Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
zu diktieren, die dieser in sein handgeschriebenes Tagebuch übertragen hätte, als wären es seine eigenen düsteren Fantasien. Ahriman hatte Ähnliches bereits während einiger der vorangegangenen Sitzungen getan, und inzwischen füllten die wie im Delirium hingekritzelten Hasstiraden, Weltuntergangsprophezeiungen und Ausbrüche paranoider Ängste – die ausnahmslos in irgendeinem Zusammenhang mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten standen – fast zweihundert Seiten des Tagebuchs. Der Schauspieler hatte keinerlei Erinnerung daran, so etwas je geschrieben zu haben, und schlug das Tagebuch nur auf, wenn es ihm von Ahriman befohlen wurde; war der Idiot aber nach seinem heimtückischen Anschlag auf die Nase des Präsidenten erst einmal niedergestreckt, würden die Ermittlungsbeamten unter einem Berg von Slips, die der Filmstar den Heerscharen der von ihm verführten Frauen als Erinnerungsstücke abgeschwatzt hatte, dieses anrüchige Dokument finden.
    In seiner Sorge wegen Skeets überfallartiger Entführung aus der Klinik durch das Ehepaar Rhodes beschloss der Arzt jedoch, diesmal auf das gewohnte Diktat zu verzichten. Die vorhandenen zweihundert Seiten würden reichen, sowohl die Beamten des FBI als auch die Leser der Boulevardzeitungen zu überzeugen.
    Gehorsam folgte der Schauspieler Ahrimans Anweisungen und ging, behände wie ein zwanzig Jahre jüngerer, durchtrainierter Sportler, an der Wand gegenüber dem Fernseher wieder in den Kopfstand.
    »Du wirst dich nicht daran erinnern, dass wir vorhin schon miteinander gesprochen haben. Fang jetzt an zu zählen«, sagte Ahriman.
    Bei zehn kehrte der Schauspieler aus seiner inneren Kapelle zurück und war wieder bei vollem Bewusstsein. Seiner Wahrnehmung nach hatte der Psychiater erst in diesem Augenblick den Raum betreten.
    »Mark? Was führt Sie denn um diese Zeit hierher?«
    »Ich war wegen eines anderen Patienten hier im Haus. Und was machen Sie da?«
    »Ich bringe ungefähr eine Stunde am Tag in dieser Position zu. Es fördert die Durchblutung im Gehirn.«
    »Das Ergebnis ist nicht zu übersehen.«
    »Ja, nicht wahr?«, sagte der Filmstar, und sein strahlendes Lächeln stand dabei Kopf.
    Sich selbst zur Ruhe mahnend, erging sich Ahriman, damit sein Gegenüber wenigstens etwas hatte, woran er sich nach seinem Besuch erinnern würde, in einer todlangweiligen Unterhaltung über die gewaltigen Summen, die der neueste Megahit des Schauspielers derzeit einspielte. Als er das Zimmer Nummer 146 endlich verließ, wusste er mehr über Besucherzahlen und Zuschauerverhalten in den Kinos der Einkaufszentren im Großraum Chicago, als ihm lieb war.
    Gefeierter Star. Beißt der Macht die Nase ab. Applaus der Massen.
    Nicht umwerfend, aber schon viel besser. Daran konnte man arbeiten.
    *
    Draußen toste der Januarwind, und im Innern des Wohnwagens zirpten elektronische Heuschrecken, als Dusty seinen Bruder mit dem Namen Dr. Yen Lo aktivierte.
    Der Junge richtete sich am Tisch etwas gerader auf, und erst jetzt, als Dusty dessen völlig ausdruckslose Miene sah, wurde ihm bewusst, welche heimliche Verzweiflung zuvor darin gestanden hatte. Diese Erkenntnis verstärkte seine latente Trauer über die Tatsache, dass Skeet in so jungen Jahren schon die Chance, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen, verbaut worden war.
    Er führte Skeet durch dessen persönliches Haiku und erhielt die drei entsprechenden Antworten.
    »Genau«, sagte Fig Newton, als würde er sich mit solchen Techniken der Bewusstseinsbeeinflussung bestens auskennen.
    Wenige Minuten zuvor hatte Dusty während einer kurzen Beratung unter vier Augen mit Martie in Figs Bibliothek – einem kleinen Raum, der voll gestopft war mit Büchern über Ufos, Entführungen durch Außerirdische, Spontanverbrennungen von Menschen, Wesen aus einer anderen Dimension und das Bermuda-Dreieck – dieser erklärt, welche Wirkung er bei Skeet zu erzielen hoffe. Was er vorhabe, erscheine ihm allerdings angesichts der labilen psychischen Verfassung seines Bruders ziemlich riskant. Es stehe zu befürchten, damit möglicherweise mehr Schaden als Gutes anzurichten. Zu seiner Überraschung hatte Martie seinen Plan jedoch ohne Zögern gutgeheißen. Da er fester auf Marties gesunden Menschenverstand baute als darauf, dass die Sonne jeden Morgen im Osten aufging, war er nun, da er sich ihrer Unterstützung sicher war, bereit, die furchtbare Verantwortung für die möglichen Folgen seines Handelns zu übernehmen.
    Jetzt saß er Skeet

Weitere Kostenlose Bücher