Stimmen der Angst
servile Bodensatz der Popkultur.
»Nichts wird dich daran hindern, an diesem Empfang teilzunehmen«, sagte der Arzt im Befehlston.
»Nichts.«
»Krankheit oder Verletzungen, Erdbeben, die erotischen Reize jugendlicher Fans gleich welchen Geschlechts – weder das noch irgend ein anderer Grund wird dich davon abhalten, rechtzeitig bei dem Empfang zu sein.«
»Ich verstehe.«
»Soweit ich weiß, ist der Präsident einer deiner treuen Fans.«
»Ja.«
»Wenn du an diesem Abend mit dem Präsidenten sprichst, wirst du all deinen Charme und deine Verführungskünste aufbieten, damit er sich in deiner Gegenwart wohl fühlt. Dann tust du so, als wolltest du ihm ein ungeheuer interessantes Gerücht über eine der schönsten Schauspielerinnen im Saal erzählen, und bringst ihn dazu, sich ganz dicht zu dir zu beugen. Wenn sein Gesicht unmittelbar vor dir und völlig ungeschützt ist, packst du seinen Kopf mit beiden Händen und beißt ihm die Nase ab.«
»Ich verstehe.«
*
Der Raum war tatsächlich, wie Skeet bemerkt hatte, von einem atmosphärischen Summen erfüllt, das Martie allerdings weniger angenehm als lästig fand. Ein Geräuschteppich aus elektronischen Lauten – manche gleichbleibend in Tonhöhe und Lautstärke, andere von längeren Pausen unterbrochen, wieder andere an- und abschwellend – hing knisternd, zirpend, ächzend und piepsend in der Luft. Es war wie ein leises, beständiges, niemals schrilles Geflüster, und die Gesamtwirkung glich in etwa dem Eindruck, an einem lauen Sommerabend auf einer Wiese zu sitzen, umgeben von Grillen, Zikaden und anderen geflügelten Troubadouren, die von der Liebe der Insekten sangen. Vielleicht war das der Grund, warum das Summen Martie so nervös und kribbelig machte.
An zwei Wänden des Wohnzimmers mit dem offenen Essbereich, in dem sie jetzt saßen, befanden sich deckenhohe Regale, auf deren Borden Computermonitore, aber auch gewöhnliche Fernsehapparate standen. Die meisten der Bildschirme waren eingeschaltet und zeigten Zahlenkolumnen, Flussdiagramme und abstrakte Gebilde aus sich verändernden Formen und Farben, in denen Martie keinen Sinn erkennen konnte. Daneben reihten sich unzählige geheimnisvolle Instrumente und Apparaturen auf den Borden, unter anderem Oszillographen, Radarbildschirme, alle möglichen Messgeräte und Kontrollinstrumente mit ausschlagenden Lichtpunktanzeigen und digitalen Datenanzeigen in sechs verschiedenen Farben.
Als jeder seinen Saft hatte, setzte sich auch Fig Newton an den Tisch. Hinter seinem Rücken hingen astronomische Karten der nördlichen und südlichen Hemisphäre an der Wand. Er sah aus wie Captain Kirks Vetter vom Lande, der in einer Enterprise aus dem Schnäppchenmarkt durch die Galaxien schipperte.
Valet, das Maskottchen der Raumschiffbesatzung, schlabberte Wasser aus einem Napf, den ihm der Commander gebracht hatte. Seiner zufriedenen Miene nach zu urteilen, machte dem Hund das permanente Summen in der Luft nichts aus.
Martie fragte sich, ob Figs ständig gerötetes Gesicht und die leuchtende Kirschnase nicht eher von der Strahlung herrührten, die von diesem Sammelsurium elektronischer Instrumente ausging, als von der Sonne, der er bei seiner Tagesbeschäftigung als Maler ausgesetzt war.
»Also?«, sagte Fig.
»Martie und ich, wir müssen nach Santa Fe fahren«, sagte
Dusty, »und wir brauchen …«
»Einen Energieschub?«
»Wie bitte?«
»Es ist ein Energiepunkt«, sagte Fig feierlich.
»Was? Santa Fe? Was für ein Energiepunkt?«
»Ein mystischer.«
»Ehrlich? Tja, also, nein, wir wollen uns nur mit ein paar Leuten unterhalten, die vielleicht Zeugenaussagen zu … einer Straftat machen können. Wir müssten Skeet für ein paar Tage irgendwo unterbringen, wo ihn niemand sucht. Könntest du …«
»Wirst du springen?«, sagte Fig, an Skeet gewandt. »Springen, wohin?«
»Von meinem Dach.«
»Ich will dich nicht beleidigen«, sagte Skeet, »aber das ist nicht hoch genug.«
»Dich erschießen?«
»Nein, nichts dergleichen«, sagte Skeet.
»In Ordnung«, sagte Fig und nahm einen Schluck von seinem Pflaumensaft.
Das war leichter gegangen, als Martie erwartet hatte. »Uns ist klar, dass es eine Zumutung sein könnte, Fig«, sagte sie, »aber hättest du auch Platz für Valet?«
»Den Hund?«
»Ja. Er ist ein ganz Lieber, bellt nicht, beißt nicht, und es ist schön, ihn um sich zu haben, wenn …«
»Seine Haufen?«
»Was?«
»Im Haus?«, sagte Fig.
»Ach so, nein, niemals.«
»In
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