Stimmen der Angst
Ordnung.«
Marties und Dustys Blicke begegneten sich, und offensichtlich hatte er ein ebenso schlechtes Gewissen wie sie, denn er sagte: »Fig, ich will ganz ehrlich mit dir sein. Ich glaube, dass jemand nach Skeet suchen wird, und vielleicht ist dieser Jemand nicht allein. Wahrscheinlich werden sie nicht hier auftauchen, aber wenn doch … Sie sind gefährlich.«
»Drogen?«, fragte Fig.
»Nein. Damit hat es nichts zu tun. Es ist …«
Während Dusty noch zögerte und nach Worten suchte, mit denen er ihre absurde Lage erklären konnte, ohne Figs Gutgläubigkeit überzustrapazieren, ergriff Martie das Wort. »Es klingt vielleicht verrückt, aber wir sind in irgendeine gefährliche Sache hineingeraten, in der es um Bewusstseinskontrolle, Gehirnwäsche und so geht …«
»Außerirdische?«, sagte Fig.
»Nein, nein. Wir …«
»Wesen aus einer anderen Dimension?«
»Nein. Es ist …«
»Geheimdienst?«
»Vielleicht«, sagte Martie.
»Der amerikanische Psychologenverband?«
Martie blieb der Mund offen stehen.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Dusty.
»Gibt nur fünf Möglichkeiten«, sagte Fig.
»Wie würde denn die fünfte lauten?«
Fig beugte sich nach vorn über den Tisch, der Ausdruck in seinem rosigen Mondgesicht so feierlich, wie es überhaupt möglich war, die klaren grauen Augen übervoll vom Kummer über den Zustand der Menschheit, der sein ständiger Begleiter war. »Bill Gates«, sagte er.
»Nicht schlecht, der Saft«, bemerkte Skeet.
*
Der nackte Mime. Schamloser Held der Kinos. Unrühmlicher Ruhm.
Grässlich. Konnten schon schöne Frauen den Arzt nur schwer zu Höhenflügen der dichterischen Komposition inspirieren, so taugte dieser Schmierenschauspieler mit seiner vom Schönheitschirurgen gemeißelten Nase und den kollagengepolsterten Lippen noch viel weniger zum Objekt eines unsterblichen Haiku.
Indem er sich von der Bettkante erhob und auf das ausdruckslose Gesicht mit den hin und her zuckenden Augen hinunterblickte, sagte Ahriman: »Wenn du die Nase abgebissen hast, wirst du sie nicht hinunterschlucken. Du wirst sie augenblicklich so wieder ausspucken, dass sie von einem Team erstklassiger Chirurgen wieder angenäht werden kann. Es geht hier nicht um ein tödliches Attentat und nicht um eine bleibende Verstümmelung. Es gibt ein paar Leute, die dem Präsidenten eine Botschaft zukommen lassen wollen – eine Warnung, wenn du so willst –, die er nicht ignorieren kann. Du bist nur der Überbringer der Botschaft. Sag mir, ob das klar ist oder nicht.«
»Es ist klar.«
»Wiederhol meine Anweisungen!«
Der Schauspieler wiederholte die Instruktionen Wort für Wort, präziser als er je einen Rollentext auswendig gelernt hatte.
»Obwohl du dem Präsidenten ansonsten kein Haar krümmst, wirst du alle anderen Anwesenden bei deiner Flucht als Freiwild betrachten.«
»Ich verstehe.«
»In der ersten Schrecksekunde nach dem Anschlag wird deine Chance liegen, dich außer Reichweite der Sicherheitsbeamten zu bringen, bevor sie reagieren können.«
»Ja.«
»Aber sie werden dir innerhalb kürzester Zeit auf den Fersen sein. Dann tust du, was getan werden muss … aber du wirst dich nicht lebendig ergreifen lassen . Du könntest dir zum Beispiel vorstellen, du bist Indiana Jones und wirst von Naziverbrechern und ihren Schergen verfolgt. Sei erfinderisch, wenn es darum geht, Chaos zu verbreiten, benutz alltägliche Gebrauchsgegenstände als Waffen, kämpf dir ohne Rücksicht auf Verluste deinen Weg frei, bis du niedergeschossen wirst.«
Die hübsche kleine Episode mit dem Schauspieler war eine Auftragsarbeit, wie er sie von Zeit zu Zeit anzunehmen gezwungen war. Das war der Preis dafür, dass er seine Methoden der Bewusstseinsveränderung auch zum Privatvergnügen anwenden konnte, ohne ernsthaft mit einer Gefängnisstrafe rechnen zu müssen, wenn bei einem seiner Spiele etwas schief ging.
Hätte es sich in diesem Fall um ein eigenes Projekt gehandelt, wäre das Szenario nicht so simpel ausgefallen. Aber wenn es diesem Spielchen auch an Raffinesse mangelte, hatte es doch einen hohen Spaßfaktor aufzuweisen.
Nachdem er wie üblich den Schauspieler so programmiert hatte, dass er sich später an nichts mehr erinnern würde, was während der Trance passiert war, kehrte er mit ihm ins Wohnzimmer der Suite zurück.
Ursprünglich hatte er mindestens eine Stunde darauf verwenden wollen, dem Schauspieler noch alle möglichen mehr oder weniger unzusammenhängenden psychotischen Ergüsse
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