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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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auszuschlachten, und dem Rest von Anstand und Menschlichkeit, den sie sich in ihren Jahren im Dienste der Abendnachrichten erhalten haben mochten.
    Die Straßen waren nach einem Gittermuster angelegt, eine glich exakt der anderen. Sie waren von Hunderten dieser mobilen Heimstätten auf Betonsockelfundamenten gesäumt, die deutlich mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede aufwiesen.
    Dennoch erkannte Dusty den Caravan von Fester »Fig« Newton auf den ersten Blick. Die Siedlung war verkabelt, aber Figs Heim war das Einzige mit einer Satellitenschüssel.
    Genauer gesagt, hoben sich auf Figs Dach sogar drei Satellitenempfänger vom tief hängenden nächtlichen Himmel ab, den der trübe Nebel der Vorstadtlichter mit einem schmutzigen gelblichschwarzen Schein überzog. Die drei Schüsseln waren von unterschiedlicher Größe. Eine war auf das südliche, eine andere auf das nördliche Firmament ausgerichtet; beide waren fest eingestellt. Die dritte, die auf einem Stativ mit kompliziertem kardanischem Gelenk montiert war, neigte und drehte sich pausenlos, als wollte sie die besonderen Leckerbissen flüchtiger Informationen wie ein Nachtfalke, der Insekten im Flug aus der Luft schnappt, aus dem Äther picken.
    Zusätzlich zu den Satellitenschüsseln ragte ein Sammelsurium exotischer Antennen vom Dach auf: ein bis anderthalb Meter hohe Stangen mit jeweils einer unterschiedlichen Anzahl kurzer Querstreben; eine Doppelspirale aus Kupferdraht; ein Gebilde, das aussah wie das auf dem Kopf stehende kahle Gerippe eines metallenen Christbaums, dessen sämtliche Zweigspitzen himmelwärts zeigten; und etwas, das einem gehörnten Wikingerhelm auf der Spitze eines fast zwei Meter hohen Pfahls ähnelte.
    Gespickt mit diesen Ortungsinstrumenten, hätte Figs Heim auch ein flugerprobtes außerirdisches Raumschiff sein können, das notdürftig als Caravan getarnt war: eines dieser Objekte, von deren Sichtung die Anrufer in Figs bevorzugten Radiosendungen immer berichteten.
    Dusty, Martie, Skeet und Valet drängten sich auf einem quadratischen Eingangspodest von zweieinhalb Metern Seitenlänge, über dem ein Aluminiumvordach schwebte, das nach dem Start als Solarsegel dienen mochte. Da Dusty keinen Klingelknopf entdecken konnte, klopfte er an die Tür.
    Mit seinem Deckenumhang, der sich flatternd im Wind bauschte, hätte man Skeet für den Helden eines FantasyRomans halten können, der, erschöpft von seinen abenteuerlichen Wanderungen und von boshaften Trollen gepiesackt, unermüdlich den Spuren eines flüchtigen Zauberers folgte. Mit erhobener Stimme gegen den Lärm des Windes ankämpfend, sagte er: »Seid ihr euch sicher, dass Claudette nicht krank ist?«
    »Wir sind uns da ganz sicher. Sie ist kerngesund«, sagte Martie.
    Skeet wandte sich an Dusty. »Aber du hast doch behauptet, sie ist krank.«
    »Das war eine Finte, die wir uns ausgedacht haben, um dich aus der Klinik rauszuholen.«
    »Und ich hab ehrlich gedacht, sie ist krank«, sagte Skeet enttäuscht.
    »Du willst doch nicht echt, dass sie krank ist«, sagte Martie.
    »Nicht unbedingt todkrank. Magenkrämpfe und Erbrechen würden schon reichen.«
    Über der Tür ging ein Licht an.
    »Und schlimmer Durchfall«, sagte Skeet noch.
    Dusty hatte das Gefühl, durch den Türspion beobachtet zu werden.
    Gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Fig stand auf der Schwelle und blinzelte ihnen durch seine dicken Brillengläser entgegen.
    Die grauen Augen, die vor Kummer überflossen, selbst wenn er lachte, wirkten hinter den Vergrößerungsgläsern riesig. »He, was ‘ne Überraschung!«
    »Fig«, sagte Dusty, »entschuldige bitte, dass wir dich hier zu Hause überfallen, noch dazu zu dieser späten Stunde, aber wir wussten einfach nicht, wohin wir sonst gehen sollten.«
    »Klar«, sagte Fig und ging einen Schritt zur Seite, um ihnen den Eingang frei zu machen.
    »Stört dich der Hund?«, fragte Dusty.
    »Nein.«
    Martie half Skeet die Stufen hinauf. Dusty folgte mit Valet.
    Nachdem Fig die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, sagte Dusty: »Wir stecken ziemlich in der Klemme, Fig. Wir hätten auch zu Ned gehen können, aber der würde Skeet wahrscheinlich früher oder später erwürgen, darum …«
    »Wollt ihr euch nicht setzen?«, sagte Fig und lotste sie zu einem Klapptisch.
    Die drei Besucher folgten seiner Aufforderung und zogen Stühle an den Tisch, während sich der Hund darunter verkroch.
    »Wir hätten auch zu meiner Mutter fahren können, aber sie würde …«, sagte Martie.
    »Saft?«,

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