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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie bringen können, nichts weiter gewesen wäre als ein winziger Schnörkel in einer filigranen Schnitzerei.
    Derzeit war der Bewohner von Zimmer 146 sein einziger Patient im New Life. Natürlich hatte er ein besonderes Auge auf Dustin Rhodes’ Bruder auf Zimmer 150 im selben Flur, aber der war offiziell nicht sein Patient; Skeets Behandlung tauchte in keinen Unterlagen auf.
    Als er Zimmer 146 betrat, das eigentlich kein Zimmer war, sondern eine Suite mit zwei Räumen und einem voll ausgestatteten Bad, stand der bekannte Schauspieler auf dem Kopf, die Handflächen auf den Boden gestützt, Fersen und Hinterteil an der Wand, und sah fern.
    »Mark? Was führt Sie denn um diese Zeit hierher?«, fragte der Schauspieler, ohne seine Yogahaltung – oder was immer es sein mochte – aufzugeben.
    »Ich war wegen eines anderen Patienten hier im Haus und dachte, ich schaue mal bei Ihnen vorbei, um zu sehen, wie es Ihnen geht.«
    Dass der Schauspieler ihn angerufen und damit gedroht habe, am nächsten Morgen die Klinik zu verlassen, war nichts als ein Vorwand. Ahriman wollte lediglich beim mitternächtlichen Schichtwechsel hier im Haus sein, damit er Skeet programmieren konnte, wenn diese übertrieben pflichtbewusste Schwester Hernandez die Klinik verlassen hatte. Der Schauspieler war sein Alibi. Wenn er sich zunächst ein paar Stunden in Zimmer 146 aufhielt, würde der kurze Besuch bei Skeet wie eine zufällige Angelegenheit aussehen, und sollte einer der Angestellten Ahrimans Anwesenheit dort bemerken, würde er sich nichts dabei denken.
    »Ich bringe ungefähr eine Stunde am Tag in dieser Position zu«, sagte der Schauspieler. »Das fördert die Durchblutung im Gehirn. Es wäre schön, wenn ich einen zweiten, kleineren Fernseher hätte, den ich bei Bedarf auf den Kopf stellen könnte.«
    Mit einem Seitenblick auf die Sitcom, die über den Bildschirm flimmerte, sagte Ahriman: »Wenn Sie sich diesen Mist ansehen, ist es wahrscheinlich sowieso besser, Sie sehen ihn verkehrt herum.«
    »Kritiker sind keine gern gesehenen Menschen, Mark.«
    »Don Adriano de Armado.«
    »Ich höre«, sagte der Schauspieler, der kurz ins Schwanken geriet, es aber schaffte, im Kopfstand zu bleiben.
    Um dieses Objekt zu aktivieren, hatte der Arzt den Namen einer Figur aus William Shakespeares Verlorene Liebesmüh’ gewählt.
    Der kopfstehende Schauspieler, der für jede Hauptrolle zwanzig Millionen Dollar plus Beteiligung einstrich, hatte sich in den gut dreißig Jahren seines Lebens keine nennenswerte Allgemeinbildung angeeignet und nie eine Schauspielschule von innen gesehen. Wenn er ein neues Drehbuch bekam, sah er sich meist nur den eigenen Text an, und eher würde es Frösche regnen, als dass er jemals eine Zeile Shakespeare las. Solange die Theater des Landes nicht von Schimpansen und Pavianen geleitet wurden, bestand nicht die geringste Gefahr, dass er eines Tages in einem Stück des berühmten Barden aus Stratford-upon-Avon auf der Bühne stehen und den Namen Don Adriano de Armado von einer anderen Seite als von Ahriman selbst hören würde.
    Ahriman führte den Schauspieler durch dessen persönliches Haiku.
    *
     
    Martie hatte eben die Schnürsenkel von Skeets Turnschuhen fertig gebunden.
    »Wenn Sie ihn mitnehmen wollen«, sagte Jasmine Hernandez, »müssen Sie unterschreiben, dass er auf eigene Verantwortung geht.«
    »Wir bringen ihn morgen zurück«, sagte Martie, richtete sich auf und drängte Skeet mit Blicken und Gesten, von der Bettkante aufzustehen.
    »Genau«, sagte Dusty, der immer noch damit beschäftigt war, Kleider in die Reisetasche zu stopfen. »Wir wollen nur, dass er unsere Mutter kurz besucht, dann ist er schon wieder hier.«
    »Sie müssen das Formular trotzdem unterschreiben.« Schwester Hernandez war unerbittlich.
    »Dusty«, sagte Skeet warnend, »lass Claudette bloß nie hören, dass du sie Mutter nennst, sonst kratzt sie dir garantiert die Augen aus.«
    »Er hat erst gestern einen Suizidversuch unternommen«, sagte Schwester Hernandez an Dusty und Martie gerichtet. »Die Klinik übernimmt keine Verantwortung, wenn Sie ihn in dieser Verfassung mitnehmen.«
    »Na gut, wir entbinden die Klinik von ihren Pflichten und übernehmen die volle Verantwortung«, sagte Martie.
    »Dann hole ich jetzt das Formular für die Haftungserklärung.«
    Martie überließ es Skeet, sich allein auf den wackligen Beinen zu halten, und vertrat der Schwester den Weg. »Warum helfen Sie uns nicht, alles fertig zu machen? Dann können wir

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