit unserer Kindheit. Sie hat sich gestern Abend umgebracht.«
    Was dem Arzt mit ihnen nicht gelungen war, erreichten Marties Worte bei ihm: Er war schockiert. Er legte das Messer aus der Hand, ließ die Paprikaschoten links liegen und wischte sich die Hände an einem kleinen Handtuch ab. »Ihre Freundin.«
    »Wir haben heute Nachmittag ihre Leiche gefunden«, fügte Dusty erklärend hinzu.
    Closterman setzte sich und nahm Marties Rechte in beide Hände. »Und Sie dachten, sie sei auf dem Wege der Besserung.«
    »Das war die Auskunft, die Dr. Ahriman mir gestern gegeben hat.«
    »Wir haben Grund zu der Annahme«, sagte Dusty, »dass es für Marties Erkrankung – eine Autophobie, wie wir inzwischen wissen – keine normale Erklärung gibt.«
    »Ich habe Susan ein Jahr lang zweimal wöchentlich zur Therapie begleitet«, warf Martie ein. »Und irgendwann habe ich festgestellt, dass es … in meiner Erinnerung merkwürdige Lücken gibt.«
    In Clostermans Augen, so sonnen- und windgeschädigt und ständig rotgeädert sie auch sein mochten, drückten sich vor allem Güte und Freundlichkeit aus. Er drehte Marties Hand um und betrachtete aufmerksam die Handfläche. »Hier drin steht alles geschrieben, was es über diesen schmierigen Verbrecher zu sagen gibt.«
    In diesem Augenblick wurde er von Charlotte unterbrochen, die, einen Ball im Maul, mit Valet auf den Fersen in die Küche gestürmt kam. Die Hunde schlitterten über den Kachelboden und machten in wilder Jagd, so wie sie gekommen waren, wieder kehrt.
    »Einmal abgesehen von der Sauberkeitserziehung«, sagte Closterman, »können wir von Hunden mehr lernen, als wir ihnen beibringen. Aber zurück zum Thema. Ich leiste ein bisschen ehrenamtliche Arbeit. Nicht, dass ich ein Heiliger wäre. Viele Ärzte tun mehr als ich. Also, ich habe es in diesem Zusammenhang unter anderem mit misshandelten Kindern zu tun. Ich selbst wurde als Kind geschlagen. Es hat aber keine bleibenden Narben hinterlassen. Ich hatte die Wahl, meine Zeit damit zu verschwenden, die Schuldigen zu hassen … oder sie der Gerechtigkeit Gottes zu überlassen, um meine Kräfte sinnvoller im Dienst der unschuldigen Opfer einzusetzen. Nun ja … erinnern Sie sich an den Ornwahl-Fall?«
    Die Familie Ornwahl hatte mehr als zwanzig Jahre lang einen beliebten privaten Kindergarten in Laguna Beach geführt. Jedes Mal, wenn

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